Die Transportkosten für Waren aus Fernost sind massiv angestiegen. Prognosen zufolge entspanne sich die Lage frühestens im Frühjahr 2022.
Die Transportpreise im Seehandel von China nach Europa haben sich zuletzt explosionsartig entwickelt: Für den Transport eines 40-Fuß High Cube-Containers wurde kürzlich die Marke von 20.000 US-Dollar überschritten. Im Juli hätten die Preise für Container auf dieser Route zwischen 14.000 und 16.000 US-Dollar gelegen. Verglichen mit den Preisen vor der Corona-Pandemie seien die Containerkosten um das Sechs- bis Achtfache angestiegen, wie eine Auswertung von rund 100 Marken, die die Software des Bochumer IT-Anbieters Setlog nutzen, im Zeitraum Juli 2019 bis Juli 2021 ergab.
Die Kostenlage würde sich auch bis zum Weihnachtsfest nicht mehr entspannen. Für den Seetransport von Weihnachtsartikeln aus Asien werden je nach Produktionsland sechs- bis achtfache Preise im Vergleich zum Preisniveau 2019 erwartet.
Lieferungen sind deutlich länger unterwegs
Die Dauer für den Seecontainertransport betrage bis zu 42 Tage unterwegs. Setlog zufolge würden Waren damit im Schnitt acht Tage länger unterwegs sein als noch vor der Pandemie. Grund dafür seien abgesagte Fahrten, langsame Schiffe und verzögerte Löschungen an den Bestimmungshäfen.
Ähnliche, mehrtägige Verspätungen auf vielen wichtigen Seestrecken beobachtete auch der Logistik-Plattformbetreiber Project44: Auf den Routen Shanghai-Hamburg und Shenzhen-Hamburg waren Schiffe 8,44 beziehungsweise 7,86 Tage länger unterwegs, Projekt44 zufolge hätten die Verzögerungen im Dezember 2019 zugenommen, als sich erste Auswirkungen des Coronavirus in China zeigten. Zwischenzeitlich habe sich die Lage entspannt, im Februar 2021 erreichten Verspätungen aber einen neuen Höchstwert.
Folgen für die Weihnachtssaison und darüber hinaus
„Die Tatsache, dass sich Schiffe weiterhin verspäten und nun auch Ausbrüche von Covid-Varianten in wichtigen chinesischen Produktionszentren zunehmen, könnte weitreichende Konsequenzen für den Black Friday und die Weihnachtseinkaufszeit haben“, wird Josh Brazil, Marketing-Vizepräsident von Project44, von Logistik-heute zum Thema zitiert.
Auch Setlog prognostiziert, dass mit Lieferverzögerungen, Kapazitätsengpässen und teuren Frachtraten bis mindestens zum chinesischen Neujahrsfest, also Ende Januar 2022 gerechnet werden müsse. „Frühestens Ostern 2022 werde sich die Lage etwas entspannt haben“, heißt es.
Die angespannte Situation im Seehandel hat sich insbesondere durch die Hafenschließungen in Yantian und Ningbo sowie durch die Havarie im Suez-Kanal verschärft. Probleme verursachte aber auch ein Exportboom von Waren aus Asien und die Tatsache, dass Reedereien ihre Kapazitäten heruntergefahren hatten.
Auf der Schiene geht es nicht schneller
Hinzu kommt, dass auch auf alternativen Transportwegen die Lieferzeiten zugenommen haben. Im Bahnverkehr gebe es ebenfalls Kapazitätsengpässe, da Waren in China und an den verschiedenen Zollübergängen zum Teil extrem verzögert abgefertigt würden, so Setlog. Beobachtet werden derzeit Verspätungen von bis zu zwei Wochen. Buchungen würden aktuell vier bis sechs Wochen vor dem Abfahrttermin des Zugs vorgenommen.
Einige Tipps, wie sich Händler in dieser Situation bzw. mittelfristig mit einem systematischen Risikomanagement möglichst krisensicher aufstellen, gibt es auf OnlinehändlerNews.
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ist schlicht falsch auf seinem Posten
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