Als Lagerhüter werden Produkte bezeichnet, die sich nur sehr langsam verkaufen und deshalb über längere Zeit im Lager verbleiben. Das kann zu Problemen für Händler führen, da die betroffenen Waren nicht nur unnötig Platz fressen, sondern sich auch negativ auf die Bilanzen auswirken. Deswegen sollten Verkäufer möglichst schnell Lagerhüter erkennen und gezielte Schritte einleiten, um diese zu verkaufen.

Besonders für Amazon-Händler, die den Fulfillment-Service FBA nutzen, ist der schnelle Verkauf von Produkten entscheidend. Der Marktplatz hat erst vor Kurzem die Frist für nicht verkaufbaren Lagerbestand heruntergesetzt. Seit Mitte September werden Waren, die bereits als Lagerhüter markiert wurden, nach 23 Tagen, statt bisher 30 Tagen, entfernt oder gespendet, wenn Händler nicht aktiv werden. Verkäufer sollten hier also besonders hinterher sein, dass ihre Produkte in den Lagerhäusern von Amazon kein zu langes Dasein fristen.

So entstehen Lagerhüter

Staus im Warenlager können aus verschiedenen Gründen entstehen – sowohl interne als auch externe Faktoren spielen dabei eine Rolle. Zu den internen Ursachen zählen unter anderem eine falsche Lagerbestandsplanung, fehlerhafte Verkaufskalkulationen und schlechtes Marketing. Ein entscheidender Punkt ist die Rolle der Preisgestaltung. Ein zu hoher Preis im Vergleich zu den Wettbewerbern kann dazu führen, dass sich ein Produkt nicht gut verkauft.

Besonders Markenprodukte, die an Lizenzen gebunden sind, wie beispielsweise Disney-Artikel, können aufgrund ihres höheren Preises schneller zu Ladenhütern werden, während günstigere Nachahmerprodukte oft bevorzugt werden. Hier ist es wichtig, das Preis-Leistungs-Verhältnis im Auge zu behalten und dynamisch anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Externe Faktoren, wie neue Wettbewerber, Marktveränderungen oder Saisonalität, spielen ebenfalls eine Rolle. Saisonale Produkte oder solche, die beispielsweise nur in bestimmten Jahreszeiten gefragt sind, neigen besonders dazu, sich im Lager anzustauen.

So können Händler entgegenwirken

Um zu verhindern, dass Produkte zu Lagerhütern werden, sollten Händler verschiedene Strategien anwenden:

Eine präzise und kontinuierliche Lagerbestandsplanung auf Basis verlässlicher Daten ist essenziell. Regelmäßige Reichweiten-Checks helfen, den aktuellen Lagerbestand und dessen Abverkauf genau zu überwachen. Dynamische Preisgestaltung kann ebenfalls ein Schlüssel zum Erfolg sein, da sie auf Marktveränderungen und die Preisentwicklung der Konkurrenz reagiert. Ergänzend dazu sind gezielte Werbeaktionen und Rabatte sinnvoll, um die Nachfrage zu steigern. Hierbei spielen Sonderaktionen oder Coupons eine wichtige Rolle, besonders in Verbindung mit Online-Werbekampagnen, beispielsweise durch Amazon Advertising.

Wenn ein Produkt dennoch zum Lagerhüter wird, können Händler auf verschiedene Maßnahmen zurückgreifen, um den Abverkauf zu beschleunigen. Eine Möglichkeit besteht darin, die Produktpräsentation zu optimieren, also bessere Bilder, ausführlichere Beschreibungen und relevantere Informationen bereitzustellen, die potenziellen Käufern helfen, das Produkt besser zu verstehen und eher zu kaufen. Aber auch externe Werbemaßnahmen, beispielsweise auf Social Media oder über andere Plattformen, können dazu beitragen, das Interesse von potenziellen Käufern zu wecken und den Verkauf anzukurbeln.

SEO-Maßnahmen für den Abverkauf

SEO (Search Engine Optimization) kann in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle spielen, um die Sichtbarkeit von Lagerhütern zu erhöhen und damit den Absatz zu steigern. Händler können durch gezielte Keyword-Recherche sicherstellen, dass ihre Produkte in den Suchergebnissen prominenter erscheinen. Zusätzlich können Landing Pages, Blog-Beiträge oder spezifische Produktseiten erstellt werden, die die betroffenen Produkte in den Mittelpunkt stellen und potenziellen Käufern alle nötigen Informationen bieten.

Durch eine solche Content-Marketing-Strategie lassen sich Lagerhüter gezielt promoten. Dabei können SEO-Maßnahmen wie das Einbinden von relevanten Keywords und das Optimieren von Meta-Tags und Produktbeschreibungen entscheidend sein, um die organische Reichweite zu erhöhen. Auch die Verwendung von Cross-Selling-Ansätzen, bei denen verwandte Produkte gemeinsam beworben werden, kann helfen, Lagerhüter in Kombination mit anderen Artikeln attraktiver zu machen.

Preisnachlässe oder Sonderaktionen sind ebenfalls wichtige Mittel im Kampf gegen Lagerhüter. Wenn Händler ihre Lagerbestände kontinuierlich überwachen, können sie frühzeitig erkennen, welche Produkte sich schlecht verkaufen, und entsprechende Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel Rabattaktionen oder Preissenkungen. Diese Preismaßnahmen können zudem durch gezielte Werbekampagnen auf verschiedenen Plattformen unterstützt werden, um die Reichweite zu vergrößern und potenzielle Käufer anzusprechen.

Die Zukunft der Lagerplanung

Mit Blick auf die künftigen Trends beim Thema Bestandsmanagement wird künstliche Intelligenz (KI) eine immer größere Rolle spielen, speziell im Bereich der Lagerbestandsplanung. Durch KI-basierte Systeme könnten Lagerbestände effizienter überwacht und vorhergesagt werden, was es Händlern ermöglicht, präzisere Entscheidungen darüber zu treffen, welche Produkte in welchen Mengen bestellt und gelagert werden sollten. KI könnte zudem dabei helfen, frühzeitig zu erkennen, welche Produkte das Potenzial haben, zu Lagerhütern zu werden und entsprechende Gegenmaßnahmen vorzuschlagen, bevor es zu spät ist.

Insgesamt sollten Händler eine Kombination aus intelligenter Bestandsplanung, dynamischer Preisgestaltung, gezieltem Marketing und SEO-Strategien anwenden, um Lagerhüter zu vermeiden oder schnell abzubauen. Händler, die diese Maßnahmen umsetzen, können nicht nur ihre Lagerkosten senken, sondern auch ihren Umsatz steigern und ihre Produkte schneller an den Kunden bringen.

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