KI ersetzt den Online-Shop: So will Google den gesamten Kaufprozess übernehmen

Veröffentlicht: 21.05.2025
imgAktualisierung: 21.05.2025
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 3 Min.
21.05.2025
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Google-Logo an Glasfront
Skorzewiak / Depositphotos.com
Vom ersten Moment der Inspiration bis hin zum Kauf: Google will sämtliche Schritte der Customer Journey mit KI abbilden.


Google will weiterhin einer der wichtigsten Anlaufpunkte für Online-Suchen bleiben – nicht zuletzt beim Thema Shopping: Mit seinem neuen KI-Modus will der Suchmaschinengigant Online-Käufer:innen künftig noch komfortabler durch den kompletten Kaufprozess begleiten. Das könnte den Besuch im Online-Shop künftig obsolet machen.

Dafür hat Google die KI-Suche weiterentwickelt – und betitelt, nach dem aus eigener Sicht erfolgreichen Start von „AI Overviews“, diesen neuen KI-Modus als „leistungsstärkste KI-Suche“. Diese soll bessere Schlussfolgerungen ziehen können und mehr Multimodalität bieten, mit Folgefragen und hilfreichen Weblinks könne man noch tiefer in Themen einsteigen. Kurz um, der Modus soll noch umfassendere Recherchen ermöglichen, heißt es auf dem Unternehmensblog. Der Bereich Shopping soll davon jedoch noch im Besonderen profitieren.  

Prompten ist das neue Stöbern

Wer online kauft, hat viele Fragen, auf die Antworten gesucht werden, etwa: Wo finde ich die passenden Joggingschuhe? Steht mir dieses Kleid? Wird dieses Produkt in den nächsten Tagen noch günstiger oder sollte ich jetzt kaufen? Dafür will Google passende Antworten liefern und verknüpft Funktionen der generativen KI Gemini mit dem Shopping Graph – der ebenfalls KI-gestützten, dynamischen Echtzeit-Datenbank für Produkte und deren Verkäufer:innen. Die Datenbank verfüge mittlerweile über 50 Milliarden Produktlisten, in denen sich Angebote sowohl von globalen Handelsunternehmen als auch kleiner Läden und Betriebe mit Details wie Bewertungen, Preisen, Farboptionen und Verfügbarkeit wiederfinden. Die Produktinformationen seien „stets aktuell und zuverlässig“, da stündlich über 2 Milliarden dieser Produktlisten aktualisiert werden, so Google.

Beim KI-Modus gibt es einen Bereich, in den Kund:innen Befehle und Kriterien für ihre Produktsuche (Prompts) eingeben können, beispielsweise eine „hübsche Reisetasche“. Rechts daneben werden dann passende Produkte samt Bild eingeblendet, die überdies auf den eigenen Geschmack zugeschnitten seien. Wenn man die Suchanfrage verfeinert und eine Tasche für den Besuch in einer bestimmten Region und Jahreszeit – im Google-Beispiel Oregon im Frühling – nutzen möchte, so werden mehrere gleichzeitige Suchvorgänge durchgeführt, etwa dazu, welche Merkmale einer Tasche zum Beispiel für regnerisches Wetter und lange Reisen geeignet sind. Angezeigt werden dann wasserdichte Optionen mit leicht erreichbaren Fächern. Diese Shopping-Funktion soll in den kommenden Monaten in den USA verfügbar sein.

Virtuelle Anprobe und der richtige Preis – ohne Stopp im Online-Shop

Ebenfalls bei der Entscheidung soll eine neue virtuelle Anprobe helfen. Nutzer:innen verwenden dafür eigene Fotos von sich. Das Tool basiert auf einem maßgeschneiderten Bildgenerierungsmodell für Mode. Es könne den menschlichen Körper und die Nuancen von Kleidung erkennen – beispielsweise, wie sich verschiedene Materialien an verschiedenen Körpern falten, dehnen oder fallen, heißt es. Die Funktion startet Google aktuell in seinem User-Testbereich Search Labs.

