Der Hype um das chinesische KI-Modell DeepSeek treibt amerikanischen KI-Anbietern Sorgenfalten auf die Stirn. Eigentlich dachte man, dass der Markt mit OpenAI, Google, Nvidia oder Meta ohnehin längst überfüllt ist, doch DeepSeek bringt das Machtgefüge ins Wanken. Die Aktie des Chipherstellers Nvidia ist in Windeseile um 17 Prozent eingebrochen – der Börsenwert des Konzerns sank damit um unglaubliche 589 Milliarden US-Dollar, wie der Spiegel berichtet.
Der KI-Assistent des chinesischen StartUps DeepSeek, R1, ist erst seit Anfang Januar auf dem Markt und hat am Montag den Rivalen ChatGPT als beliebteste kostenlose App im Apple App Store abgelöst. Die Nachfrage ist so groß, dass das Unternehmen sogar mittlerweile den Zugang beschränkt hat. Zwischenzeitlich musste DeepSeek gar einen Serviceausfall melden, auch weil „groß angelegte böswillige Angriffe“ auf das System festgestellt wurden, so Bloomberg.
Abgespecktes System oder Datenkrake?
Die Antwort auf die Frage, warum DeepSeek so erfolgreich ist, ist komplex. Der KI-Chatbot des Unternehmens ist nach wie vor kostenlos nutzbar, was viele User:innen dazu treibt, ihn auszuprobieren. Andere Chatbots, wie etwa ChatGPT, bieten in der kostenlosen Version nur einen abgespeckten Funktionsumfang. Was die Techwelt aber vor allem in Aufregung versetzt, ist die Tatsache, dass DeepSeek offenbar viel weniger Rechenleistung benötigt als die Konkurrenz, günstiger entwickelt werden kann und als offener Standard aufgesetzt wurde.
DeepSeek benötige einen Computer mit etwa 2.000 Nvidia-Chips – und diese sollen im Vergleich zu den Flaggschiffen des Konzerns auch noch abgespeckt sein. Um die Modelle hinter ihren Chatbots zu trainieren, benötigen andere Hersteller teilweise Supercomputer mit bis zu 16.000 Chips. Es wird allerdings spekuliert, dass die angegebenen Zahlen von dem chinesischen Unternehmen schöngefärbt und tatsächlich viel mehr Chips im Einsatz sind.
Völlig unklar sei zudem, auf welcher Datenbasis DeepSeek seine KI trainiert und wo diese Daten überhaupt herkommen. Klar ist, dass die Daten auf Servern in China gespeichert und von der chinesischen Regierung kontrolliert werden. Informationen zum Massaker auf dem Tian'anmen-Platz 1989 etwa unterschlägt der Chatbot von DeepSeek.
BigTech und Politik sind alarmiert
Der neue US-Präsident Donald Trump nennt die Entwicklung einen Weckruf für amerikanische Unternehmen. Er sieht den Schock für die großen Tech-Unternehmen aber sogar positiv. Dass das Silicon Valley gezwungen sein könnte, mit geringeren Ausgaben Innovationen voranzutreiben, „könnte von Vorteil sein“, so Trump. Sogar Nvidia selbst hat bereits ein Lob für DeepSeek ausgesprochen, wie die FAZ berichtet. Experten wollen angesichts des Börsenbebens nicht von Panik sprechen, sehen die Entwicklung nach Jahren steigender Kurse für KI-Unternehmen laut ZDF aber als „Korrektur“.
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