Warnung vor falschen Steuerbescheiden – immer mehr Bundesländer betroffen (Update)

Veröffentlicht: 09.10.2024
imgAktualisierung: 17.10.2024
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 3 Min.
09.10.2024
img 17.10.2024
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Wichtiger Brief wird gelesen
racorn / Depositphotos.com
Wer aktuell Steuerbescheide per Post erhält, sollte Vorsicht walten lassen: Kriminelle verschicken gefälschte Forderungen.


Hinweis: Da sich die Warnungen rund um gefälschte Steuerbescheide auf immer mehr Bundesländer beziehen, wurde der Beitrag nach Veröffentlichung um einen Abschnitt ergänzt.

Jeder weiß: Post vom Finanzamt ist wichtig und es ist ratsam, etwaigen Forderungen nachzukommen. Gerade aus diesem Grund dürften sich Kriminelle entsprechende Schreiben als Vorlage für gefälschte Briefe hergenommen haben. Eine Warnung vor solchen postalischen Fälschungen hat jüngst das Landeskriminalamt Niedersachsen auf seiner Website veröffentlicht.

Fälschungen seien „gut gemacht“

Die Behörde verweist dabei auf Täter, die „mit sehr gut gemachten Fälschungen im Aussehen eines Steuerbescheides an das Geld potenzieller Opfer“ gelangen wollen. Zunächst sei es lediglich ein einzelner Fall gewesen, der angezeigt wurde. Doch schon kurz darauf seien nicht nur weitere Anzeigen eingegangen, auch die Finanzämter vor Ort hätten „entsprechende Rückmeldungen“ gegeben. Es ist demnach davon auszugehen, dass noch weitere derartige Schreiben verschickt wurden.

Als Beispiel nennt das LKA Niedersachsen ein dreiseitiges Schreiben, in dem das potenzielle Opfer dazu aufgefordert wurde, eine Zahlung in Höhe von 762,53 Euro vorzunehmen, wobei der Betrag auf ein Konto bei der Sparkasse Weser-Elbe überwiesen werden sollte. Als Absender war dem Brief das Finanzamt Bad Salzdetfurth zu entnehmen – allerdings gibt es gar kein Finanzamt in Bad Salzdetfurth.

Der findige Empfänger ließ sich laut Polizei in diesem Fall aber nicht täuschen und wandte sich an sein zuständiges Finanzamt in Hildesheim. Dieses wiederum riet ihm, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Von ganz ähnlichen Schreiben mit identischen Angaben haben mittlerweile auch weitere Opfer berichtet.

Daten prüfen, vergleichen, nachfragen!

Neben dem erfundenen Finanzamt Bad Salzdetfurth samt falscher Adresse gibt es nach Angaben der Polizei allerdings noch weitere Hinweise auf die versuchte Täuschung der Empfängerinnen und Empfänger: 

  • die angegebenen Steuer- und Identifikationsnummern der Empfänger sind nicht korrekt
  • die hinterlegte Rufnummer des vermeintlichen Finanzamts ist nicht erreichbar
  • der Rechtsbehelf fehlt
  • der Stempel am Ende des Briefs ist unüblich

Allerdings warnt die Polizeibehörde auch davor, dass künftige Schreiben durch die Täter im Laufe der Zeit nochmals angepasst und optimiert werden könnten: „Natürlich passen sich die Täter auch an und verbessern bekannterweise ihre Vorgehensweise“, so die Einschätzung der Experten.

Um eine Echtheit entsprechender Schreiben zu prüfen, sollten Empfänger unbedingt ihre persönlichen Daten, vor allem die Steuer- und ID-Nummer prüfen. „Sollte es bereits hier zu Fehlern kommen, können Sie von einer Fälschung ausgehen!“, so das LKA weiter. Auch sei es ratsam, erhaltene Briefe mit behördlichen Schreiben zu vergleichen, die man in den vergangenen Jahren erhalten hat. 

Im Fall der Fälle: Anzeige erstatten

Vor der genauen Prüfung sollten jedenfalls keine Zahlungen getätigt werden. Betroffene, die bereits eine Überweisung beauftragt haben, sollten sich mit ihrer Bank in Verbindung setzen, um weitere Schritte abzusprechen.

Sollten grundsätzlich Zweifel an der Echtheit eines erhaltenen Steuer-Schreibens bestehen, können Empfängerinnen und Empfänger auch ihr zuständiges Finanzamt anfragen und sich entweder die Echtheit oder aber die Fälschung bestätigen lassen. Handelt es sich um ein gefälschtes Schreiben, sei außerdem die Erstattung einer Anzeige angeraten, was entweder online oder in einer örtlichen Polizeidienststelle vorgenommen werden kann. Dies könne auch bei der Prävention helfen und damit gegebenenfalls verhindern, dass andere Menschen zum Opfer werden.

Immer mehr Bundesländer warnen vor Betrug (Update vom 17.10.2024) 

Nachdem die gefälschten Steuerbescheide zunächst nur regional begrenzt aufgetreten waren, sind mittlerweile immer mehr Bundesländer von der Betrugsmasche betroffen: Fake-Schreiben, in denen Menschen aufgefordert wurden, kurzfristig Einkommenssteuer nachzuzahlen, tauchten neben Niedersachsen auch in Bremen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Thüringen auf. Die jeweiligen Landesämter für Finanzen gaben entsprechende Warnungen heraus, berichtet die Tagesschau. 

Wie befürchtet, haben die Kriminellen offenbar ihre Schreiben auch angepasst: So wurden als Absender entweder „die jeweiligen Finanzämter mit unzutreffender Anschrift oder die ,Finanzbehörden der Bundesrepublik Deutschland‘ angegeben“, heißt es weiter. Eine solche Gesamtbezeichnung für verwaltende Einrichtungen („Finanzbehörden der Bundesrepublik Deutschland“) gibt es allerdings nicht, erklärte etwa das sächsische Landesamt für Steuern und Finanzen. 

Die Behörden empfehlen weiterhin, empfangene Steuerschreiben genau zu prüfen, abzugleichen und im Fall von Zweifeln direkt bei den hauseigenen Finanzämtern nachzufragen. 

Der Beitrag wurde nach Veröffentlichung aktualisiert.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 09.10.2024
img Letzte Aktualisierung: 17.10.2024
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

Expertin für Amazon

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