Das Pilotprojekt KoMoDo wurde heute feierlich von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und den teilnehmenden KEP-Dienstleistern eröffnet. Ein Jahr lang werden DHL, Hermes, DPD, GLS und UPS einen Umschlagsplatz mit Micro-Depots nutzen und die Pakete mit entsprechend gebrandeten Lastenrädern an die Verbraucher liefern. Die Probleme der KEP-Branche bleiben dabei jedoch fast unberührt.
Bei sonnigen 30 Grad hat Svenja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, zusammen mit Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin, und den weiteren Kooperationspartnern den Startschuss für das Projekt KoMoDo gegeben.
Hinter der Abkürzung KoMoDo verbirgt sich die kooperative Nutzung von Micro-Depots durch die KEP-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lastenrädern in Berlin. Projekte mit Lastenrädern auf der letzten Meile gibt es in Deutschland schon einige, doch dass DHL, DPD, Hermes, GLS und UPS so eng zusammenarbeiten, ist ein Novum. Dabei wird der innerstädtische Umschlagsplatz mit den Micro-Depots von dem neutralen Anbieter BEHALA (Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH) betrieben. Die KEP-Dienstleister nutzen dabei je einen Container als Umschlagspunkt für die Zustellung von Sendungen mit unternehmenseigenen Lastenrädern.
Täglich 450.000 Pakete allein in Berlin
In dem Projekt werden zu Beginn zwölf Lastenräder eingesetzt. Je nachdem, wie sich das Projekt entwickelt, könnte die Lastenrad-Flotte aufgestockt werden. Bundesumweltministerin Schulze ist stolz auf das Projekt, das vom Bund mit rund 400.000 Euro gefördert wird. Dabei fließt der Löwenanteil des Geldes in das Aufstellen der Container und die weitere Hardware. Schulze: „Mein Ziel ist es, dass wir es schaffen, Pakete in der Zukunft emissionsfrei zuzustellen. Und zwar, dass alle Pakete emissionsfrei zugestellt werden, denn das ist das Ziel, was wir haben und das wir unterstützen.“
Ähnliche Worte findet auch Regine Günther, Berliner Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Sie sieht Berlin mit diesem Modell-Projekt als Vorreiter für den Einsatz von Lastenrädern auf der letzten Meile. „Mit dem Lastenrad kommen die Pakete sauber, sicher, leise und klimafreundlich zu den Kundinnen und Kunden. Das ist ein Baustein für eine neue Mobilität in Berlin. Aber auch weit über Berlin hinaus wird das Projekt Erfahrungswerte für andere Kommunen liefern, wie der Lieferverkehr stadtverträglich gestaltet werden kann.“ Allein in Berlin werden täglich 450.000 Sendungen am Tag mit mehr als 2.000 Fahrzeugen zugestellt. Bei dem KoMoDo-Projekt sollen in einem Umkreis von rund fünf Kilometern über 800.000 Menschen emissionsfrei beliefert werden. Diese Distanz und der hochverdichtete Innenstadtbereich sind ideal für Lastenräder.
Fokus liegt auf kooperative und anbieteroffene Lösungen
Bei KoMoDo handelt es sich um ein Modell-Projekt. Dabei ist das Ziel, eine nachhaltige Lösung für den Lieferverkehr in städtischen Gebieten zu entwickeln und zu erproben. Der Fokus liegt dabei auf „kooperativen und anbieteroffenen Lösungen, um die knappen innerstädtischen Flächen optimal zu nutzen.“ Dabei ist man auch bestrebt, die Erkenntnisse und Ergebnisse des Modellprojekts in der KEP-Branche zu verankern, um so Lerneffekte dauerhaft in die Geschäftsprozesse der Unternehmen zu integrieren.
Doch wie schwer es ist, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, wird schnell klar. Andreas Weber, Projektkoordinator bei der LogisticNetwork Consultant AG, berichtet davon, dass erste Gespräche bei der DIN (Deutsches Institut für Normung e.V.) bereits 2016 stattgefunden haben. Zudem lenkt er ein und erklärt, dass das Projekt ein „erster gemeinsamer Schritt“ sei.
Wie groß dieser ist? Nun ja – die KEP-Dienstleister teilen sich eine gemeinsame Fläche. Jeder hat seinen eigenen Container, jeder seine eigenen Lastenräder. Die KEP-Unternehmen bleiben Konkurrenten und agieren weiterhin eigenständig – von der morgendlichen Anlieferung der Sendungen in die Micro-Depots über die Zwischenlagerung bis hin zur anschließenden Auslieferung zum Endkunden. KoMoDo ist zudem ein Projekt, das vom Bundesumweltministerium gefördert wird – die Themen Klimaschutz und saubere Luft in den Innenstädten haben hier eine höhere Priorität.
Probleme bleiben trotzdem
Doch die Probleme der KEP-Branche werden nur bedingt angegangen. Das Nicht-Antreffen der Empfänger bleibt nach wie vor ein Problem. Zumal – würden die Dienstleister wirklich kooperieren – müssten nicht fünf unterschiedliche Lastenräder an einer Adresse halten. Eine konsolidierte Zustellung der Pakete mit einem Lastenrad würde die Effizienz durchaus steigern. Doch so eine Zusammenarbeit liegt noch in weiter Ferne, wenn die KEP-Größen sich nicht einmal ein gemeinsames Depot teilen können. Weiterhin bleibt das Thema Arbeitskräftemangel völlig unberührt.
Zu guter Letzt wird man auch nicht ganz auf herkömmliche Lieferwagen verzichten können. Gerade große Pakete können nur schwer mit Lastenrädern transportiert werden. Aus diesem Grund starten die KEP-Dienstleiter die Auslieferung mit entsprechend kleinen bzw. passenden Sendungen. Eine komplett emissionsfreie Lieferung ist damit nicht möglich, doch das Berliner Modell-Projekt zeigt, wo die Reise hingehen kann.
Kommentar schreiben
Antworten
Und gerade darin ist ja nun DHL auch kein Vorzeige Anbieter mehr.
Arbeitskraftmangel na ja Ok, man könnte ja anfangen passend zu bezahlen anstatt nur den Aktionären gefallen zu wollen.
Ihre Antwort schreiben