Wie sieht es bei Speditionen eigentlich mit dem Thema Digitalisierung aus? Eine Studie der Logistik- und Organisationsberatung Prolog-Team, die im Auftrag von Conoxx entstand, zeigt nun, dass es noch ein weiter Weg ist, bis man bei den Logistikern das nächste Level erreicht.
Speditionen müssen täglich mehrere Dutzend Transportanfragen zeitnah bearbeiten und gegebenenfalls mit fundierten Preisangeboten beantworten. Eine gut strukturierte Disposition ist dabei das A und O. Und doch kann es bei diesem an sich einfach klingenden Vorgang immer wieder zu Problemen kommen.
Die Logistik- und Organisationsberatung Prolog-Team hat im Auftrag von Conloxx, ein Unternehmen, das sich auf digitale Prozesse in der Transportlogistik spezialisiert hat, nun mit dem Ist-Stand in der Branche beschäftigt. Dafür wurden 90 ausgewählte mittelständische Unternehmen zu ihrer Prozesstransparenz bei Transportanfragen befragt. Das Ergebnis der Analyse offenbart dringenden Handlungsbedarf.
Transportanfragen via Telefon, Fax oder E-Mail
Wie es in der Meldung von Conloxx heißt, erklärten rund 20 Prozent der befragten Unternehmen, dass beispielsweise die Verantwortung hinsichtlich der Transportangebote intern nicht klar definiert ist. Thomas Selbach, Geschäftsführer von Conloxx, schätzt daraufhin die Lage wie folgt ein: „Hier ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich niemand für eine zeitnahe und qualitativ hochwertige Bearbeitung der Transportanfragen verantwortlich fühlt und diese daher ins Leere laufen.“ Ein effizientes Arbeiten ist demnach bei einem Fünftel der deutschen Speditionen eigentlich nicht möglich, wodurch wichtige Aufträge verloren gehen können.
Weiterhin ergab die Analyse, dass mehr als 70 Prozent der Umfrageteilnehmer Transportanfragen via Telefon, Fax oder E-Mail erhalten. Nur jedes siebte Unternehmen setzt auf Frachtsoftware. Dabei ist nach Angaben von mm-logistik.vogel das Thema Revisionssicherheit und Compliance für zwei Drittel der Befragten „ein wichtiger Aspekt ihres Transportangebots“. Zudem kann der Kommunikationsmittel-Mix auch zu Missverständnissen führen, da der Spediteur oftmals wichtige Informationen wie Terminvorgaben und Abmessung nicht erhält. Von Effizienz ist entsprechend kaum zu sprechen: Die Abwicklungszeiten für Transportanfragen können hier auf bis zu 30 Minuten pro Auftrag steigen.
Frachtsoftware kann administrativen Aufwand verringern
Ein weiterer Nachteil der Verwendung von Telefon, Fax und E-Mail ist außerdem der Mangel an verwertbarem Datenmaterial. „Es ist paradox: 85 Prozent der Spediteure und Logistikunternehmen haben angegeben, dass Datenanalyse und statistische Auswertungen wichtige Parameter zur Beurteilung der Kundenbeziehungen sind. Trotzdem setzt die Mehrheit auf dafür vollkommen ungeeignete Kommunikationsprozesse“, sagt Martin Stoll, Geschäftsführer Prolog-Team. Und auch wenn sich mehr als 75 Prozent der befragten Unternehmen sicher sind, dass sich mit Frachtsoftware bzw. Online-Systemen der „administrative Aufwand verringern und die interne Prozesstransparenz steigern lassen“, sind sie kaum im Einsatz. Der Grund dafür könnte laut mm-logistik.vogel darin liegen, dass Unternehmen schlechte Erfahrung mit offenen Frachtbörsen gemacht haben. Oft ist bei diesen der niedrigste Preis ausschlaggebend für die Vergabe.
Wer seine Spedition in das Zeitalter der Digitalisierung bringen will, sollte nach Ansicht Martin Stoll die internen Strukturen im Handling von Transportanfragen kritisch hinterfragen. Nur so kann seiner Meinung nach der Vertriebsnutzen signifikant gesteigert und auch dem Fachkräfteproblem entgangen werden. „Wer auf intelligente Online-Tools verzichtet, vergibt leichtfertig die Chance, den administrativen Aufwand zu senken und gleichzeitig den Kundenstamm zu erweitern“, fasst er zusammen.
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