Kein Interesse an Gründung: Deutschland in der StartUp-Misere?

Veröffentlicht: 26.05.2015 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 26.05.2015

Es herrscht Ebbe in der deutschen Gründerszene: Die Tage des sorglosen Gründens sind vorbei. Immer weniger Menschen zeigen Interesse, ihr eigenes Geschäftskonzept zu verwirklichen. Die Gründe für diese Lage sind verschieden. Doch es gibt durchaus auch Entwicklungen, die Hoffnung auf eine gründungsfreudigere Zukunft geben.

vertrocknete Pflanze

(Bildquelle vertrocknete Pflanze: Pattanawit Chan via Shutterstock)

Deutschland steckt fest – in einer Trägheit zur Gründung. In einer „Gründungsmisere“, wie es der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, zusammenfasst. Zum vierten Mal in Folge ist die Zahl der IHK-Gespräche bezüglich StartUp-Einstieg und -Beratung gesunken. Das Interesse an der Verwirklichung eigener Unternehmenskonzepte sei somit „auf ein historisches Tief gesunken.“ – Das zeigen zumindest die Zahlen des neuen DIHK-Gründerreports 2015:

 

Screenshot: Gründerreport 2015 der dihk
Screenshot: Gründerreport 2015 © dihk

Gründung nicht mehr vorrangig als Erwerbsalternative

Begründet ist diese Entwicklung unter anderem im aktuellen Arbeitsmarkt: Weil sich die Lage hier in den vergangenen Jahren tendenziell gebessert hat, wollen auch immer weniger Menschen die Gründung eines StartUps auf sich nehmen, weil sie keine anderen Erwerbsalternativen sehen. Ein gewisser Druck zum Gründen scheint also abgebaut worden zu sein:

 

Screenshot: Gründerreport 2015 der dihk
Screenshot: Gründerreport 2015 © dihk

Hinzu kommen jedoch noch andere Faktoren: Schweitzer von der DIHK verweist nämlich noch auf „ein Mehr an Bürokratie, das Unternehmen vor allem durch den Mindestlohn aufgebürdet wird“. Und die Bürokratie dürfte durchaus ein Aspekt mit einem nicht zu unterschätzenden Angstfaktor sein. Schließlich müssen im Zuge einer Gründung diverse gesetzliche, steuerliche, versicherungstechnische und sonstige bürokratischen Normen und Regelungen beachtet werden.

StartUps: Gründung ist keine Männersache!

Wie dem auch sei. Es gibt auch erfreuliche Nachrichten: So habe sich zum Beispiel die Zahl der Gründerinnen verbessert. Lag ihr Anteil im Jahr 2003 noch bei 32 Prozent, ist er inzwischen auf 44 Prozent gestiegen. Von einem sprunghaften Wachstum oder einer enormen Entwicklung kann man angesichts des mageren Anstiegs von Jahr zu Jahr jedoch nicht sprechen.

Doch es gibt noch weitere positive Fortschritte im Sektor der StartUps: Mittlerweile haben fast 20 Prozent der Jungunternehmer einen Migrationshintergrund, wodurch das Geschehen auf dem Markt immer stärker belebt und der Innovationsmotor der Wirtschaft weiter vorangetrieben würde.

Alles in allem sehen die IHKs den Tiefpunkt am Interesse einer Gründung im Jahr 2015 erreicht. Das heißt, man darf auf Besserung und steigende Zahlen hoffen. Vor allem im Gesundheitssektor – im Bereich Pflege, Medizintechnik und Dienstleistungen für Senioren, aber auch beim Thema Wellness und Fitness – sehen die Industrie- und Handelskammern Chancen auf Gründungserfolge. Ebenso erwarte man gute Möglichkeiten in der Rubrik Freizeit und Gastronomie sowie Online-Handelsplattformen und Dienstleistungen für Forschung und Entwicklung.

Gründung: Zahlen von KfW Research weichen erheblich ab

Diesen Zahlen entgegen steht im Übrigen der aktuelle Gründungsmonitor 2015 aus dem Hause KfW Research. Dieser verzeichnet von 2013 auf 2014 einen Gründungsanstieg um 47.000 auf rund 915.000 Menschen, die den „Sprung in die unternehmerische Selbständigkeit“ wagten. Die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung liege in den freiberuflichen Branchen. In gewerblichen Bereichen gab es 2014 auch dieser Erhebung zufolge ein Minus. Die Zahl sank im Vergleich zum Vorjahr um 14.000 auf rund 547.000 Gründer. 

Tiefere Einblicke in den Sektor der Gründung und aktuelle KfW-Zahlen erhalten Sie hier.

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