Bandenmäßiger Betrug im Online-Handel?

Veröffentlicht: 09.11.2016 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 09.11.2016

Gibt es einen bandenmäßigen Betrug im Internet? Das Forschungsprojekt zur „Analyse und Bekämpfung bandenmäßigen Betruges im Onlinehandel (ABBO)“ wollte dies nun genauer wissen und hat Online-Händler dazu befragt. Das Ergbnis der Studie zeigt, dass Betrüge an der Tagesordnung sind, doch oft können Händler nicht einschätzen, ob sie Opfer von bandenmäßigem Betrug sind.

A road warning sign against a stormy sky with words Fraud Alert, Warning of Fraud
© karen roach – shutterstock.com

Das Thema Betrug ist im Online-Handel mittlerweile gegenwärtig. Allein die Händlerbund Retouren-Studie aus dem Oktober 2016 zeigt deutlich, wie groß die Probleme unter anderem bei Retouren und beim Missbrauch des Widerrufrechts sind.

Es sind jedoch nicht nur betrügerische Kunden, die den Händlern das Leben schwer machen. Das Forschungsprojekt ABBO (Analyse und Bekämpfung bandenmäßigen Betruges im Onlinehandel) hat mit Hilfe einer Umfrage untersucht, wie oft Online-Händler Opfer von bandenmäßigem Betrug geworden sind.

Missbrauch des Widerrufrechts kommt häufig vor

Die nichtrepräsentative Studie kommt dabei zu dem Ergebnis, dass insgesamt 56 Prozent der befragten Unternehmen in dem Untersuchungszeitraum der letzten zwei Jahre von bandenmäßigem Betrug im Bereich Onlinehandel betroffen waren. Die Differenzierung nach Delikten zeigt, dass die Unternehmen vor allem von Identitätsdiebstahl (60 Prozent), Warenkreditbetrug (51 Prozent) oder Missbrauch des Widerrufsrechts (49 Prozent) betroffen waren.

Betroffenheit der Deligkte
© ABBO - Betroffenheit der Unternehmen nach Delikt

Mit Blick auf die Häufigkeit der jeweiligen Delikte pro Jahr gaben die befragten Händler an, im Durchschnitt fünf Mal pro Jahr wiederholt von einem Delikt bzw. mehreren der oben genannten Delikte betroffen gewesen zu sein. An erster Stelle steht dabei vor allem der Missbrauch des Widerrufrechts mit durchschnittlich sechs Mal pro Jahr. Kreditkartenbetrug durchschnittlich fünf Mal pro Jahr, sowie Identitätsdiebstahl und Warenkreditbetrug jeweils durchschnittlich vier Mal pro Jahr. Die größten Schäden entstanden dabei durch Stoßbetrug (durchschnittlich 4.750 Euro pro Jahr) und Warenkreditbetrug (durchschnittlich 2.993 Euro pro Jahr).

Häufigkeit und Schadensausmaß nach Delikt
© ABBO - Häufigkeit und Schadensausmaß nach Delikt

Ziele der Betrügereien sind besonders oft die Sortimente bzw. Warengruppen Textilien, Kleidung, Sportartikel, Schuhe und Lederwaren sowie Fotogeräte, -zubehör und Elektronik, aber auch Baustoffe, Werkzeuge, Kraftfahrzeugzubehör und Schmuck. Für die Studienautoren zeigt sich zwar kein genereller Trend, doch geben sie zu bedenken, dass es sich bei den bevorzugten Waren in der Regel um Produkte mit einen guten Weiter-Veräußerungswert handle, die leicht transportierbar und damit handelbar sind und auch einen großen potenziellen Käufermarkt ansprechen.

Bandenmäßiger Betrug oder Einzeltäter?

Doch wer steckt hinter dem Betrug? Wer sind die Täter? Einzelpersonen oder tatsächlich Banden? Laut Studie gab die Häfte der befragten Händler (50 Prozent) an, dass es sich um Banden handeln könnte, während die andere Hälfte Einzeltäter (47 Prozent) oder Sonstige (3 Prozent) vermutet. Und tatsächlich, so sehen es auch die Studienautoren, zeigt dieses Ergebnis ein Problem: Die betroffenen Händler haben oft nicht die Möglichkeit herauszufinden, ob sie Opfer eines bandenmäßigen Betruges geworden sind, oder ob hinter dem Betrug vielleicht nur eine Einzelperson steht. Einen Lösungsvorschlag, wie Händler sicher nachvollziehen können, wem sie zum Opfer gefallen sind, bietet die Studie allerdings nicht an.

Sie sind selbst Opfer von Cyberkriminalität geworden? In der aktuellen Novemberausgabe des Onlinehändler Magazins erklären wir, was man bei einer Attacke bzw. bei Betrügereien aus dem Netz machen kann. 

 

Kommentare  

#3 Peter Kemper 2017-01-26 02:29
Die grösste Bande ist aber meiner Meinung nach der Staat selber mit seiner undurchsichtige n, ungerechten und sich verselbständigt en Gesetz- und Steuergebung.

Da sind die Banden, von denen hier die Rede ist nur Kleinstkriminel le gegen.
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#2 Timo 2016-11-11 03:50
Da die Betrüger (wenn es denn Bandenmäßig passiert) höchstwahrschei nlich über ausländische Proxy Adressen die Bestellung aufgeben, könnte eine IP Sperrung für alle Adressen außerhalb von Deutschland helfen. Deutsche Proxys wird da niemand verwenden da diese Transparent für Ermittler sind.
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#1 Sigi 2016-11-10 12:23
"Die betroffenen Händler haben oft nicht die Möglichkeit herauszufinden, ob sie Opfer eines bandenmäßigen Betruges geworden sind, oder ob hinter dem Betrug vielleicht nur eine Einzelperson steht"

die Studien haben wohl Problemen!

den betroffenen Händler interessiert nicht, ob er Opfer eines bandenmäßigen Betruges geworden sind, oder ob hinter dem Betrug vielleicht nur eine Einzelperson steht. er will nur sein Geld oder Waren wieder sehen, und das ist es gut wie nie der Fall, weil Verfahren mangels Erfolgaussichte n und "geringen Schadenswert" nach ca. 1 Monat eingestellt wird. und zwar immer. die "Einzelpersonen und / oder bandenmäßigen Betrüger" wissen diesen Umstand offenbar auch zu schätzen, was zusätzlich motivierend ist, da denen eh nichts passieren kann.
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