In Sitakunda, nahe Chittagong – dem größten Hafen Bangladeschs –, ist in einem Container-Depot ein verheerender Brand ausgebrochen.
Fast 50 Menschen sind durch ein Großfeuer und eine dadurch ausgelöste Explosion in einem Binnencontainerlager in Bangladesch ums Leben gekommen, bis zu 300 Personen hätten Brandverletzungen erlitten, wie mehrere Medien berichten. Der Brand sei am Samstag, dem 4. Juni, in den späten Abendstunden im Depot des niederländisch-bangladeschischen Gemeinschaftsunternehmens BM Inland Container Depot aus noch ungeklärter Ursache ausgebrochen, melden u. a. der Tagesspiegel/dpa. In dem Depot würden rund 600 Menschen arbeiten und auf dem Gelände hätten sich mehr als 4.000 Container sowie Gebäude und Schuppen befunden.
Berichten zufolge habe es auch laute Explosion gegeben, schwere Gegenstände seien teils Hunderte Meter weit geschleudert worden, ein Augenzeuge berichtet von „Feuerbällen“ am Himmel, wie der Spiegel schreibt.
Explosionen durch Chemikalien ausgelöst
Im Zuge der Löscharbeiten starben auch neun Einsatzkräfte der Feuerwehr. Insgesamt seien mehrere Hundert Rettungskräfte vor Ort gewesen, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Unter anderem wurde ein Spezialteam von Feuerwehrleuten aus der Hauptstadt Dhaka eingeflogen, die etwa 300 Kilometer von Sitakunda entfernt liegt. Weitere 250 Militärangehörige unterstützten die Löscharbeiten und hätten versucht zu verhindern, dass Schadstoffe in einen nahe gelegenen Fluss gelangen.
In einigen Containern hätten sich Chemikalien wie Wasserstoffperoxid befunden. Dadurch sei es zu Explosionen gekommen, die auch die Löscharbeiten erschwerten. Das Nachrichtenportal der Vereinten Nationen UN-News meldete, die Behälter mit Wasserstoffperoxid seien Behörden zufolge falsch etikettiert gewesen, sodass Feuerwehrleute Wasser statt Schaum zum Löschen des Feuers verwendet hätten.
Der Brand habe sich auf rund drei Hektar Fläche innerhalb des Depots ausgebreitet. Dort lagerten unter anderem auch Kleidungsstücke im Wert von mehreren Millionen Dollar, die für den Export an westliche Einzelhändler vorgesehen waren, sagte laut dem Spiegel Mominur Rahman, ein Chef der bangladeschischen Behörden.
UN-Arbeitsorganisation ruft zu Sicherheitsüberprüfung auf
Berichten zufolge seien die Chemikalien in der Anlage nicht sicher gelagert worden, heißt es in diesem Zusammenhang seitens der UN-Arbeitsorganisation International Labour Organization (ILO). „Dieser Vorfall verdeutlicht die dringende Notwendigkeit, dass Chemikalien ordnungsgemäß gehandhabt und gelagert sowie Lagerpersonal angemessen geschult werden müsse“, zitiert UN-News die Erklärung der Organisation. Es müsse ein strukturiertes Konzept zur „Eindämmung, Vorbereitung, Reaktion und Wiederherstellung“ bei entsprechenden Gefahren geben. Unter anderem sei dazu eine Überprüfung der Vorschriften und der Durchsetzung im Transport- und Logistiksektor notwendig, kündigte die ILO an. Auch ruft die Organisation zu verbesserten Sicherheitskampagnen auf, die sich an Transport-, Logistik- und Notfalldienstleister richten.
In der Vergangenheit hatte es ähnliche Sicherheitsvorfälle in Depots gegeben: Vor zwei Jahren starben infolge einer Explosion eines Öltanks in einem Depot in der Region Patenga drei Menschen. Seit des Einsturzes der Ader Textilfabrik Rana Plaza 2013 in Dhaka, bei der Tausende Menschen ums Leben kamen, haben Industrie und Regierung in Bangladesch höhere Sicherheitsstandards durchgesetzt. Die ILO arbeite seitdem eng mit den Beteiligten zusammen. „Die ILO und das gesamte UN-System in Bangladesch hoffen, dass dieser tragische Unfall alle Beteiligten dazu veranlasst, die Sicherheitsdefizite an den Arbeitsplätzen im ganzen Land mit neuem Elan anzugehen. Wir bieten unsere Unterstützung an, um Bangladesch für alle sicherer zu machen“, heißt es weiter in der Erklärung. Das UN-Länderteam sieht zudem in dem tragischen Unfall „eine Erinnerung an die Notwendigkeit, gemeinsam auf wirksame Rahmenbedingungen für die Sicherheit in Industrie und Unternehmen und deren Durchsetzung hinzuarbeiten“.
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