Digitalisierung: Handwerker holen auf, dennoch viel Luft nach oben

Veröffentlicht: 14.03.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 14.03.2017

Wo Online-Händler seit vielen Jahren tief in die Welt der Digitalisierung abgetaucht sind und Kunden mit einer Vielzahl von digitalen Features und Services locken, haben viele Handwerker immer noch Nachholbedarf. Doch neue Studien zeigen, dass es langsam Fortschritte gibt.

Handwerk: Laptop auf Schreinerbank
© Rawpixel.com – shutterstock.com

Eine neue Studie des Digitalverbandes Bitkom zeigt: Es tut sich was im Dienstleister-Bereich. Immer mehr Handwerker wollen den digitalen Wünschen ihrer Kunden nachkommen und bieten daher selbst zunehmend digitale Services an. So ist bereits mehr als ein Viertel der deutschen Handwerksbetriebe in Deutschland (26 Prozent) in sozialen Netzwerken aktiv, um hier mit Kunden oder Partnern in Kontakt zu treten. Mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) greift auf spezielle Kundenportale im Internet zurück – zum Beispiel eigene Websites oder Portale externer Anbieter.

Auch Online-Meetings oder Videokonferenzen sind zumindest in einigen wenigen Handwerksbetrieben kein Fremdwort mehr – rund jeder zehnte Betrieb (12 Prozent) greife auf entsprechende Online-Dienste zurück. Trauriges Schlusslicht in Sachen Digitalisierung: Nur drei von 100 Handwerker „betreiben einen eigenen Mikroblog oder twittern“, schreibt Bitkom weiter.

Handwerker: Mit einem Bein in der alten Welt

„Wer als Handwerker Kunden und Partner direkt erreichen will, muss im Internet präsent und ansprechbar sein“, kommentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Die digitale Kommunikation im Netz ist für Betriebe eine große Chance, neue Kunden zu gewinnen und auch überregional ihre Leistungen anzubieten.“

Doch ein anderer Wert belegt auch, dass ein Großteil der Handwerker noch immer an alten Methoden festhält: Ganze 90 Prozent der Betriebe haben zu Kommunikationszwecken nach wie vor ein Faxgerät in Nutzung. „Das Fax ist für die meisten Handwerker speziell zur Übermittlung von Aufträgen und Rechnungen noch unverzichtbar. Rechtlich gültig ist jedoch auch die Rechnung per E-Mail. Durch eine Umstellung können Betriebe Zeit und Geld sparen, die Umwelt schonen sowie einen Service anbieten, der auch in anderen Branchen üblich ist“, so Rohleder weiter.

Digitalisierung: Mittelständler wollen investieren

Die Zahlen zeigen also – Handwerker legen sich in digitaler Sicht langsam ins Zeug. Und auch eine aktuelle Studie des Kreditmarktplatzes Creditshelf führt vor Augen, dass sich viele mittelständische Unternehmen der Bedeutung der Digitalisierung durchaus bewusst sind. Demnach habe die Digitalisierung für neun von zehn deutschen Unternehmen (88 Prozent) „eine große oder sogar sehr große Bedeutung“, so die Pressemitteilung. Rund jeder dritte Betrieb benötige dabei im Zuge von Digitalisierungsstrategien voraussichtlich in diesem Jahr eine Finanzierung.

„Die aktuelle Untersuchung zeigt, welch hohen Stellenwert das Thema Industrie 4.0 inzwischen selbst bei kleinen und mittleren Betrieben hat“, sagt Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt. „Die Prioritäten haben sich verschoben. Insbesondere für Industrie- und Dienstleistungsbetriebe hat die Finanzierung der Digitalisierungsprojekte mit 43 Prozent beziehungsweise 46 Prozent den zweithöchsten Stellenwert. Hier entsteht also ein neuer, erheblicher Finanzierungsbedarf auf Seiten der mittelständischen Wirtschaft.“

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