Bleibt der erwartete Zusammenbruch von Handelsunternehmen in Europa aus? Nach Angaben von Timocom scheinen die US-Strafzölle gegenüber der EU bisher kaum bzw. keine Auswirkungen zu haben.
Seit Monaten sind die Nachrichten geprägt von Panik schürenden Schlagzeilen, die den internationalen Handelskrieg ausrufen. Umso überraschender ist es, wenn aus dem vierteljährlich veröffentlichten Transportbarometer von Timocom hervorgeht, dass Handelsunternehmen in Europa bisher konstant ausgelastet sind.
US-Präsident Trump hatte Strafzölle für europäische Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt, die vor etwa einem Monat eingeführt wurden. Doch wie Company Spokesman Gunnar Gburek von Timocom gegenüber transport-online.de meint, zeige sich der europäische Markt davon bisher unbeeindruckt. Die Zahlen aus dem zweiten Quartal 2018 zeigen, dass vor allem wirtschaftsstarke Unternehmen in Deutschland, aber auch in der Eurozone gewährleisten, dass die Angebotslage auf einem hohen Niveau bleibe. Gunnar Gburek zufolge sei im Jahr 2017 das Angebot in einem Verhältnis von 70:30 höher gewesen, als die Nachfrage. Dieser Trend bestätigt sich auch für 2018. Einziges Problem dabei: Die Kapazitäten für Laderaum sind dadurch stark begrenzt. Für eine effiziente Auslastung sollten also Leerfahrten vermieden werden, denn auch zukünftig würde ein Nachfrageüberhang für Transportunternehmen in Europa bestehen, so Company Spokesman Gburek.
USA und China im Fokus des Handelskonfliktes
Was den Transportmarkt anbelangt, scheinen sich die Folgen der US-Strafzölle bisher in Grenzen zu halten. Doch dass sich der Markt bis jetzt so stabil zeigt, kann auch unterschiedliche Gründe haben. Deutschland beispielsweise liefert den Großteil seiner Stahlproduktionen innerhalb von Europa aus. Wie der Tagesspiegel schreibt, gehen dabei ein Drittel der Lieferungen an Länder wie Frankreich, Italien und Polen. Tatsächlich werden nur etwa fünf Prozent der Güter an die Vereinigten Staaten ausgeliefert.
Es ist vorwiegend der Konflikt zwischen USA und China als solcher, der international nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Auswirkungen hat. China merkt die Konsequenzen des gemeinsamen Zoll-Schlagabtauschs mit den USA bereits. So wird zum Beispiel davon ausgegangen, dass das misslungene Börsendebüt des chinesischen Tech-Konzerns Xiaomi in Verbindung mit dem Handelskonflikt der beiden Nationen stehe.
Dass China aufgrund des Handelskonfliktes mit den USA sich nun zurückhält, hat wiederum Auswirkungen auf weitere Nationen, die sich wirtschaftlich auf die Kaufkraft der chinesischen Volksrepublik stützen. Dem Handelsblatt zufolge bemerkt Porsche schon jetzt einen stagnierenden Absatz seiner Produkte. Somit zeigt vielleicht das Transportbarometer von Timocom, dass die US-Strafzölle gegenüber der EU nicht ganz so drastische Auswirkungen haben, wie erwartet. Der Handelskonflikt als solcher ist jedoch bereits an Märkten und Unternehmen deutlich spürbar.
Kommentar schreiben