Können Kunststoff-Versandverpackungen typische Kartons aus Wellpappe ersetzen? Ein US-Unternehmen will dies mit einem neuen Produktkonzept unter Beweis stellen.
Der internationale Transportverpackungshersteller Orbis – ein seit 1849 bestehendes Traditionsunternehmen und seit 2016 in Europa aktiv – hat im Zuge des Deutschen Logistik-Kongresses seine Mehrweg-Lösung „PlastiCorr“ vorgestellt. Die Transportvariante könne Kartonagen und Boxen aus Wellpappe 1:1 ersetzen könne, heißt es in der Firmenmeldung zum Launch. So sollen sie die gleichen Funktionalitäten bieten – wer sie nutzt, müsse für eine Umstellung die aktuellen Packmengen und Prozesse nicht ändern.
Anwendung vor allem in geschlossenen Lieferketten
So listet Orbis zahlreiche Vorteile der Variante auf: Die Variante soll kostensparend sein und weniger Ressourcen benötigen, wenn Wellpappe dadurch ersetzt würde. Auch sollen sie materialbedingt resistenter gegen Feuchtigkeit oder Schmutz sowie kompatibel mit geläufigen Verschließmechanismen oder automatisierten Verpackungslinien sein. Die Rückführung soll dank passender Sleeve Packs (Aufbewahrungsträger) vereinfacht werden, da diese die Handhabung der Boxen im Leerzustand erleichtern würden. Am Ende der Lebensdauer seien die Boxen zu 100 Prozent recycelbar. „Die Rohstoffe werden zum Materialpreis vom Kunden zurückgekauft und für die Produktion weiterer Ladungsträger genutzt“, erklärt der Hersteller.
Auch böte man „eine nachhaltige Alternative in Zeiten zunehmender Papierverknappung aufgrund schrumpfender Rohstoffmengen“, wie Jürgen Krahé, Senior Commercial Director EMEA bei Orbis erklärt. Entlang der Lieferkette soll die Lebensdauer 70-mal länger als die von Kartonagen sein. Und auch angesichts derzeit hohen Preisen für Rohstoffe und Kartons wirken diese Modelle wie eine durchaus verlockende Alternative.
Anwendung sollen diese Transportbehälter aber vor allem in geschlossenen Lieferketten finden, also insbesondere bei der Fertigung von Lebensmitteln bzw. Konsumgütern (FMCG), aber auch bei Primärverpackungen oder bei Fertigprodukten.
Nachhaltige Mehrwegverpackungen – auch im E-Commerce?
Mehrwegboxen einzusetzen, ist natürlich keineswegs neu. Ob Orbis 1:1-Ersatz sich auch bei typischen Versandverpackungen im E-Commerce durchsetzen könnte, ist – eher grundsätzlich – fraglich, da hier insbesondere das Thema Rückführung schwierig ist. Zwar wünschen sich Verbraucherinnen und Verbraucher zwar mehrheitlich nachhaltige bzw. umweltverträgliche Verpackungsvarianten – und darunter werden oft auch Mehrwegverpackungen verstanden. Allerdings wollen über zwei Drittel generell keinen Mehraufwand für Verpackungen nach dem Erhalt der Ware in Kauf nehmen, wie eine Studie des IFH Köln gemeinsam mit dem Verband der Wellpappen-Industrie (VdW) zeigt.
Verschiedene Händler und Logistiker beschäftigen sich bereits intensiver mit diesem Kundenwunsch und suchen nach Möglichkeiten, Versandverpackungen nachhaltiger zu gestalten. So testet etwa Otto eine kompostierbare Variante, FedEx will bei Retouren das Abfallaufkommen mit wiederverwendbaren Lösungen reduzieren.
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