Googles KI-Suche lässt Traffic auf Webseiten massiv einbrechen

Veröffentlicht: 09.04.2025
imgAktualisierung: 09.04.2025
Geschrieben von: Christoph Pech
Lesezeit: ca. 2 Min.
09.04.2025
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Google-Suche im Browser
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Google beantwortet immer mehr Suchanfragen mit seiner KI. Das sorgt für teils existenzielle Reichweiteneinbrüche von Webseiten.


Google selbst hatte immer abgewiegelt, aber viele hatten es befürchtet: Wenn Google mit seiner KI-Suche Ernst macht, könnte das schwerwiegende Auswirkungen auf die Reichweite von Webseiten haben. Ein Bericht von Bloomberg zeigt nun: Die Befürchtungen scheinen einzutreten. Basierend auf Daten von Similarweb und Interviews mit 25 Publishern legt die Nachrichtenagentur dar, wie massiv Googles AI Overview das Verhalten der Nutzer:innen verändert – zum Nachteil aller, die eine Webseite betreiben.

In den Overviews fasst Google Informationen aus dem Internet automatisiert zusammen und zeigt sie direkt in den Suchergebnissen an. Das heißt: In den meisten Fällen muss man gar nicht mehr auf einen weiterführenden Link klicken, weil Google bereits selbst alle Informationen liefert. Einige Seiten haben deswegen im letzten Jahr 70 Prozent ihres Traffics verloren, teilweise sogar 90 Prozent.

90 Prozent Traffic-Einbruch – Betrieb eingestellt

Bloomberg schildert etwa den Fall von Debra Corbeil und Dave Bouskill aus Kanada. Diese betreiben ihren Reiseblog The Planet D seit 2008. 2024 brach ihr Traffic um 90 Prozent ein, sie mussten Mitarbeitende entlassen und daraufhin den Betrieb einstellen. Suchanfragen beantwortete Google im AI Overview mit Informationen von The Planet D, übernahm dabei teils sogar den kanadischen Slang der Betreiber:innen. Sie fühlen sich „verraten“. Der Betreiber eines Outdoor-Portals wiederum machte auch dank Google 2023 noch 250.000 US-Dollar Umsatz – nun sei er auf Lebensmittelhilfen angewiesen.

Für die Betreiber von Webseiten ist die KI-Suche doppelt problematisch: Sie verlieren nicht nur massiv an Reichweite, ihre Inhalte landen auch ungefragt in der Google-KI-Übersicht, die wiederum dafür verantwortlich ist, dass der Traffic sinkt. Weil die AI Overviews ganze Antworten liefern, sind Klicks oft nicht mehr notwendig. Besonders hart treffe dies Branchen wie Reisen, Kochen oder Heimwerken. Aktuell testet Google etwa Rezeptzusammenfassungen direkt in der Suche. Für Foodblogs kann dies mittelfristig den Verlust von der Hälfte des Traffics bedeuten.

Silberstreif für Online-Shops

Google lasse Transparenz vermissen. Webseitenbetreiber wüssten nicht, ob und in welcher Form ihre Inhalte verwendet werden. Google bleibt zwar bei seiner Aussage, dass hochwertige Inhalte bevorzugt werden. Aktuell würden laut einer Analyse von Brightedge aber vor allem große Seiten wie TripAdvisor, Wikipedia oder YouTube profitieren. Sogar Foren wie Reddit graben Webseitenbetreibern mittlerweile das Wasser ab.

