Bei der 1. Nationalen Radlogistik-Konferenz in Berlin vergangene Woche wurde das Potenzial von Lastenrädern und Co. für die nachhaltige Zustellung diskutiert. Um dieses voll auszuschöpfen zu können, müssen sich auch die Erwartungen der Verbraucher ändern.
Längst testen die großen KEP-Dienstleister hierzulande den Einsatz von Lastenrädern für eine nachhaltige letzte Meile. In der Öffentlichkeit spielt diese Alternative allerdings noch eine untergeordnete Rolle, so das Ergebnis der 1. Nationalen Radlogistik-Konferenz, welche vergangene Woche in Berlin stattgefunden hat. Vertreter aus Logistik, Kommunen und Hersteller diskutierten während der Konferenz, wie die Radlogistik aus der Nische herausgehoben werden kann.
„Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen, alleine durch den Klimawandel, wir müssen die Mobilität grundsätzlich neu denken, denn sie hat sich ins Gegenteil verkehrt“, wird Regine Günther, Berliner Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz bei Logistra zitiert. „Dass wir hier etwas ändern müssen, ist unumgänglich, der Klimaschutz verlangt eine Wende, der Online-Handel sorgt zudem für mehr Verkehr.“
Lastenrad als wichtiges Puzzleteil
Während der Konferenz, welche vom Radlogistik Verband Deutschland (RLVD) organisiert wurde, stellten die Teilnehmer fest, dass der Einsatz von Lastenrädern für eine effiziente und vor allem nachhaltige Logistik zwar kein Allheilmittel sei, allerdings einen wichtigen Teil für die City-Logistik der Zukunft darstelle. „Das Lastenrad ist nur ein Puzzlestück im gemeinsam zu entwickelnden Bild der nachhaltigeren urbanen Mobilität, aber ein sehr wichtiges“, so die Einschätzung von Julius Menge von der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Um eine Wende in der Logistik zu erreichen, müssen Anreize für den Ausbau der Cargobike-Logistik geschaffen werden, so der Tenor der Veranstaltung.
Das Potenzial derartiger Lastenräder wurde bereits in mehreren Pilotprojekten bestätigt. So berichtete Rainer Kiehl, Projektmanager City-Logistik bei UPS während der Konferenz vom Vorzeigeprojekt des Logistikers: In München sind bereits 21 Lastenräder im Einsatz und ersetzen 12 konventionelle Zustellfahrzeuge. Dabei arbeitete das Unternehmen trotz noch vorhandener Effizienzpotenziale bereits wirtschaftlich.
Kostenlosmentalität muss ein Ende haben
Den Einsatz von Rädern und die Erweiterung der Radwegenetze lobte vor allem Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. „Das kann der Durchbruch werden, wenn man es jetzt anpackt. Dafür brauchen wir jetzt Initiativen aus den Kommunen und aus dem Gewerbe. Wir brauchen mehr Mut und Courage“, so seine Forderung.
Der Bundesverband Paket- und Expresslogistik BIEK sieht aber auch die Verbraucher in der Pflicht, die eigenen Erwartungen an die Zustellung herunterzuschrauben, damit die Radlogistik Erfolg haben kann. „Wir sollten ambitioniert sein und das sind wir als KEP-Unternehmen auch, ebenso wie wir völlig technologieneutral sind. Aber wir müssen die Bürger ebenso darüber aufklären, dass nachhaltige Zustellung etwa mit Cargobikes mehr Geld kostet. Wir müssen runter von der Kostenlosmentalität bei den Bestellungen“, so die Einschätzung des Vertreters.
Für das Frühjahr 2021 planen die Veranstalter mit einer zweiten Auflage der Nationalen Radlogistik-Konferenz.
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vielen Dank für den Hinweis. Wir haben dies im Artikel geändert.
Viele Grüße
die Redaktion
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In München sind 21 Lastenräder im Einsatz und ersetzen 12 konventionelle Zustellfahrzeug e
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