27.000 Shops in zwei Monaten: EU-Studie zeigt Fake-Shop-Ausmaß

Veröffentlicht: 02.11.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 02.11.2017

Seit Jahren plagen Betrüger den Online-Handel. Über gefälschte oder gekaperte Shops bringen sie sowohl Kunden als auch Händler um ihr Geld. Eine aktuelle Studie des Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) zeigt nun das Ausmaß dieses Problems.

EU-Flagge
© Henderbeth – Shutterstock.com

27.000 Online-Shops, die mutmaßlich markenrechtsverletzende Ware vertreiben – so viele sollen laut EUIPO-Studie allein von Dezember 2016 bis Januar 2017 in Deutschland, Schweden, Großbritannien und Spanien aktiv gewesen sein. Polizeibehörden schätzen einem aktuellen Bericht des Handelsblattes zufolge, dass jedes Jahr 700.000 Menschen Opfer von sogenannten Fake-Shops werden. Dabei beobachtet Erling Vestergaard, Staatsanwalt bei der EUIPO, dass die Auftritte der Betrüger immer professioneller werden: „Viele dieser Fake-Shops schaffen es, die Verbraucher zu täuschen, weil sie sehr professionell gemacht sind.“

Gerade das Kapern von echten Shops bzw. Domains wird bei den Betrügern immer beliebter. So würden sie sich das Vertrauen der Kunden erschleichen, erklärt Vestergaard. 80 Prozent der Fake-Shops, die von der EUIPO identifiziert wurden, sollen diese Methode angewandt haben. Darunter finden sich auch 4.864 Adressen, die auf .de enden, also aus Deutschland kommen.

Fake-Shops werden häufig vom Ausland aus betrieben

Auch auf dem Amazon-Marktplatz greift das Problem in jüngster Zeit immer wieder um sich. Oft werden hier Shops, die nicht mehr genutzt werden, aber trotzdem noch aktiv sind, von Betrügern übernommen und anschließend mit gefälschten Produkten gefüllt. Auch aktive Händler werden immer wieder Opfer von Kriminellen, die die Shops hacken und anschließend mit Waren fluten. Die Betrüger profitieren zum einen von dem Namen des Shops, zum anderen von den vorhandenen Kundenbewertungen.

Viele der Fake-Shops werden von Kriminellen angelegt, die vom Ausland aus agieren. Laut EUIPO-Studie wurden 26 Prozent der identifizierten Fake-Shops von der Türkei aus gehostet, rund 19 Prozent saßen in den Niederlanden und 18 Prozent in den USA. Damit sind die Hintermänner der betrügerischen Shops für die Behörden schwer zu fassen.

In den Fällen, in denen Fake-Shop-Betreiber aber gefasst werden, warten harte Strafen: Erst im August wurde ein Mann vor dem Landgericht München zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und fünf Monaten verurteilt (wir berichteten). Er hatte rund 750 Kunden um etwa 428.000 Euro betrogen. Der Mann hatte Elektroartikel in Fake-Shops gegen Vorkasse angeboten, die Artikel aber nie geliefert.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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Kommentare  

#4 Redaktion 2017-11-03 12:57
Hallo Wolfgang,

Vielen Dank für die Anmerkungen.

Es geht in der EU-Studie um Shops, die billige Plagiate anstatt originaler Ware verschicken. Da die Kunden auch darüber betrogen werden und oft Domains gekapert werden, die dann auf andere Seiten verlinken, werden auch diese Shops als "Fake-Shops" bezeichnet.
Bei dem Vorkasse-Betrug handelt es sich natürlich um einen anderen Fall, der aber im Kern dasselbe Problem betrifft: Vorsätzlicher Betrug durch einen Online-Shop.

Viele Grüße
Die Redaktion.
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#3 hans 2017-11-03 11:33
Zitat: " rund 19 Prozent saßen in den Niederlanden und 18 Prozent in den USA. Damit sind die Hintermänner der betrügerischen Shops für die Behörden schwer zu fassen. "

Seit wann sind Internetbetrüge r die in den Niederlanden oder USA sitzen, schwer zu fassen. Ich dachte immer das gilt nur für Betrüger die in Rumänien oder noch weiter östlich sitzen. Ich denke eher das es die Behörden nicht interessiert.
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#2 Heidemann 2017-11-03 10:10
na irgendwie muss einen ja - die immer weitergehende drangsalierung der Onlinehändler schmackhaft /verständlich gemacht werden - jeden Morgen wenn ich aufstehe - bin ich schon am Pläne Schmieden - wem ich Heute wieder über den Leisten ziehe - genauso so ein Image hat man dann auch als Online-Händler - Bravo !
also gibt´s jetzt 27000 weniger F.... Shop´s ?
vermutlich nicht - keine Leute zum schließen oder verhaften - dann braucht man ja auch das Bedrohungspoten zial und schließlich möchte man ja auch die ""Hintermänner" " (ist das nicht eigentlich doppelt Sexistisch ??) mal kennen lernen.
ich sage dazu Sch... auf die Hinterfrauen - wenn die Strafen und das Risiko höher wären - gehen Ihnen auch irgendwann die "Vorderleute" aus.
dafür gibt´s natürlich kein Geld - denn der nächste Gipfel kommt bestimmt !
also ich finde jeden Tag auf Ebay locker 5-10 Private die auch gegen alle Markenrechte verstoßen - ohne zu suchen - sollte das nicht auch verboten werden ?
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#1 Wolfgang 2017-11-03 09:41
Was soll "markenrechtsve rletzende Ware" was bedeutet in dem Zusammenhang Fake Shops? Irgendwie wirkt der Artikel etwas zusammengeschus ter und nicht schlüssig. Oben wird von "markenrechtsve rletzende Ware" gesprochen unten dann von Vorkassebetrug. Das eine hat mit dem anderen meistens wahrescheinlich nichts zu tun. Markenrechte kann man bereits verletzen, wenn man Grauimporte verkauft. Das muss für den Käufer aber nicht unbedingt ein Problem sein.
Bringt mal Licht ins Dunkel und erklärt die Zahl 27.000 etwas genauer.
Grüsse Wolfgang
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