Gefahrgut-Kennzeichnung in der Logistik: Das sollten Händler wissen

Veröffentlicht: 08.01.2025
imgAktualisierung: 08.01.2025
Geschrieben von: Gastautor
Lesezeit: ca. 4 Min.
08.01.2025
img 08.01.2025
ca. 4 Min.
Gefahrensymbol auf Versandkarton warnt vor brennbarem Material
kle1njke(at)gmail.com / Depositphotos.com
Die korrekte Kennzeichnung von Gefahrgut in der Logistik ist entscheidend für die Sicherheit und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.


Fehlerhafte oder unzureichende Kennzeichnungen von Lieferungen gefährden Mensch und Umwelt. Wenn bereits etwa 80 Prozent der Kundschaft beschädigte Lieferungen erhalten hat, deutet dies umso mehr auf die Notwendigkeit korrekten Labelings hin. Für die richtige Kennzeichnung in der Logistik und zur Vermeidung häufiger Fehler lohnt es sich, sich mit den Grundlagen der Gefahrgutetikettierung auszukennen.

Gefahrgut umfasst ein breites Spektrum an Stoffen, von entzündbaren Flüssigkeiten bis hin zu giftigen Gasen oder ätzenden Chemikalien. Ziel der Kennzeichnung ist es, die spezifischen Risiken auf einen Blick erkennbar zu machen. Standardisierte Gefahrgut-Etiketten und Symbole stellen sicher, dass Transportunternehmen, Behörden, Lagerpersonal und alle Beteiligten sofort wissen, welche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind. 

Eine fehlerhafte oder unzureichende Kennzeichnung erhöht das Risiko für Unfälle und kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Deshalb ist die Einhaltung der Vorschriften gemäß ADR-Richtlinien (Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße) und anderer internationaler Regelungen dabei unerlässlich. Eine korrekte Gefahrgut-Kennzeichnung hilft nicht nur, Unfälle zu vermeiden, sondern sichert auch einen reibungslosen Versand.

Auswahl der passenden Gefahrgut-Etiketten

Die korrekte Auswahl der Etiketten ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer sicheren Logistik. Achten Sie hierbei auf Punkte wie die Bestimmung der richtigen Gefahrenklasse, hochwertige Materialien zu verwenden und sich an klare Symbole in Normgrößen zu halten.

Gefahrenklasse bestimmen

Identifizieren Sie zunächst, zu welcher der neun Gefahrenklassen Ihre Produkte gehören. Beispielsweise unterscheiden sich die Anforderungen für entzündbare Flüssigkeiten (Klasse 3) deutlich von denen für umweltgefährdende Stoffe (Klasse 9). Zu den neun Transportgefahrklassen in Deutschland zählen: 

  • Klasse 1: Explosive Stoffe und Gegenstände mit Explosivstoff
  • Klasse 2: Gase
  • Klasse 3: Entzündbare flüssige Stoffe
  • Klasse 4.1: Entzündbare feste Stoffe, selbstzersetzende Stoffe und desensibilisierte explosive feste Stoffe
  • Klasse 4.2: Selbstentzündliche Stoffe
  • Klasse 4.3: Stoffe, die in Berührung mit Wasser entzündbare Gase entwickeln
  • Klasse 5.1: Entzündend (oxidierend) wirkende Stoffe
  • Klasse 5.2: Organische Peroxide
  • Klasse 6.1: Giftige Stoffe
  • Klasse 6.2: Ansteckungsgefährliche Stoffe
  • Klasse 7: Radioaktive Stoffe
  • Klasse 8: Ätzende Stoffe
  • Klasse 9: Verschiedene gefährliche Stoffe und Gegenstände

Material und Qualität des Etiketts beachten

Gefahrgut-Etiketten müssen strapazierfähig, wetterfest und gegebenenfalls seewasserbeständig sein, um selbst unter anspruchsvollen Bedingungen intakt zu bleiben. Dies schließt nicht nur den Schutz vor Regen, hoher Luftfeuchtigkeit oder direkter Sonneneinstrahlung ein, sondern ebenso die Widerstandsfähigkeit gegenüber Temperaturschwankungen, Abrieb oder chemischen Einflüssen. 
Gerade bei See- und Luftfrachttransporten sind besonders robuste Materialien gefragt, damit die Kennzeichnungen auch nach langer Reise noch eindeutig erkennbar sind. Nur so ist sichergestellt, dass die Symbole und Angaben während des gesamten Transports lesbar bleiben und alle Beteiligten – vom Lagerpersonal bis zu den Kontrollbehörden – jederzeit die nötigen Informationen schnell und zuverlässig abrufen können.

