Ogone: "Wir überprüfen Käufer anhand des Fingerabdrucks"

Veröffentlicht: 28.01.2014 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 21.10.2014

Als Teil des weltweit agierenden Payment-Konzerns Igenico bietet der Bezahldienst Ogone Online-Händlern die Einbindung mehrerer lokaler und internationaler Zahlungsmethoden an. Im Interview erklärt Christoph Jung von Ogone, welche Arten der Bezahlung momentan besonders gefragt sind und warum deutsche Online-Händler besonders risikofreudig sind.

Der Bezahldienst Ogone setzt auf Fingerabdrücke.

(Bildquelle Fingerprint: Nonnakrit via Shutterstock)

OnlinehändlerNews: Ogone bietet mehrere Arten der Bezahlung an. Sowohl mobile, online als auch via Telefon oder Post. Welche Art wird von den Kunden in Deutschland am meisten nachgefragt?

Christoph Jung: Bezahlungen für den klassischen Versandhandel via Telefon (meistens Zahlung per Kreditkarte, Rechnung oder Lastschriftverfahren) oder Post (Zahlung per Nachnahme) haben weiterhin Bestand. Obwohl der Online-Versandhandel derzeit noch die größte Nachfrage bildet, geht der Trend ganz klar in Richtung Mobile-Payment. Wir spüren eine klare Nachfrage von Online-Händlern in Deutschland nach den landestypischen Zahlmethoden der angrenzenden Länder, wie z.B. iDeal für die Niederlanden oder Bancontact / Mister Cash für Belgien.

Bei welcher der genannten Bezahlarten sehen Sie das größte Potential für die Zukunft?

Unter den Online-Vertriebskanälen sind mobile Geräte und Smartphones derzeit die Shooting-Stars. Laut Google greifen inzwischen mehr Menschen über mobile Geräte auf das Internet zu als über PCs. Eine weitere Studie von Adobe hat ergeben, dass rund 60 Prozent der mobilen Einkäufer im vergangenen Jahr über Apps auf Shoppingtour waren. Ein Beispiel aus unseren Statistiken zum Weihnachtsgeschäft 2013 bestärkt diesen Trend: 4,5 Prozent aller Online-Einkäufe wurden im Dezember 2013 bereits per Smartphone gezahlt. Das ist ein Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Transaktionen über Tabletts haben sich sogar verdoppelt. Gemessen am gesamten Online-Shopping liegen sie mittlerweile bei neun Prozent.

In diesem Zusammenhang ist natürlich spannend, welche Zahlarten sich durchsetzen. Beim Mobile Shopping ist derzeit die Kreditkarte beliebtestes Zahlverfahren. Denn wer über mobile Geräte shoppt, hat selten zusätzliche Informationen wie beispielsweise seine TAN-Liste zur Hand. Und während einer Straßenbahnfahrt ist selten so viel Zeit, um aufwendige Daten in Formulare zu tippen. Sehr empfehlenswert ist eine Stammkundenfunktion, die den Kunden und sein präferiertes Zahlverfahren automatisch erkennt und den Aufwand für den Käufer und damit die Kaufabbrüche gering hält. Fakt ist: Mobile Payment steckt noch in den Kinderschuhen, beispielsweise werden Beträge direkt über den Mobilfunkbetreiber als Direct Carrier Billing abgerechnet. Eventuell sollten wir diese Evolutionsstufe aber überspringen und gleich zur nächsten Payment-Generation übergehen. Hier stellt sich die Frage: Was hat jeder Mensch häufiger bei sich als sein Mobiltelefon? Denkbar wäre beispielsweise eine Zukunft mit Biometrie-Verfahren.

Wird die Bezahlung via Telefon oder Post auch in Deutschland genutzt? 

Ja. Zahlungen via Post (Nachnahme) werden weiterhin bei zirka fünf Prozent aller Online-Einkäufe genutzt. Telefonische Zahlungen kommen häufig bei Online-Shops vor, die im Nachgang zum Online-Kauf telefonische Beratungen durchführen und darüber weitere Verkäufe initiieren. Klassische Zahlmethoden sind hier die Kreditkarte, die Lastschrift und natürlich auch die Rechnung.

Welche Angebote bieten Sie insbesondere für kleinere und mittlere Online-Händler?

Unsere Angebote sind modular aufgebaut, so dass Preis und Leistung optimal zum jeweiligen Bedarf passen. Neben der technischen Dienstleistung nehmen wir den Händler „an die Hand“, falls gewünscht, und beraten ihn individuell und ganzheitlich zum Thema Payment. Besonders kleine und mittlere Kunden schätzen das maßgeschneiderte Angebot sehr.

Wie viele Mitarbeiter hat Ogone? Wie hoch ist der Jahresumsatz?

Was wir sagen können: Mehr als 50.000 Unternehmen nutzen weltweit Ogone. Ingenico, der Mutterkonzern von Ogone, beschäftigit insgesamt 4.000 Mitarbeiter weltweit.

