shipcloud: "Der Markt für Logistik-Dienstleistungen ist sehr intransparent"

Veröffentlicht: 03.02.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 21.10.2014

Die webionate GmbH wurde von Stefan Hollmann und Claus Fahlbusch gegründet. Mit shipcloud.io wird nun an einer umfangreichen Lösung gearbeitet, die es Online-Händlern erleichtern soll, verschiedene Logistik-Unternehmen in ihren Shop zu integrieren. Im Interview erklärt Stefan Hollmann, welche Herausforderungen sich dem jungen Unternehmen dabei stellen und welche Pläne es für die Zukunft gibt.

Paketübergabe 

(Bildquelle Paketübergabe: Ljupco Smokovski via Shutterstock)

OnlinehändlerNews: Mit shipcloud ermöglichen Sie es Online-Shops, mehrere Transportdienste über eine Schnittstelle zu integrieren. Wie kommt diese Geschäftsidee bisher bei Händlern und Lieferanten an?

Stefan Hollmann: Wir haben bisher großartiges Feedback bekommen. Es war uns klar, dass es einen Bedarf für eine solche Lösung gibt, wir hatten aber nicht erwartet, so oft ein „darauf haben wir die ganze Zeit gewartet“ zu hören.

Woher kam die Idee, eine solche Schnittstelle zu entwickeln?

Die Idee, die Services verschiedener Logistik-Dienstleister über einen zentralen Service anzubieten, ist nicht neu. Die Anbieter dieser Services zielen aber auf Großkunden mit entsprechenden Budgets ab, die bereit sind, große und aufwendige IT-Projekte zu stemmen. Denn die Schnittstellen der bisherigen Anbieter sind genauso komplex wie die Schnittstellen der Logistik-Dienstleister selbst.

Wir sind im Startup-Umfeld unterwegs. Auch dort ist Automatisierung von Versandprozessen ein Thema. Allerdings wird hier mit sehr kleinen Budgets und extrem kurzen Projektlaufzeiten gearbeitet, und so entstand die Idee, eine besonders einfache und schnell zu integrierende Schnittstelle zu entwickeln, die einen normalisierten Zugang zu den wichtigsten Services aller großen Paketdienstleister bietet. Und dies zu einem sehr günstigen Preis.

shipcloud bietet eine einheitliche Schnittstelle für viele verschiedene Logistik-Unternehmen an. Wie schwierig ist es, die Interessen der Konkurrenz-Unternehmen unter einen Hut zu bringen?

Dies ist tatsächlich eine Herausforderung. Der Markt für Logistik-Dienstleistungen ist sehr intransparent und abgeschottet. Die Paketdienstleister verhandeln ihre Konditionen und ihr Angebot mit ihren Geschäftskunden individuell, und da möchte sich natürlich niemand gern in die Karten schauen lassen. Services wie shipcloud sind da gefährlich, weil sie die Dienstleistungen vergleich- und vor allem leichter austauschbar machen. Das sieht man nicht bei allen Paketdiensten als Chance, sondern eher als Bedrohung, was im Sinne der Innovation und des Kunden schade ist.

Wie schwierig ist es dabei, neue Logistik-Unternehmen ins Boot zu holen?

Mit den neu auf den Markt kommenden Logistik-Dienstleistern ist das eigentlich sehr einfach. Services wie z.B. Tiramizoo oder MyLorry, die Paket- und Kurierleistungen anbieten, ist sowohl die technische Integration als auch die geschäftliche Zusammenarbeit sehr unkompliziert. Diese Unternehmen bieten schon selbst moderne und einfache Schnittstellen und sehen in erster Linie die großen Chancen im Logistik-Markt - und nicht die Bedrohung für das angestammte Geschäft. Die etablierten Paketdienstleister sind da schon eine größere Herausforderung. Sowohl die technische (Schnittstellen sind komplex oder kaum vorhanden) als auch die geschäftliche Zusammenarbeit ist komplexer. Hier spüren wir täglich, welchen Mehrwert wir unseren Kunden bieten, indem wir ihnen diese Komplexität abnehmen.

Inzwischen konnten Sie mit DHL, Hermes, GLS, DPD und UPS die größten Anbieter in Deutschland gewinnen. Wie wichtig ist für Sie jetzt die Anbindung kleinerer Paketdienste an das System?

Wir gehen im Moment aus Kostengründen sehr opportunistisch mit dem Anschluss weiterer Services um. Dienste, die besonders häufig nachgefragt werden, bekommen bei der Entwicklung eine höhere Priorität.

Das bedeutet aber nicht, dass wir uns nicht ständig interessante Services anschauen, bei denen wir einen USP im Markt sehen bzw. denen wir entsprechende Marktchancen zutrauen, wie zum Beispiel die bereits genannten Tiramizoo und MyLorry.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft, nachdem Sie nun den erfolgreichen Start mit den fünf größten Anbietern in Deutschland geschafft haben?

Wir werden uns jetzt im nächsten Schritt der Vervollständigung und Abrundung der Services für die „Big Five“ widmen und danach Paketdienste und Services aus dem europäischen Ausland angehen, um unser Angebot möglichst schnell in weitere Länder auszurollen.

Außerdem arbeiten wir daran, den Zugang zu shipcloud noch einfacher zu machen. Dazu entwickeln wir Anbindungen an verbreitete Shopsysteme und Warenwirtschaftssysteme, bzw. lassen diese von Partner entwickeln. So sind schon Plugins für Magento, Shopware, Oxid und Pixi entstanden, weitere werden folgen. So kann shipcloud auch von Händlern genutzt werden, die keine eigene Integration in ihr System bauen können oder wollen.

 

Stefan HollmannÜber Stefan Hollmann

Stefan Hollmann ist Gesellschafter und Geschäftsführer der webionate GmbH, die er 2010 zusammen mit Claus Fahlbusch in Hamburg gegründet hat. Webionate entwickelt Online-Shops und individuelle Web-Applikationen auf Basis von Ruby on Rails.

Aktuell arbeiten Hollmann und Fahlbusch an shipcloud.io, einer cloud-basierten Plattform, die Online-Händlern die technische Anbindung an Transportdienstleister (DHL, UPS, Hermes, DPD, GLS usw.) erleichtern soll.

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