Händlerbund-Studie: Jeder vierte Händler will an kostenlosen Retouren festhalten

Veröffentlicht: 05.06.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 31.07.2014

Werden alle Händler die Retourenkosten auf die Kunden umlegen? Bisher haben sich große Händler wie Otto oder Amazon dahingehend geäußert, dass die kostenlose Retoure weiter angeboten werden soll. Das scheint auch kleinere Händler in Zugzwang zu bringen: Die Zahl derer, die die Retourenkosten an ihre Kunden weitergeben wollen, sinkt.

Grafik: Retourenkosten aus der Händlerbund-Studie

Rund drei Viertel der Online-Händler wollen die Retourenkosten in Zukunft auf die Kunden umlegen. Das hat eine aktuelle, zweite Studie des Händlerbundes zum Thema Verbraucherrechterichtlinie ergeben. Die erste Studie zum Thema wurde vom Händlerbund im September 2013 durchgeführt. Damals haben noch rund 88 Prozent der Händler erklärt, dass sie ihre Kunden in Zukunft für Rücksendungen zahlen lassen wollen. Obwohl heute also noch immer die Mehrheit der Händler die Retourenkosten den Kunden auferlegen wollen, ist der Anteil deutlich gesunken. Nun, kurz vor der Umsetzung der Verbraucherrechterichtlinie, hat sich die Zahl derer, die weiterhin ihren Kunden kostenlose Retouren bieten wollen, verdoppelt: Im September 2013 wollten nur knapp 12 Prozent der Händler die Retourenkosten übernehmen – im Mai 2014 gab jeder Vierte an, diesen Service beizubehalten.

Grund für die geänderten Pläne der Händler dürften wohl die Ankündigungen der verschiedenen großen Händler wie etwa Otto oder auch Amazon sein, auch in Zukunft die Retourenkosten zu übernehmen. Auch dass Kunden erklärt haben, in Zukunft vermehrt in Shops mit kostenlosen Rücksendungen einkaufen zu wollen, dürfte viele Händler von ihrem ursprünglichen Plan abgebracht haben. Wie viele Händler letztendlich die Retourenkosten auf den Kunden umlegen werden, wird man erst nach dem 13. Juni sagen können.

Viele Händler noch unvorbereitet

An der aktuellen Händlerbund-Studie nahmen 528 Online-Händler teil. Inzwischen hat auch fast jeder Händler von der neuen Verbraucherrechterichtlinie gehört. Trotzdem gaben kurz vor dem Stichtag am 13. Juni noch immer drei Prozent der Befragten an, nichts von der neuen Richtlinie gehört zu haben. Erschreckend ist aber, dass sich zu diesem Zeitpunkt noch jeder dritte Händler „schlecht“ oder „sehr schlecht“ informiert fühlt. Doch obwohl zwei von drei Händlern sich offenbar informiert fühlen, haben sich genauso viele noch nicht auf die Umsetzung der Verbraucherrechterichtlinie eingestellt. Es bleibt den Händlern nur noch wenig Zeit, um sich auf die Umsetzung vorzubereiten – Zeit, die jetzt genutzt werden muss.

In einigen Punkten ist das Misstrauen der Händler gegenüber der Verbraucherrechterichtlinie gewachsen. So sank die Zahl derer, die sich Umsatzsteigerungen durch die neue Richtlinie erhofften, im Mai 2014 um sieben Prozent auf 13 Prozent. Auch der Anteil der Händler, die einen Mehraufwand durch die neuen Informationspflichten befürchten, stieg in den Monaten vor dem Stichtag um 19 Prozent auf 83 Prozent. Der Händlerbund vermutet, dass diese erhöhte Sorge mit dem verbesserten Kenntnisstand zusammenhängen könnte. Das neue Widerrufsrecht sorgt allerdings für Begeisterung unter den Händlern: Mehr als jeder Zehnte findet die neue einheitliche Widerrufsfrist von 14 Tagen angemessen. Gleichzeitig begrüßen drei von vier Händlern die Abschaffung des derzeitigen alternativen Rückgaberechts.

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Beitrag aus Berlin: politische Entwicklungen im Blick

Die zahlreichen Unsicherheiten bei den Händlern im Zusammenhang mit der Verbraucherrechterichtlinie beweist, wie wichtig die politische Interessenvertretung sowohl auf EU- als auch auf Bundesebene für eine Branche ist. Laufende Gesetzgebungsprozesse von Anfang an mit Branchenwissen und Erfahrungswerten zu unterstützen, hilft frühzeitig, Schwachstellen zu erkennen.

Florian Seikel übernimmt die Interessenvertretung für die E-Commerce-Branche beim Händlerbund, dem größten Onlinehandelsverband Europas und wird künftig über wichtige Entwicklungen in der Reihe "Beitrag aus Berlin" für OnlinehändlerNews berichten.

Kommentare  

#2 KERAWORLD 2014-06-11 15:35
In Unserer Branche sind die Rücksendungen (nicht gefallen) sehr gering(ca.1%).
Aus diesem Grund ist es für uns nicht notwendig an der derzeitigen Rücksenderegelu ng etwas zu ändern.
Sicherlich ist das besonders in den Branchen die bestimmten Trends (Mode) unterworfen sind komplett anders.
Ich glaube für uns wird sich nichts ändern.
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#1 Tom 2014-06-06 09:58
25 % wollen die Rücksendekosten übernehmen? - FEIN, dann wird es bald 25% weniger Konkurrenz geben. Kein Unternehmen kann sich das auf Dauer leisten - auch kein Otto-Versand!
Otto-Versand muss das sicher tun, da mit nicht einmal 8 % Wachstum der "Riese" deutlich hinter dem Umsatzwachstum des ECommerce hinterher hinkt.
Zudem machen Zalando & Co. hier ordentlich Konkurrenz, auch wenn manche sicher nicht mehr lange überleben werden.
Wenn externe Geldgeber bei einigen Unternehmen (ohne Namen zu nennen....)wegb rechen, geht ganz schnell das Licht aus - da nutzen auch keine "kostenlose" Retouren etwas, die die Unternehmen Millionen kosten (siehe Neckermann, Quelle und Co.).
Wir "schreien" dann jedenfalls "vor Glück"....
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