Größe und Lesbarkeit

Laut ADR-Richtlinien müssen Etiketten mit Gefahrgut-Symbolen eine Mindestgröße von 100 x 100 mm haben. Falls die Größe des Versandstücks es erfordert, können die Abmessungen proportional angepasst werden. Es ist jedoch unerlässlich, dass die entsprechenden Vorgaben des ADRs zur Größenreduzierung strikt eingehalten werden. Eine klare Schrift und leuchtende Farben sind ebenfalls entscheidend.

Die richtige Anbringung der Gefahrgut-Etiketten in der Logistik

Selbst die besten Etiketten erfüllen ihren Zweck nicht, wenn sie falsch angebracht werden. Beachten Sie daher folgende Punkte:

  • Gut sichtbare Platzierung: Etiketten müssen auf der Außenseite des Versandstücks angebracht werden, sodass sie leicht erkennbar sind.
  • Mehrfache Kennzeichnung bei großen Verpackungen: Sind Verpackungen besonders groß, sollten Etiketten auf mehreren Seiten angebracht werden.
  • Kein Überkleben oder Beschädigung: Überklebte oder beschädigte Etiketten können zu Verzögerungen oder Beanstandungen durch Transportdienstleister führen.

So vermeiden Sie typische Fehler bei der Gefahrgut-Kennzeichnung

Fehler bei der Gefahrgut-Kennzeichnung können schwerwiegende Folgen haben. Vermeiden Sie insbesondere folgende Fehler:

  • Falsche oder fehlende Etiketten: Achten Sie darauf, dass die Etiketten den tatsächlichen Gefahrenklassen entsprechen. Prüfen Sie die aktuellen Vorschriften, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
  • Beschädigte Etiketten: Verwenden Sie witterungsbeständige Materialien und schützen Sie die Etiketten so vor Abrieb und Nässe.
  • Nicht standardisierte Symbole: Nutzen Sie nur Symbole, die den internationalen Standards entsprechen. Veraltete oder selbst entworfene Kennzeichnungen sind nicht zulässig.
  • Fehlende Zusatzkennzeichnungen: Neben den Gefahrgut-Etiketten können Zusatzangaben wie UN-Nummern, Ausrichtungspfeile oder die Kennzeichnung „Limited Quantities“ erforderlich sein.

Gefahrgut-Kennzeichnung in der Praxis – Tipps für Online-Händler

Der Versand von Gefahrgut stellt Online-Händler vor besondere Herausforderungen. Nicht nur die korrekte Kennzeichnung der Produkte, sondern auch die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sind entscheidend, um Risiken zu minimieren und Strafen zu vermeiden. Doch wie lässt sich der Umgang mit Gefahrgut im Online-Handel praxisnah und effizient gestalten? 

Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, die Kennzeichnung und den Versand von Gefahrgut erfolgreich in Ihre Abläufe zu integrieren:

  • Kooperation mit Experten: Ziehen Sie Gefahrgutbeauftragte oder Logistikspezialisten hinzu, um Ihre Prozesse zu überprüfen.
  • Regelmäßige Schulungen: Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden für die korrekte Handhabung und Kennzeichnung von Gefahrgut.
  • Risikomanagement im Versand: Nutzen Sie Checklisten, um sicherzustellen, dass jedes Versandstück korrekt gekennzeichnet ist.
  • Dokumentation prüfen: Überprüfen Sie die Begleitpapiere, wie das Gefahrgut-Beförderungspapier, auf Vollständigkeit und Richtigkeit.

Fazit: Sicherheit durch korrekte Kennzeichnung

Die Gefahrgut-Kennzeichnung ist ein komplexes, aber unverzichtbares Thema für den Umgang und den Versand für Gefahrgüter. Eine sorgfältige Auswahl und Anbringung der Etiketten schützt nicht nur Menschen und Umwelt, sondern sorgt auch für einen reibungslosen Ablauf Ihrer Logistikprozesse. Vermeiden Sie Fehler, indem Sie sich an aktuelle Standards halten, hochwertige Etiketten verwenden und regelmäßig Ihre Prozesse überprüfen.


Über den Autor

Robert Rey, OLShop AGRobert Rey ist Prokurist der OLShop AG. Nach langjähriger Berufspraxis und mehreren Jahren in leitenden Positionen hat er sich der OLShop AG als Chief Marketing Officer (CMO) und Chief Product Officer (CPO) angeschlossen. Er besitzt umfassendes Fachwissen in den Bereichen Gefahrgut- und Sicherheitskennzeichnung sowie umfangreiches Know-how in der Produktion von Aufklebern, Schildern und Formularen. 
 

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 08.01.2025
img Letzte Aktualisierung: 08.01.2025
Lesezeit: ca. 4 Min.
Artikel weiterempfehlen

Gastautor

KOMMENTARE
1 Kommentare
Kommentar schreiben

Frank2
13.01.2025

Antworten

Sicherheitsdatenblatt lesen, hilft schon mal. Ein aktuelles muss jeder Hersteller und Händler zur Verfügung stellen.