Nach den ersten tausend Kilometern des Oberleitungs-Lkw Scania R 450 Hybrid zeigt sich: Das Konzept spart durchaus Sprit und begeistert die Fahrer auch mit weiteren Vorteilen.

Die Spedition Schanz aus Ober-Ramstadt nutzt den Scania R 450 Hybrid, um täglich Waren vom Odenwald nach Frankfurt-Ost zu transportieren. Auf der A5-Teststrecke nutzt der Lkw dabei die Oberleitung und habe dabei erste positive Ergebnisse geliefert. Wie Stefan Ziegert, Produktmanager nachhaltige Transportlösungen für Scania Deutschland Österreich, erklärt, habe das Unternehmen „nach den ersten tausend Kilometern, die ausgewertet wurden, [...] eine Kraftstoffeinsparung an Diesel von zirka 10 Prozent“ verzeichnet, wie telematik-markt.de berichtet.

Dieses Ergebnis nach den ersten Wochen der Testphase sei Ziegert zufolge „erfreulich positiv“. Die Oberleitung kann der Lkw auf seiner Strecke vom vorderen Odenwald nach Frankfurt-Ost für fünf Kilometer nutzen – so lang ist die derzeitige Teststrecke auf der A5. Da die Spedition Schanz täglich etwa 100 bis 150 Tonnen Fracht mit dem Scania-Lkw transportiere, laufe der Feldversuch unter realen Bedingungen ab.

Scania-Mitarbeiter lernen den Umgang mit der Technologie

Die Testphase kommt auch Scania selbst entgegen: Das Unternehmen ist der exklusive Lieferant für den vom Bundesumweltministerium finanzierten Feldversuch. Die Oberleitungs-Lkw werden in der Scania-Werkstatt in Offenbach betreut, wobei die dortigen Mitarbeiter von Experten der schwedischen Konzernzentrale umfangreich geschult worden seien. „Die Hochvolttechnologie verlangt ein Höchstmaß an Sicherheit im Umgang mit den hohen Spannungen“, erklärt Frank Hagedorn, Regionalleiter Scania Mitte.

Ein weiterer Vorteil des Scania R 450 Hybrid sei es, dass das Fahrzeug im laufenden Betrieb die Batterie laden könne. Bei einem Nutzfahrzeug, das häufig rund um die Uhr im Einsatz ist, sei das Aufladen der Batterie während der Standzeiten erheblich erschwert.

Sofortiges Drehmoment und wenig Lärm

Die Fahrer der Spedition Schanz, die den Oberleitungs-Lkw fahren dürfen, zeigen sich ebenfalls von der Technologie begeistert. Thomas Schmieder, einer der drei auf dem Oberleitungs-Lkw ausgebildeten Fahrer, hatte sich extra wegen des Fahrzeugs bei der Spedition beworben. „Ich hatte in der Zeitung gelesen, dass die Spedition Schanz an dem Pilotprojekt teilnehmen wird und sofort gewusst, dass ich das machen will“, so Schmieder. „Elektromobilität ist eine extrem interessante Entwicklung – das ist Zukunft – und da will ich dabei sein.“ Beim Anfahren mit dem Oberleitungs-Lkw sei das Drehmoment sofort da, berichtet der Fahrer. Und auch ruhigere Geräuschkulisse im Elektro-Betrieb ist für Schmieder etwas Besonderes.

Um das Potenzial der Oberleitung aber weiter auszuschöpfen und die Spriteinsparungen zu verbessern, muss die Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Bis 2022 sollen weitere Daten gesammelt und ausgewertet werden, um die Wirksamkeit der Technik zu prüfen. In Schleswig-Holstein und in Baden-Württemberg entstehen weitere Teststrecken, um die Technologie auf Herz und Nieren zu prüfen. Auf allen Teststrecken sollen jeweils fünf Scania-Lkw fahren, um sämtliche Szenarien durchspielen zu können.