Tinder und Co.: Die meisten Dating-Apps schützen Nutzerdaten unzureichend

Veröffentlicht: 21.02.2018 | Geschrieben von: Anna Chumachenko | Letzte Aktualisierung: 05.07.2022

Wer online nach seiner zweiten Hälfte sucht, vertraut Apps oft sehr persönliche Informationen an. Doch wie eine aktuelle Auswertung der Stiftung Warentest zeigt, legen die Anbieter selten Wert auf Datenschutz und Transparenz.

Smartphone auf einem Tisch mit bunten Herzen daneben
© suriya yapin / Shutterstock.com

Stiftung Warentest hat Dating-Apps von 22 kostenlosen Anbietern untersucht. Unter die Lupe kam das Datensendeverhalten der iOS- und Android-Apps der Dienste, ebenso die zugehörige Datenschutzerklärung. Das Ergebnis ist kritisch zu betrachten, denn wie Spiegel Online meldet, würden die meisten zu viel verraten.

Nur wenige Anbieter schützen die Daten ihrer Nutzer

Was das Datensendeverhalten angeht, haben die Tester bei 20 der 22 Dienste mindestens in einer der beiden App-Versionen „erhebliche Schwächen" festgestellt. Nur fünf, darunter eine einzige für iOS, schützt Daten akzeptabel. Zu diesem Fazit kommt eine aktuelle Auswertung der Stiftung Warentest. Die Tester haben dafür die Kennenlern-Dienste von November bis Januar mit alleinigem Fokus auf den Datenschutz untersucht. Getestet wurden folgende Apps: Badoo, Bild­kontakte, Bumble, C-Date, eDarling, Elite Partner, Grindr, Happn, Jaumo, Joyce, Kiss­NoFrog, Lesarion, Lovescout24, Lovoo, MeetMe, Neu.de, Once, Parship, Romeo, Tinder, Twoo und Zoosk.

Zu viele persönliche Informationen, wie sexuelle Orientierung, Alter und Wohnort würden die Singlebörsen preisgeben. Auch die Standortanzeige könnte, besonders bei Applikationen, wie Grindr oder Lesarion, die auf ein homosexuelles Publikum ausgerichtet sind, in schwulenfeindlichen Ländern zu einer Bedrohung für den Nutzer werden.

Unnötige Daten werden an „Dritte” für Werbezwecke versendet

Stiftung Warentest stellt auch fest, dass die Mehrzahl der Apps Daten senden würde, die für ihren Betrieb nicht notwendig sind, darunter die Geräte-Identifikationsnummer des Smartphones und den Namen des Mobilfunkanbieters. Das betreffe beispielsweise beide App-Varianten bei Tinder, Grindr, Badoo und ElitePartner. Bei eDarling, Lovescout24 und Neu.de gilt das jeweils nur für die iOS-App. Nur bei Bildkontakte und KissNoFrog würden über die App keine „unnötigen Daten" versendet.

Zahlreiche Anbieter behalten sich vor, diese Informationen mit „Dritten“, also großen Werbefirmen wie Facebook, zu teilen. Gekoppelt mit einer Gerätekennung des Smartphones können im Nachhinein Nutzer­profile erstellt und für personalisierte Werbung vermarktet werden. So soll das auch der Fall bei Grindr sein: Hier würde die iOS-App demnach das Geschlecht und das Alter des Nutzers an Werbefirmen senden. Facebook erhalte von Grindr derweil den Namen des Mobilfunkanbieters und Nutzungsstatistiken der App. Wie die Stiftung Warentest schreibt, würden auch beispielsweise die iOS-App von Lovoo und beide Apps-Versionen von Tinder den Namen des Mobilfunkanbieters an Facebook verraten. Bei Tinder heißt es außerdem, die iOS-App übertrage Geräteinfos an eine US-Marketingfirma. Wer in welchem Umfang welche Infos erhält, bleibt jedoch unklar.

Zu ungenaue Informationen zur Nutzung der gesammelten Daten

Die Ergebnisse im zweiten Testbereich, einer Analyse der Datenschutzerklärungen, lassen den Markt der Dating-Apps jedoch auch in keinem guten Licht stehen. Denn bei keinem der 22 Dienste kommen die Tester der Stiftung Warentest zu dem Schluss, dass die Informationen darüber, wie gesammelte Daten genutzt und weitergegeben werden, „genau" seien. Bei den Apps Grindr, Happn und Romeo wurde von den Testern besonders kritisiert, dass die Datenschutzerklärung nur in englischer Sprache ist.

Die Stiftung Warentest betont, dass die Online-Dating-Interessierten nie außer Acht lassen sollten, dass alles, was sie öffentlich auf ihr Profil stellen, nicht nur von anderen Nutzern, sondern auch vom App-Anbieter gesehen und weiter geteilt werden kann.

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.