Sichtbarkeit, Google-Anzeigen oder Affiliate-Modelle sind für viele Seitenbetreiber überlebenswichtig. Es ist offen, wie sich diese Parameter mit den AI Overviews, auf die Google nicht mehr verzichten dürfte, entwickeln werden. T3n stellt zudem die Henne-Ei-Frage: „Wenn keiner mehr Inhalte generiert, welche zeigt Google dann an?“

Immerhin: Online-Händler:innen können der Entwicklung zumindest ein wenig beruhigt entgegenblicken: Das Shopping findet auch mit KI-Überblicken weiter in den eigentlichen Online-Shops statt. Wie es für diese künftig mit der Sichtbarkeit aussieht, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 09.04.2025
img Letzte Aktualisierung: 09.04.2025
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Christoph Pech

Christoph Pech

Experte für Digital Tech

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6 Kommentare
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JB
10.04.2025

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ich weiß nicht mehr, wann es war, aber alle Nutzer von Google mussten auf Ihre Rechte an Bild und Text verzichten. Einigkeit unter Gewerbetreibenden wird es wohl nie geben! Selbst die ganzen tollen Verbände bewegen kaum etwas! Wo hat sich denn etwas verbessert für einen online-Händler? Wenn ich nur an das Widerrufsrecht denke, dass anfänglich noch die Rückversandkosten umfasste. Wie schön war es, als diese Kosten gekippt wurden - und das ist jetzt auch schon viele Jahre her. Meine Hoffnung auf die weitere Streichung der Hinversandkosten waren geweckt - aber das wird wohl nichts mehr. Die, die es machen könnten, sind selber Käufer und wollen retournieren.
Torsten
10.04.2025

Antworten

Ich vermute, dass Google seine Einnahmen mittelfristig anders generiert. Für Webseitenbetreiber ist es schon länger schwerer geworden. Die Entwicklung ist eine Katastrophe. Was Shops betrifft kann zwar in der AI Übersicht nicht verkauft werden, aber wenn die Reichweite mit Info- und Ratgeber-Texten verloren geht, geht der Shopumsatz auch weitfristig zurück.
cf
10.04.2025

Antworten

Hey super, dann kann google ja mehr Werbeeinnahmen erzielen #endlichWachstum Die einzige Frage die ich mir stelle: Wer von euch Webseitenbetreibern hat google eigentlich erlaubt unsere Webseiteninhalte zum Training ihrer Ki zu verwenden oder die Inhalte ohne detaillierte Anbieterkennzeichnung und Autorennennung wiederzugeben? Mich beschleicht hier das Gefühl, dass wir da mal (ernsthaft) eine EU-Verordnung gegen bräuchten. Wenn alle Seitenbetreiben google die Nutzung für ihre KI verbieten, dann wäre nämlich sehr schnell Schluss mit lustig für google bei dem Thema... Nennt sich wohl Schutz von geistigem Eigentum. Ich darf auch nicht einfach Produkttexte aus irgendwelchen anderen Shops kopieren, oder Bilder, oder sonstwas....
S. Hochmuth
12.04.2025
Theoretisch ist eine Verschlüsselung der Website möglich, so dass zu erst kontrolliert wird, ob ein Bot/KI die Seite ausliest. Titles von den Bildern oder Headers kann man ja weiter auslesen lassen. Textinhalte werden erst sichtbar, sobald sich herausstellt, dass es sich um einen echten Nutzer handelt. Ich kenne Seiten, die so aufgebaut sind. Ob es Google aufhält deine Seite auszulesen? Kann ich nicht sagen. Wenn die KI als realer Nutzer getarnt ist, hat man kaum noch Möglichkeiten. Dennoch würde man sich wahrscheinlich innerhalb von weniger als 1% der Websites befinden und könnte so außerhalb des Radars sich aufhalten. Ob headers und Titles ausreichen, im Suchverlauf oben zu erscheinen, bezweifel ich jedoch. Hier habe ich zu wenig Erfahrung, da das meiste Wissen auf Theorie durch Selbststudium basiert. Werbende Textinhalte, könnte man ja ebenso Anzeigen lassen. Ich bin absolut gegen weitere Gesetze und Vorschriften, sondern für das Lösen moderner Probleme.
hafi
10.04.2025

Antworten

... wenn der Webseiten-Traffic abnimmt, hat doch auch google selbst weniger Werbeeinnahmen?
JB
10.04.2025
wahrscheinlich. Jedoch erhöhen kapitalstarke Händler Ihren CPC und schwache Händler geben auf.