MangoPay hinter Kleiderkreisel: „Es wird immer User geben, die nicht bereit sind, Gebühren für einen Service zu bezahlen“

Veröffentlicht: 12.11.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 12.11.2014

Der Shitstorm, der vor wenigen Wochen über Kleiderkreisel hinwegfegte, scheint noch immer nicht ausgestanden. Im Forum und auf Facebook reißen die Kommentare missmutiger Nutzer einfach nicht ab, die dort ihrem Ärger Luft machen. Dabei geht es vielen „Kreislern“ nicht um die grundsätzliche Einführung der Gebühren, sondern darum, dass künftig ein junger und unbekannter Zahlungsdienstleister hinter dem Portal steht. Wir haben mit MangoPay gesprochen und erfahren, wie das StartUp die Kritik wahrnimmt.

digitales Bezahlen: Tablet

(Bildquelle Online-Payment: LDprod via Shutterstock)

OnlinehändlerNews.de: Mangopay wurde vor nicht einmal zwei Jahren gegründet. Mit welchen Hürden musste das Unternehmen im Anfangsstadium kämpfen?

MangoPay: Im April 2013 haben wir nach jahrelanger harter Arbeit MangoPay gelauncht. Um eine erstklassige Payment Solution bereitzustellen, mussten wir mit vielen technischen Hürden kämpfen. Der wichtigste Schritt war aber die Lizenzierung zum europäischen E-Geld Emittenten durch die luxemburgische Finanzaufsicht CSSF.

Diese Lizenzierung war unbedingt nötig, um MangoPay auf den Markt zu bringen, und nahm mehrere Jahre in Anspruch. Wir mussten beweisen, dass wir in der Lage sind, eine sichere Bezahltechnologie zu entwickeln, die sämtlichen rechtlichen Auflagen gerecht wird und Zahlungsflüssen in Millionenhöhe standhält. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Wir haben bereits mehr als 300 Kunden in ganz Europa und werden 2014 voraussichtlich Transaktionen in Höhe von mehr als 120 Millionen Euro abwickeln.

Künftig wird MangoPay die Zahlungsabwicklung auf Kleiderkreisel übernehmen. Wie ist es zu dieser Kooperation gekommen?

So wie viele andere Akteure der Sharing Economy wollte es auch Kleiderkreisel seinen Usern ermöglichen, auf einfache und sichere Art und Weise direkt auf der Plattform zu bezahlen. Marktplätze unterliegen – was die Bezahlung angeht – aber anderen Richtlinien als klassische E-Commerce Anbieter, weshalb Kleiderkreisel auf der Suche nach einer Payment Solution war, die diesen Ansprüchen gerecht wird.

Die Anforderungen von Kleiderkreisel waren sehr spezifisch, doch wir haben unser Bestes gegeben, um sie alle zu erfüllen. Wir ermöglichen es Marktplätzen, Zahlungen von Dritten in mehreren Währungen abzuwickeln. Darüber hinaus sind wir in der Lage, Kleiderkreisel (bzw. Vinted) bei seiner Expansion in ganz Europa zu begleiten. In Frankreich und UK arbeiten wir zum Beispiel bereits zusammen.

Online-Kriminalität ist eine wachsende Bedrohung. Wie schützen Sie sich und Ihre Kunden vor Datenmissbrauch?

Die Sicherheit von unserem Service ist unsere oberste Priorität. Einerseits müssen wir, als lizenzierter E-Geld-Emittent, alle europäischen Richtlinien und Regulationen einhalten. Dank eines eigenen Teams, das sich um die Vorbeugung von Betrug, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung kümmert, sowie unserem soliden technischen Grundgerüst, können wir stolz behaupten, dass das Sicherheitsrisiko wesentlich geringer ist als bei vielen vergleichbaren Anbietern.

Mangopay ist PCI-konform und wir unterliegen regelmäßigen Audits hinsichtlich Datensicherheit usw. Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass wir die Daten unserer Kunden sowie deren User zu keinem Zeitpunkt vermarkten – wir kümmern uns lediglich um die Abwicklung der Zahlungen für unsere Plattformen und deren Kunden.

Viele Kunden stehen der Zusammenarbeit von MangoPay und Kleiderkreisel sehr skeptisch gegenüber. Wie stehen Sie zu der Kritik im Netz?

Hier möchten wir zunächst noch einmal betonen, dass unsere Kunden Plattformen wie Kleiderkreisel und Co sind, nicht deren Enduser. MangoPay ist KEINE B2C Bezahllösung. Wir sind Anbieter einer Whitelabel-Bezahllösung für Marketplaces und Crowdfunding Plattformen, die Zahlungen auf ihren Plattformen auf einfache Weise und in Einklang mit den EU-Richtlinien abwickeln möchten.

