Wegen Störungen in den Lieferketten kommt es unter anderem in der Seefracht zu Verspätungen und Rückstaus in den Häfen. Knappe Stellplätze sind ein Problem.
Ende April wurden auch vor den deutschen Häfen Hamburg und Bremerhaven erste Schiffstaus gemeldet, mehrere Tage oder gar Wochen müssen die Containerfrachter auf ihre Abfertigung in den Häfen warten. Grund sind die weltweit angespannten Lieferketten aufgrund der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine. Die Situation wird sich nun bald zuspitzen: Voraussichtlich im Juni lockert China in Shanghai die derzeit starren Coronamaßnahmen, wodurch sich auch der Hafenbetrieb vor Ort wieder normalisiere. Dann nehmen zahlreiche Schiffe Kurs auf Europa, prognostizieren Fachleute.
Schon jetzt kommt man in Hamburg mit der Abfertigung der Container kaum hinterher, Personal und Stellflächen seien knapp. Der Mangel an Logistikflächen in Häfen sei teilweise hausgemacht, teilt aktuell die Logistikimmobilienberaterfirma Logivest mit.
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Wenig Neubau-Aktivitäten verzeichnet
Wie Logisvest anhand von Logistikneubauten in 178 Häfen in den deutschen Top-Logistikregionen untersuchte, kamen in den Jahren von 2017 bis 2021 1,2 Millionen Quadratmeter neue Logistikflächen in deutschen Häfen hinzu. Im Vergleich zu insgesamt 26 Millionen Quadratmetern neugebauten Flächen in ganz Deutschland sei dies lediglich ein Anteil von 4,6 Prozent. In einem Radius von zwei Kilometern im Hafenumkreis erhöht sich der Anteil auf 2,9 Millionen Quadratmeter.
„Der geringe Neubau und der damit einhergehende Mangel an Logistikflächen in Deutschlands Häfen droht eine große Herausforderung für den Ausbau der trimodalen Logistik zu werden“, warnt Kuno Neumeier, CEO der Logivest Gruppe. Die trimodale Logistik – die Verzahnung von Straße, Schiene und Schifffahrt – gelte als „zentraler Baustein zum Erreichen einer nachhaltigen und den CO2-Ausstoß minimierenden Logistik, so Logisvest weiter. „Bis dato beschränkt sich die Diskussion über nachhaltige Logistikimmobilien jedoch vor allem auf den Betrieb und den Bau von Immobilien“, stellt Neumeier fest.
Stattdessen würden die Häfen nicht benötigte Flächen, u. a. für neue Wohngebiete, bereitstellen. „Damit schneiden sich die Häfen oft ins eigene Fleisch. Denn die Wohnbebauung bedroht nicht nur das gewerbliche Baurecht der noch im Hafengelände verbleibenden Flächenreservoirs. Die Hafenlogistik verträgt sich aufgrund von anderen Lärm- und Emissionsvorgaben auch nicht mit Wohnbebauung. Hier ist Ärger meist vorprogrammiert“, so der Immobilienberater. Viele Hafenflächen würden seiner Einschätzung nach Potenziale für eine modernere Logistiknutzung bieten, unter anderem könnten Brachflächen revitalisiert werden.
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