Wer sich nach all der KI-Unterstützung für ein Produkt entschieden hat, kann anschließend per Knopfdruck auch noch den idealen Preis für die Ware finden. Dazu müssen die passende Größe, Farbe und der Betrag festgelegt werden. Auch Rabattbenachrichtigungen soll es geben. Wenn es schließlich passt, muss nur noch auf „Kaufen“ geklickt werden. Und nicht einmal dafür müssen Kund:innen dann noch den Weg in Online-Shops auf sich nehmen: Google legt den Artikel beim Händler in den Warenkorb und der Bezahlvorgang wird via Google Pay abgeschlossen. Auch diese Funktion wird es in einigen Monaten in den USA geben.

Nach der Einführung der KI-gestützten Websuche (AI Overviews) sind die Klickraten zahlreicher Websites bereits deutlich eingebrochen. Welche Folgen der KI-Modus fürs Shopping haben wird, bleibt abzuwarten. Dass die klassischen Rankings in den Suchergebnissen künftig höchstens noch eine untergeordnete Rolle spielen werden, ist jedoch absehbar.

Veröffentlicht: 21.05.2025
img Letzte Aktualisierung: 21.05.2025
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Hanna Behn

Hanna Behn

Expertin für Handel & Unternehmertum

KOMMENTARE
4 Kommentare
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Alexander
25.05.2025

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Hallo zusammen, dass KI/AI das Internet umkrempeln wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Und ich glaube nicht, dass eine "EU-Vorschriften-Firewall" vor den Vorhaben von Google schützt, ebenso wenig wie die DSGVO das vermochte. Google macht jetzt aus seiner Suchmaschine eine intelligente Verkaufsplattform, wie Amazon &Co. Nur bei Amazon entscheide ich mich als Händler aktiv hier zu verkaufen, bei Google werde ich nicht gefragt. Aber durch die Macht von Google quasi gezwungen, mitzumachen, will ich künftig im Internet noch verkaufen. Hier sind m. E. die Kartelaufsichten gefragt und sind nicht auch Urheberrechtsfragen tangiert? Dazu würde mich eine juristische Einschätzung interessieren.
cf
22.05.2025

Antworten

Dafür muss google eine KI trainieren? Um die beispielhaften Fragen zu beantworten: "Wo finde ich die passenden Joggingschuhe? Steht mir dieses Kleid? Wird dieses Produkt in den nächsten Tagen noch günstiger oder sollte ich jetzt kaufen?" lautet die Antwort immer Temu oder shein und JA, DIR STEHT ALLES GUT WAS BILLIG IST (lol). Ich stimme zu, dass eine Umsetzung in der EU wohl einige Hürden mit sich bringt, wenn google für den Kunden im Shop bestellen will. Hierzu gehören nicht nur die Informationspflichten oder das der Shop überhaupt google-pay anbieten muss, sondern auch Datenschutz und Widerruf. Wenn Kunden irgendwann überhaupt nicht mehr wissen, wo sie überhaupt bestellt haben, wie soll es dann mit Retouren gehen? Wir bekommen jetzt schon regelmäßig Rücksendungen von Produkten die wir überhaupt nicht im Sortiment haben, weil irgendwer einfach sein Zeug irgendwohin zurückschickt und hofft dafür eine Erstattung zu bekommen. Wir haben schon überlegt ob es sich lohnt eine eigene Kategorie "Sammeln und Seltenes" aufzumachen und die Produkte dort anzubieten :-)
Torsten
22.05.2025

Antworten

Dann ist wohl davon auszugehen, dass es kaum noch Stammkunden gibt, da bei den ganzen Prozess die Vertrauenswürdigkeit untergeordnet ist. Keine vorherige Rückfrage mit einen Support, keine Verbindung mit dem Shop-Betreiber. Sicher wird Google für diesen Dienst auch eine Gebühr berechnen. Macht man nicht mit, kann man den Shop auch gleich schließen, da ja kam noch jemand suchen wird (zumal auch die Ergebnisse irgendwann verschwinden sollen). Schöne, neue Welt..
Max Sonntag
22.05.2025

Antworten

Dieses Einkaufen mit einem Klick, ohne den Shop selbst zu besuchen, wird in der EU nicht funktionieren. Dafür sorgen schon unsere vielen Vorschriften und Informationspflichten.