Amazon-Studie: Viele Händler stören sich nicht an Amazons tiefen Einblick in die Händlerdaten

Veröffentlicht: 17.10.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 17.10.2018

Welche Risiken befürchten Online-Händler, die auf Amazon Geschäfte treiben? Und welchen potenziellen Stolpersteinen gehen sie leichtfüßig aus dem Weg? Eine neue Studie will Antworten auf solche und ähnliche Fragen geben. Dabei stellt sich heraus: Vor den straffen Richtlinien auf dem Marktplatz haben die Anbieter mehr Ehrfurcht als vor der Tatsache, dass Amazon tiefe Einblicke in die Geschäfte seiner Händler erhält.

Amazon-Logo auf einem Smartphone
© XanderSt / Shutterstock.com

Die meisten Amazon-Händler sind der Meinung, dass der Marktplatz ihnen zahlreiche Möglichkeiten bietet, um die eigenen Geschäfte zu optimieren: Steigende Umsätze (85 Prozent), die Erschließung neuer Kundengruppen (64 Prozent) und die Expansion in neue Märkte (58 Prozent) sind dabei jene Aspekte, die die Händler verzeichnen und vorantreiben. So weit, so bekannt.

Was die Studie jedoch auch offenbart: Ein Großteil der Händler scheint sich keine oder zumindest wenig Sorgen darüber zu machen, dass Amazon tiefe Einblicke in sensible Geschäftsdaten und Geheimnisse seiner Marktplatzanbieter erhält.

Amazon als Risiko durch Analyse der Händler? Nö!

Mehr als die Hälfte der befragten Händler (rund 55 Prozent) sieht den Aspekt, dass Amazon Einblicke in potenziell sensible Daten und Geschäftsgeheimnisse erhält, nicht als Risiko, während dagegen nur 30 Prozent eine solche Gefahr für sich bestätigen. – Dies sind die Ergebnisse einer neuen Studie, die der vormalige Web-Science-Student Samuel Weihrauch im Rahmen seiner Masterarbeit an der TH Köln durchgeführt hat.

Befragt wurden dabei 143 kleine und mittelständische, deutsche Online-Händler aus verschiedenen Segmenten, von denen die meisten (77 Prozent) maximal neun Mitarbeiter haben. Zwar sind die Resultate dementsprechend nicht repräsentativ, dennoch geben sie einige interessante Einblicke: zum Beispiel etwa in den Einfluss des positiven Images von Amazon auf ihre eigenen Geschäfte oder andere Risiken.

Handel auf Amazon bringt Vorteile und Nachteile gleichermaßen

So zeigen die Ergebnisse der Studie beispielsweise, dass knapp 54 Prozent der befragten Händler der Meinung sind, dass sich das positive Image von Amazon bzw. das allgemeine Vertrauen in den Marktplatz auch positiv auf ihre eigenen Produkte auswirkt. Nicht einmal 16 Prozent können sich dieser Meinung nicht (oder gar nicht) anschließen.

Auf der anderen Seite birgt der Handel auf dem Marktplatz bekanntermaßen auch ein gewisses Risikopotenzial. Darauf angesprochen bestätigten 48 Prozent der Händler beispielsweise, dass Amazon selbst auch ähnliche Produkte anbietet und somit als direkter Konkurrent in Erscheinung tritt. Noch einmal 24 Prozent geben diesem Aspekt zumindest teilweise recht. Als durchaus reale Risiken werden demnach auch fallende Preise oder die strengen Richtlinien auf dem Marktplatz eingeschätzt: Während knapp 20 Prozent in den Amazon-Bedingungen keine Probleme sehen, stimmten 53 Prozent der Befragten diesem Risikopotenzial zu. Zudem sehen sechs von zehn Anbieter die sinkenden Preise als problematisch und für nur 14 Prozent gilt dieser Aspekt nicht als Risiko.

Die Masterarbeit, die die vorliegenden Studienergebnisse beinhaltet, wurden bereits eingereicht und bestanden.

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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Kommentare  

#2 Samuel 2018-10-31 13:54
Vielen Dank für den Artikel. Ich kann mir auch vorstellen, dass Amazon mittelfristig immer mehr Konkurrenzprodu kte selbst anbieten wird und so Händler in Zukunft weniger Umsatzpotential auf Amazon haben werden. Allein schon wenn man sich anguckt wie überbewertet Amazon an den Börsen ist - um diese Gewinnerwartung en irgendwann einmal erfüllen zu können muss Amazon wahrscheinlich den Gewinn der Händler abschöpfen. Hier müsste dann irgendwann die Kartellbehörde aktiv werden ... Derzeit wird ja schon von der EU überprüft inwiefern Amazon möglicherweise wettbewerbswidr ig Händlerdaten nutzt um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen (und beispielsweise ähnliche Produkte auf den Markt bringt) ... aus meiner Sicht macht das Amazon selbstverständl ich, aber mal gucken zu welchem Ergebnis die EU kommt und welche Konsequenzen das haben könnte ...
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#1 Martin 2018-10-24 12:02
Interessante Ergebnisse. Bei einem Amazon Stammtisch vor einigen Tagen meinte ein Speaker sogar, dass er der Meinung ist, dass Amazon sich irgendwann den Großteil der gut laufenden Produkte aller Marktplatzhändl er übernimmt.
Er ist also fest davon überzeugt, in 5 - 10 Jahren nur noch einen Bruchteil des aktuellen Umsatzes zu erzielen.
Kann ich mir so nicht ganz vorstellen, aber sobald das Wachstum nicht mehr in dieser Geschwindigkeit bei Amazon weitergeht und sie der Meinung sind, dass man das damit schneller forcieren könnten, wäre das nicht so weit hergeholt.
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