Geht der Trend so weiter, wird in Deutschland irgendwann jeder Quadratmeter mit Logistikimmobilien besetzt sein. Allein im zweiten Quartal 2017 entstanden über 924.000 Quadratmeter neu gebauter Logistikfläche. Spitzenreiter ist dabei dieses Mal nicht der Handel, sondern die Logistikdienstleister.
Logistikdienstleister bauen am meisten
Der Logistikimmobilien-Seismograph wird pro Quartal durch das Beratungsunternehmen Logivest in Kooperation mit der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) herausgegeben. Für das zweite Quartal 2017 lag der Wert der neu gebauten Logistikfläche bei 924.000 Quadratmetern. Damit liegt der Wert nur knapp unter dem vom ersten Quartal 2017 (976.000 Quadratmeter). Insgesamt ergibt sich damit für das erste Halbjahr ein Wert von rund 1,9 Millionen Quadratmetern. Damit liegt das erste Halbjahr 2017 knapp vor dem Vergleichszeitraum 2016 und entspricht rund 54 Prozent des gesamten Neubauvolumens.
Wer ist für die Neubauten verantwortlich? War es in den letzten Jahren durchweg der Handel, hat sich dies nun geändert. Seit 2015 stehen erstmals wieder die Logistikdienstleister bei der Nutzung neu entstehender Flächen an der Spitze. Insgesamt besitzen sie mit 48 Prozent einen überproportional hohen Anteil an neu entstehenden Logistikflächen. Zum Vergleich: Im Vorjahr machten sie nur ein Drittel aus. Verloren hat hingegen die Industrie. Der Anteil sank von 30 auf 20 Prozent. Der Handelssektor weist mit 32 Prozent lediglich geringfügige Strukturveränderungen gegenüber dem Vorjahresanteil von 36 Prozent auf.
„Einen ähnlich deutlichen Vorsprung haben die Logistikdienstleister seit 2014 nicht mehr verzeichnen können und vor dem Hintergrund des anstehenden Weihnachtsgeschäftes in der zweiten Jahreshälfte, bleibt es spannend, ob die Logistikdienstleister ihre Aufholjagd fortsetzen oder der Handel auch 2017 wieder die stärkste Nutzergruppe bei Neubauten darstellt“, ordnet Logivest Geschäftsführer Kuno Neumeier die Zwischenbilanz ein.
Rhein-Main-Region mit dem meisten Flächenumsatz
Die Prognose für 2017 zeigt, dass vor allem im östlichen Ruhrgebiet mit der meisten Fläche für Logistikimmobilien gerechnet wird. Der Wert wird auf über 400.000 Quadratmeter geschätzt und liegt damit weit über dem Wert von 2016. Die Region um den Niederrhein verliert hingegen stark. 2016 wurden um die 480.000 Quadratmeter Logistikimmobilienfläche errichtet. Für 2017 erwartet man gerade einmal 140.000.
Für die Immobilienberater von Colliers International Deutschland bleiben die Rhein-Main-Region sowie Berlin und Hamburg die umsatzstärksten Gegenden. Die Rhein-Main-Region konnte einen Flächenumsatz von rund 322.400 Quadratmeter erzielen. Wie auch schon im vergangenen Jahr kam die Nachfrage vorwiegend von Unternehmen aus dem Bereich Transport und Logistik (47 Prozent) und dem Handel (21 Prozent). Ähnlich wie in Berlin bestimmten in der ersten Jahreshälfte Deals mit einer Größe über 10.000 Quadratmetern die Entwicklung auf dem Markt und generierten in der Logistikregion Rhein-Main rund 67 Prozent des Flächenumsatzes.
Hamburg, zwar weniger gefragt als im ersten Halbjahr 2016, erzielte einen Flächenumsatz von knapp 225.000 Quadratmeter. Problematisch für die Hansestadt: Es fehlt an geeigneten und großvolumigen Entwicklungsgrundstücken, die den Markt mit neuen Flächen ausstatten könnten. Die Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg kam nach einem starken Jahresauftakt vor allem mithilfe von mehreren großvolumigen Deals zu dem zufriedenstellenden Halbjahresergebnis von 226.600 Quadratmetern, was einem Plus von 37 Prozent entspricht.
Nachfrage nach Industrie- und Logistikflächen weiterhin hoch
Die Mietpreise zeigen sich stabil. In den Top-Regionen stieg der Wert durchschnittlich um 1 Prozent und liegt bei 5,85 Euro pro Quadratmeter. München führt die Rangliste der teuersten Deutschen Standorte mit einer Miete von derzeit 6,85 Euro pro Quadratmeter für moderne Logistikflächen ab 3.000 Quadratmeter weiter an. Berlin hingegen liegt mit 5,00 Euro pro Quadratmeter am Ende des Rankings.
Generell fehlen dem Markt jedoch ausreichend neue und moderne Flächen. Peter Kunz, Head of Industrial & Logistics bei Colliers International, erklärt, woran das liegt: „Mega-Trends wie der florierende Online-Handel, die digitale Revolution oder die Spezialisierung in den einzelnen Branchen treibt die Nachfrage nach Industrie- und Logistikflächen weiterhin in die Höhe. Besonders in den Top-Lagen sind passende Flächen ein knappes Gut und Nutzer aus allen Branchen müssen sich bei ihrer Suche nach geeigneten Flächen in Geduld üben. Den meisten Märkten fehlt es vor allem an kurzfristig am Markt verfügbaren neuwertigen Flächen. Projektentwicklungen, die für Flächennachschub sorgen könnten, sind aufgrund fehlender Grundstücksreserven an den Standorten Mangelware.“
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