Wie ein Online-Shop auf Social-Media-Plattformen verzichtet: Interview mit GrüneErde.com

Veröffentlicht: 28.06.2017 | Geschrieben von: Christian Laude Test | Letzte Aktualisierung: 28.06.2017

In diesem Interview erläutert Grüne-Erde-Geschäftsführer Reinhard Kepplinger, warum sein Online-Shop seit März 2015 auf die Nutzung von Social-Media-Plattformen und Online-Tools zur Messung von Kundenaktivitäten verzichtet.

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OnlinehändlerNews: Wieso hat sich Grüne Erde explizit dafür entschieden, komplett auf die Nutzung von sozialen Netzwerken zu verzichten?

Reinhard Kepplinger: Vor über zwei Jahren, im März 2015, hat sich Grüne Erde gegen den allgemeinen Trend gestellt und sich bewusst von Facebook, Twitter und Co. verabschiedet, weil der Schutz der Kundendaten dort nicht gewährleistet ist. Zugleich verzichtet Grüne Erde auf zahlreiche nützliche Online-Tools, sofern diese Daten an Dritte übermitteln. Die Daten unserer Kundinnen und Kunden werden nicht an Dritte weitergegeben. [...] Umso erfreulicher ist, dass der Online-Bereich trotz dieser „Einschränkungen“ so kräftig zulegen konnte (im Vorjahr um 18,6 Prozent). Dies ist auch den laufenden Investitionen in die vollständig selbst entwickelte Internetplattform zu verdanken, etwa in einen Online-Matratzenberater oder redaktionelle Inhalte.

Wie haben Ihre Kunden auf diese Ankündigung reagiert?

Die KundInnen der Grünen Erde sind kritische KonsumentInnen und haben sehr positiv auf den Rückzug und das konsequente Handeln der Grünen Erde reagiert. Der Datenschutz ist für unsere KundInnen genauso wichtig wie für uns. Die Grundsätze, die das Unternehmen in der realen Welt hat, gelten auch in der digitalen Sphäre. Und dazu zählt das eiserne Prinzip, dass die Daten der Kundinnen und Kunden ausschließlich beim Unternehmen bleiben und niemals an Dritte weitergegeben werden. Grüne Erde reagiert mit diesen Maßnahmen auf das wachsende Unbehagen vieler Menschen angesichts der unermesslichen Datengier von Konzernen und staatlichen Behörden.

Was hat sich für Grüne Erde seitdem verändert? Haben Sie im Vergleich zu der Zeit vor dem Rückzug Umsatzeinbußen bzw. einen spürbaren Kundenrückgang zu verzeichnen?

Zum vierten Mal in Folge steigerte Grüne Erde seinen Umsatz 2015/16 (43,2 Millionen Euro) und sein Jahresergebnis (1,9 Millionen Euro). Zu verdanken ist dieser Erfolg der konsequenten ökologischen Grundhaltung, den vielen neuen Produkten, der weiteren Verbesserung der Grüne-Erde-Stores und den Investitionen in die Homepage, die mit höchsten Datenschutzauflagen und ganz ohne soziale Medien neue Kundinnen und Kunden für die Produkte von Grüne Erde begeistert.

Wie pflegt Grüne Erde den Kontakt zu seinen Kunden ohne Social-Media-Plattformen?

Wir wollen mit unseren Kundinnen und Kunden über Kanäle kommunizieren, bei denen niemand mithört. Als Beispiele seien hier der wöchentliche Mail-Newsletter, das gern genutzte Forum auf der Homepage www.grueneerde.com und natürlich der persönliche Kundenkontakt in den Grüne-Erde-Stores und im telefonischen Kundenservicecenter genannt. Ein Live-Chat zwischen Kundinnen und Kunden und Grüne-Erde-MitarbeiterInnen wird in Kürze ebenfalls möglich sein.

Halten Sie einen Rückzug von dieser Entscheidung für realistisch? Was müsste sich ändern, um die Entscheidung zu revidieren?

Das Internet bietet in seiner heutigen Form ungeahnte Möglichkeiten, die unser Leben erleichtern und verbessern. Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit hat es ein derart mächtiges Kommunikationsmittel gegeben, das Informationen über Kontinente hinweg verbreitet und eine direkte Kommunikation zwischen großen Gruppen räumlich getrennter Individuen ermöglicht. Dieses Ideal wird durch die Aushöhlung des Datenschutzes und der Bürgerfreiheit untergraben – eine Gefahr, die den ökologischen und sozialen Problemen unserer globalisierten Gesellschaft ebenbürtig werden kann. Das Unternehmen Grüne Erde sieht es daher als seine Verantwortung, als Vorreiter Schritte zu setzen, um dieses wertvolle Kommunikationswerkzeug auch in Zukunft verantwortungsvoll nutzen zu können. Ein Ausstieg aus Sozialen Medien ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.


Onlinehändler Magazin 06/2017

Dies ist ein Interview mit Reinhard Kepplinger, dem Geschäftsführer des Online-Shops GrüneErde.com. Den vollständigen Beitrag inklusive weiteren Hintergrundinformationen finden Sie in der Juni-Ausgabe unseres Onlinehändler Magazins. Im Artikel blicken wir weiterhin unter anderem auf Großkonzerne, die in der Vergangenheit zum Social-Media-Verzicht aufgerufen haben sowie auf Daten, die von verschiedenen Tools im Online-Marketing abgegriffen werden.

Aber auch darüber hinaus finden Sie im Heft jede Menge Hintergründe zum Online-Handel. Wir erklären etwa, was bei einem Relaunch zu beachten ist, nehmen das Ebay-Frühjahrsupdate auseinander und blicken uns in den Retouren-Abteilungen verschiedener Online-Händler um.

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Kommentare  

#1 Stephan 2017-07-21 10:48
Ich respektiere natürlich die Entscheidung des Unternehmens. Aber was ist jetzt eigentlich die Kernaussage dieses Artikels?
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