Lastenräder gelten als nachhaltige Lösung für die Zustellung auf der letzten Meile. Doch so einfach ist die Umsetzung nicht.
Der Transport per Lastenrad spielte aktuell eine wesentliche Rolle bem dritten Treffen des Bündnis für moderne Mobilität, das Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer 2019 ins Leben gerufen hatte. Im Zuge dessen legte der Bundesverkehrsminister nun auch einen Leitfaden für Lastenradtransporte in der City-Logistik vor.
Im sogenannten RadLast-Leitfaden wurde das Potenzial der Transporträder für die letzte Meile unter die Lupe genommen, die Städte München und Regensburg dienten zur exemplarischen Illustration für den klassischen Pakettransport. Dabei zeigte sich: Mit dem nachhaltigen Transportmittel könnten 27,8 Prozent aller Sendungen ausgeliefert werden. Vor allem für kleinformatige Sendungen sei es eine gute Variante, die Paketklassen M und L wurden aber weiterhin in allen Gebieten nur mit dem Transporter ausgeliefert.
Mehr Platz zum Parken, weniger Emission – aber nicht zwingend weniger Verkehrsaufkommen
Zudem wurde die mögliche Verkehrsentlastung untersucht. Wo wenig Platz zum Parken von Transportern ist, können Lastenräder in Verbindung mit Mikro-Hubs helfen, heißt es. Die Räder sind im Vergleich zu Transportern viel kleiner und wendiger, müssen nicht in zweiter Reihe parken und können die Fußwege der Paketboten reduzieren.
Da Lastenräder aber weniger Sendungen transportieren können als Lieferwagen, sind mehr Fahrten notwendig – dadurch erhöhen sich die gefahrenen Kilometern in den Städten. „Damit können Lastenräder zwar Emissionen in der Stadt reduzieren, jedoch nicht das Verkehrsaufkommen“, ist im Leitfaden weiter zu lesen. Durch die Zusammenarbeit mehrerer Dienstleister könnte hier allerdings optimiert werden: Auch bei gleicher Anzahl der Zustellfahrzeuge könnten diese effizienter auf verschiedene Gebiete aufgeteilt werden – und unterschiedliche Zustellfirmen müssten etwa nicht alle die dieselben Straßen befahren.
Verstärkter Einsatz des Lastenrads in der Praxis komplexer
In der Praxis gibt es allerdings noch einiges zu tun: Das Bundesverkehrsministerium fördert den Einsatz der Lastenräder bereits mit dem Programm „Stadt und Land“ mit rund 657 Millionen Euro bis 2023. Für Reinhard Sager, Präsident des Deutschen Landkreistages, ist das zu kurz – es brauche einen längeren Umsetzungszeitraum, sagte er laut Eurotransport.
Burkhard Jung, Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, gab demzufolge außerdem zu bedenken, dass die Räder den automobilen Verkehr nicht ersetzen könnten. „Denn seien wir realistisch: Die Verkehre in den Städten werden nicht weniger. Daher ist es auch eine Frage, wie wir diese Verkehre organisieren.“ Es müssten darüber hinaus neue logistische Zentren in den Städten geschaffen werden, gleichsam gelte es, weitere Konzepte wie Elektro- und Wasserstoffantriebe zu stärken.
Politik muss Einsatz der Lastenräder erleichtern
Viele KEP-Dienstleister nutzen Lastenräder bereits in der Zustellung. Auch werden immer wieder neue Einsatzmöglichkeiten erprobt: Derzeit testet etwa Hermes in Leipzig und Dresden ein neues E-Lastenrad, damit dieses verstärkt auf die Bedürfnisse der Paketdienste angepasst werden kann. GLS gab aktuell bekannt, seit April regelmäßig Pakete mit der City-Logistik-Flotte des Südkurier in Konstanz zuzustellen – wodurch 4 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart würden.
Auch, wenn sich Lastenräder immer mehr etablieren, steckt die Radlogistik-Branche insgesamt noch in den Kinderschuhen: Der Gesamtumsatz 2020 betrug 76 Millionen Euro – das sei im Vergleich zu anderen Mobilitätsbranchen laut Radlogistik Verband Deutschland noch „mikroskopisch“. Neben der teils noch fehlenden Infrastruktur könnten dafür auch die Kosten ausschlaggebend sein. Denn dem BMVI zufolge reduzieren die Räder die Kosten auf der letzten Meile nur minimal. „Aus diesem Grund sind politische Anreize notwendig, um Dienstleistern den Wechsel zu erleichtern“, so ein weiteres Ergebnis des Berichts.
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