Kleiderkreisel war auf der Suche nach einem Bezahlsystem, das sich zeitnah in deren Plattform einbinden lässt und das Angebot von MangoPay konnte sie überzeugen. Natürlich können wir aber auch den Unmut der User von Kleiderkreisel nachvollziehen. Natürlich ist es für die User nicht schön, wenn ein bis dato kostenloser Service beschließt, Gebühren zu erheben. Allerdings kann den Millionen von Usern so ein viel besserer und vor allem auch sicherer Service geboten werden.

Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem Shitstorm?

Der Shitstorm richtete sich ja in erster Linie gegen Kleiderkreisel und die Einführung eines Gebührenmodells. Aber natürlich haben wir daraus gelernt, dass es für unsere Kunden – sprich die Plattformen, die mit MangoPay ihre Transaktionen abwickeln möchten – wichtig ist, Änderungen transparent zu erklären. Dennoch wird es immer User geben, die nicht bereit sind, Gebühren für einen Service zu bezahlen – auch wenn sich die Qualität des Services dadurch für alle User verbessert.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft digitaler Bezahlmethoden aus?

Der Payment Sektor entwickelt sich in rasantem Tempo weiter und wir denken, dass zahlreiche Innovationen in den nächsten Jahren auf uns zukommen werden, die globale Standards für Desktop, Mobile und Offline Payments setzen werden. In der Zwischenzeit wird FinTech nicht aufhören, traditionelle Zahlungsmittel und -lösungen auf den Kopf zu stellen.

Mit Mangopay bieten wir eine Technologie exklusiv für Anbieter der Sharing Economy an. Mit riesigen Akteuren wie AirBnB, Uber usw. ist dieser Sektor definitiv nicht zu unterschätzen. Solche Angebote ändern unser Konsumverhalten online und offline gleichermaßen und Finanzinstitute sollten sich anpassen, den Bedürfnissen solcher Angebote und deren Usern gerecht zu werden. Die Zukunft des Payment Sektors passiert genau jetzt und wir arbeiten daran, unseren B2B und B2C Kunden den bestmöglichen Service zu bieten.

Kommentare  

#4 Annika Meier 2023-11-03 15:53
Ich habe gerade große Probleme mit Mango Pay bzw Vinted. Seit über 6 Wochen bekomme ich mein Geld nicht zurück. Es geht um eine Stornierung bei Vinted. Ich habe den Verdacht auf Betrug. Also große Vorsicht mit Mango Pay und am besten nicht mehr bei Vinted einkaufen.
Zitieren
#3 Dominic 2023-05-22 20:35
Das was mich sehr stört ist, dass ich seit über einem Monat gesagt bekomme, dass Mangopay Probleme damit hat, mein Geld zurück zu überweisen, es werden Kontoauszüge angefordert und sich in allerlei Ausflüchte verstrickt. Für mich alles andere als seriös. Support sucht man auch vergebens.
Zitieren
#2 Sarah 2022-03-23 13:52
@Katja

Ich verstehe ja einerseits die gesunde Skepsis gegenüber allem was eine Personalausweis Kopie möchte. Allerdings ist im Zahlungsverkehr kaum ein anderes akurates Mittel möglich um halbwegs Sicherheit zu gewährleisten. Kleiderkreisel, oder vinted wie es jetzt heisst, ist nicht umsonst eines der sichersten Systeme. Ich meide Ebay biespielsweise wie der Teufel das Weihwasser, da man immer und überall betrogen werden kann und es keinerlei Möglichkeit gibt sich abzusichern. Mit dem Bezahlsystem fühle ich persönlich mich wesentlich sicherer, und mich nerven auch die ganzen Verkäufer*innen die sich strikt gegen Geldbeutel wehren - die Gebühren zahle ich ja als Kundin und wer mir da das zusätzliche Maß an Sicherheit nicht geben möchte ab einem bestimmten Betrag macht sich meiner Meinung nach unseriös.

Um den "Konflikt" mit der Kopie zu lösen: Normalerweise schreibt man auf eine solche Kopie auch genau den Vermerk "Kopie" sowieso Datum und Verwendungszwec k drauf, sodass die Kopie eben NICHT wieder verwendet werden kann für anderweitige Zwecke.
Zitieren
#1 Katja 2020-06-27 15:56
Kleiderkreisel und Gebühren - damit allein lässt sich eine negative Einstellung gegenüber Mangopay nicht erklären. Ich selbst habe ausgesprochen gerne gekreiselt, bin meinen Zahlungsverpfli chtungen auch umgehend nachgekommen und habe nie negative Erfahrungen mit den dortigen Anbietern gemacht. Die geringe Gebühr hat mich nicht gestört, wohl aber die eingeforderte Kopie meines Personalausweis es bzw. meines Reisepasses als Nachweis meiner Identität. Bei allem Verständnis, aber bei anderen Online-shops / Internetplattfo rmen wie ebay, Etsy, amazon oder jpc musste ich nie dergleichen abliefern, meine Bankdaten (paypal-Daten) und die Anschrift haben immer gereicht. Und die Datenschutzerkl ärung von Mangopay ist ausgesprochen unpräzise, wenn es um die Löschung von Profilen geht, daher danke nein, das erschien mir einfach zu unseriös.
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.