Gerade im Online-Handel gibt es bekanntlich vergleichsweise viele Betrugsfälle. Sie haben in einer Studie untersucht, wie sich Händler dagegen schützen können. Was haben Sie herausgefunden?

Wir haben vergangenen Herbst die erste europaweite Studie zum Thema Betrugsprävention unter Internet-Händlern durchgeführt. Spannend in Bezug auf die Händler in Deutschland ist, dass sich über die Hälfte der Befragten besonders risikofreudig zeigte. Während Webshop-Betreiber hierzulande den Fokus eindeutig auf einen möglichst hohen Umsatz legen und dafür auch Zahlungsausfälle durch Betrüger eher mal in Kauf nehmen, verzichten beispielsweise Webshops in Großbritannien, in den Niederlanden oder in Frankreich lieber auf Umsatz, wenn ihnen ein Onlineeinkauf nicht einhundert Prozent sicher erscheint.

Worin sehen Sie eine besondere Gefahr für Online-Händler und was bieten Sie für Lösungen zu deren Schutz an?

Online-Händler werden heute mit immer einfallsreicheren Betrügern konfrontiert. Da Händler meist über mehrere digitale Kanäle verkaufen, müssen sie gleichzeitig auch immer all diese Kanäle im Blick behalten. Das ist aufwendig. Und wer es nicht tut, läuft Gefahr, Opfer von Betrügereien und Zahlungsausfällen zu werden.

Wir stellen unseren Kunden deshalb Betrugspräventionstools zur Verfügung. Mit denen können Händler nicht nur offensichtliche, sondern auch sehr komplexe Betrugsversuche automatisiert abwehren. Darüber hinaus haben wir mit Ogone Fraud Expert ein Tool entwickelt, das für Händler den Forderungsausfall minimiert, da es die vorhandenen Risiko-Analysen mit neusten Fraud-Technologien kombiniert. Sobald bei einer Transaktion Zweifel auftreten, wird der Käufer anhand eines Fingerprinting-Tools in Echtzeit überprüft.

An welchen Projekten arbeiten Sie gerade, bzw. was würden Sie gerne in nächster Zeit als Payment-Dienstleister optimieren?

Wir konzentrieren uns derzeit auf Multi-Channel-Strategien, denn immer mehr Händler erweitern den stationären Vertrieb um Online- und Mobile-Shops. Umgekehrt drängen mittlerweile auch Online-Pure-Player in den stationären Handel. Zusätzlich können Kunden die Waren häufig über die Hotline oder per Katalog bestellen, der wiederum auch auf der Homepage integriert sein kann.

Längst haben Händler erkannt, dass sie langfristig nur mit einem ausgefeilten Multichannel-Konzept Erfolg haben können. Multichannel ist allerdings sehr komplex: Verkaufs-, Nachsende- und Retouren-Prozesse müssen meist ganz anders gesteuert werden. Gebraucht werden daher Plattformen, die alle Payment-Transaktionen und Daten miteinander verknüpfen, um manuellen Aufwand, Fehlerquote und Kosten zu reduzieren. Durch automatisierte Lösungen und die Abwicklung aller Transaktionen über eine Plattform lassen sich Prozesse optimieren, Betrüger schneller erkennen und der Händler erhält eine bessere Übersicht über alle Kanäle.

Wir arbeiten sehr verzahnt mit unserer Schwesterfirma easycash zusammen, die langjährige Expertise im stationären Handel mitbringt. Kunden können wir so unabhängig vom Verkaufskanal Produkte und Lösungen aus einer Hand anbieten.

Wie schätzen Sie als Experte in Sachen Online-Bezahlung die virtuelle Währung Bitcoin ein? Sehen Sie dafür einen Markt im Online-Handel?

Ich halte die derzeitige Diskussion zum Thema Bitcoin für überhitzt. Meines Ermessens sind sowohl die Prozesse als auch die Funktionen, die die Währung Bitcoin derzeit bietet, nicht ausreichend, um im Online-Handel genutzt zu werden. So dauert die Bestätigung einer Zahlung beispielsweise 10 bis 60 Minuten und hat man einmal gezahlt, kann diese Zahlung nicht mehr widerrufen werden.

Darüber hinaus unterliegt der Wechselkurs von Bitcoins heftigen Kursbewegungen: Schwankungen von 20 Prozent am Tag sind keine Ausnahme. Dieses Verlust-Risiko ist für den Handel sicherlich nicht attraktiv.

Christoph Jung spricht im Interview über den Bezahldienst Ogone.Über Christoph Jung 

Christoph Jung, 42, arbeitet seit Juli 2012 für Ogone. Als Head of Sales DACH obliegt ihm die Steuerung der Geschäftsaktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Bereich Payment und Finanzdienstleistung blickt er auf über 15 Jahre Erfahrung zurück: Zuvor war er als Senior Product Manager für ConCardis tätig; weitere Branchen-Expertise sammelte Jung als Business Development Manager beim IT-Finanzdienstleister Atos Worldline sowie in verschiedenen Finanzinstituten. Als ausgewiesener Payment-Experte ist Jung unter anderem Dozent an der Hochschule Niederrhein.

 

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