52 Prozent der der Unternehmen im Bereich Verkehr und Logistik sind der Meinung, dass eine Digitalisierung des eigenen Unternehmens nicht notwendig ist. Das sitzt und ist leider ein Ergebnis des im Sommers veröffentlichten Monitoring-Reports „Wirtschaft Digital 2017“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Aber das ist noch nicht alles. Wenn es um den Status quo geht, sieht es nicht besser aus: Beim Vergleich von elf Branchen liegt der Bereich Transport und Logistik aktuell mit gerade einmal 40 Indexpunkten auf Rang zehn von elf. Noch niedriger digitalisiert ist lediglich das Gesundheitswesen (37 Indexpunkte).
Digitalisierung kann die Kosten senken
Die Werte sind erstaunlich. Dabei bietet die Digitalisierung extrem viele Vorteile. Auf die Frage, wie sich die Digitalisierung in den Einrichtungen, die sie bereits umgesetzt haben oder sich aktuell in der Umsetzung befinden, ausgewirkt hat, bestätigen 68 Prozent der Unternehmen, dass neues Wissen für ihre Einrichtung durch die Digitalisierung generiert worden sei. 47 Prozent der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft machten die Erfahrung, dass die Digitalisierung zu Kostensenkungen führte.
Und hier sollten Logistik-Unternehmen aufhorchen. Kosten senken will schließlich jeder. Doch auch die neue Studie der Transporeon Group zeigt, dass das Digitalisierungspotenzial von gerade einmal 37,5 Prozent der Transport-Unternehmen genutzt wird. Dabei wird durch das Fehlen von digitalen Anwendungen beispielsweise in der Kommunikation oder bei der Bearbeitung von Transportdokumenten jährlich regelmäßig Geld auf der Straße liegen gelassen. Nach Angaben der Europäischen Kommission werden in der EU 350 Milliarden Leerkilometer zurückgelegt.
KMU haben noch viel Luft nach oben
Mit dem Einsatz von 4.0-Technologien könnte sich dies aber ändern. Beispiele aus der Praxis sind der Einsatz moderner Kommunikationsmedien wie Apps, die digitale Erfassung aller wichtigen Transportdaten oder die onlinebasierte Bearbeitung der Transportdokumente. Trotz möglicher Arbeitszeitersparnisse und -erleichterungen wickeln, das ergibt die Studie, erst zwölf Prozent aller Unternehmen ihre transportrelevanten Dokumente vollständig digital ab. Vorreiter sind der Handel, die Consumer- und Automobilbranche sowie der Maschinenbau. Hier werden diese Dokumente von bis zu 80 Prozent der befragten Unternehmen bereits ganz, überwiegend oder immerhin schon zum Teil online abgewickelt. Je größer ein Unternehmen ist, desto weiter ist es auf dem Weg der Digitalisierung bereits vorangeschritten.
Die Studie der RWTH Aachen University in Zusammenarbeit mit der Transporeon Group verdeutlicht, welche Wirkungen die neuen Technologien haben können: Transportunternehmen können durch eine konsequente digitale Vernetzung ihre Lkw besser auslasten, mit kürzeren Warte- und Standzeiten Kosten sparen und ihre Mitarbeiter effizienter einsetzen. Das spart bares Geld!
Doch solange mehr als die Hälfte der Unternehmen aus Verkehr und Logistik Digitalisierung für nicht notwendig halten, wird es nur wenige Leuchtturmprojekte geben. Aber diese Vorreiter werden, so Prof. Dr. Sabina Jeschke, Head des Cybernetics Lab IMA/ZLW & IfU an der RWTH Aachen University, „gemeinsam mit den disruptiven Potenzialen der Big-Data-Ära, die Zukunft der Transportlogistik nachhaltig revolutionieren.“
Bleibt nur zu hoffen, dass sich die anderen Unternehmen ihres Nachholbedarfs bewusst werden und endlich anfangen, sich digital breiter aufzustellen. Passiert dies nicht, werden sie den Kampf in dem wettbewerbsstarken Umfeld verlieren.
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um das Ganze mal auf eine andere Ebene zu bringen: Zentral -von wem und zu wessen Gunsten auch immer- verordnete Kostensenkungen finden wir zunehmend von vorne bis hinten auf allen Ebenen und wären diese prinzipiell auch zu begrüssen, wenn damit automatisch Prozessverbesse rungen einher gingen, was leider längst nicht immer der Fall ist.
Die Geldschiene allein mit mehr kurzfristigen Profit auf dem Papier bedeutet längst nicht von sich aus auch eine qualitative Optimierung, was damit zu tun hat, dass eine ganze Menge an Projekten durch die vorwiegende Fixierung auf momentane pekuniäre Vorteile die optimale Alltagspraxis verfehlt, d.h. es wird der Praxis nicht in umfassender Weise gerecht, was m.E. daran liegt, das es immer wieder an Phantasie und auch an spezifischen Fachkenntnissen fehlt, wie es auch prinzipiell schwierig ist, in solchem logistischen Umfeld vorausschauend als auch für alle möglichen Problemfälle passend zu agieren.
Freundliche Grüsse
Ulrik
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vielen Dank für diesen sehr spannenden Artikel und Grafiken. Die Einstellung vieler Unternehmer in der Logistikbranche ist wirklich erschreckend. Klar sind KMUs meist etwas hinter her was die Digitalisierung angeht, trotzdem sollten auch kleinere Unternehmen langfristig denken. Ich denke, es geht nicht darum die neuesten Roboter zu implementieren, sondern sich bereits mit kleinen Technologien zu beschäftigen, welche den gesamten Prozess im Unternehmen erleichtern bzw. vereinfachen können. Auch ich bin Geschäftsführer eines kleinern Logistikunterne hmens und weiß, dass das Umdenken nicht immer einfach ist. Oft reicht schon eine kleine Änderung. Wir haben in unserem Unternehmen vor einem Jahr zum Beispiel die Software für die Fahrzeugwägung erneuert, die wir bei As-Wägetechnik https://www.as-waegetechnik.de/produkte/fahrzeugwaagen/brueckenwaagen/ bezogen haben. Vom einfach bedienbaren Touchscreen bis hin zur einfachen und übersichtlichen Speicherung von Kundendaten ist alles dabei.Nicht nur der Prozess kann so vereinfacht und gekürzt werden auch unseren Mitarbeiter werden damit entlastet. Langfristig gesehen können mit der Implementierung der Digitalisierung Kosten eingespart werden. Auch wenn viele das nicht wahr haben wollen und immer nur die Anschaffungskos ten als "Ausrede" her nehmen.
Best Grüße
Manfred
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