Eine Studie hat jetzt unter die Lupe genommen, inwieweit Mehrwegverpackungen gegenüber Einwegkartons zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit beitragen.
Welches Klimaschutzpotenzial Verpackungen aus Wellpappe bzw. Wellpappenrohpapier gegenüber neu am Markt entstehenden Mehrwegangeboten für typische Anwendungsfälle im Versand- bzw. Online-Handel haben, zeige sich erst im konkreten Anwendungsfall. „Bei der umweltbezogenen Bewertung von Verpackungen und der intensiv geführten Diskussion der Unterschiede zwischen verschiedenen Alternativen ist Augenmaß angebracht“ – zu diesem Schluss kommt eine Analyse des bifa Umweltinstituts aus Augsburg und der Papiertechnischen Stiftung aus Heidenau, die im Auftrag des Vereins Die Papierindustrie e.V. und des Verbands der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW) durchgeführt wurde.
Aus Umweltgesichtspunkten sei zunächst grundsätzlich relevant, dass das verpackte und versendete Produkt sicher und geschützt zur Kundin oder zum Kunden gelange – schließlich habe die Ware selbst eine deutlich höhere Umweltlast als deren Verpackung. „Die Unterschiede zwischen den Treibhausgas-Emissionen von Einweg- bzw. Mehrweglösungen liegen im Bereich weniger Gramm, während die verpackten Produkte häufig Treibhausgas-Lasten im Bereich vieler Kilogramm tragen“, wird in der Handreichung zur Studie, die der VDW zur Verfügung stellt, argumentiert.
Erfolg von Mehrweglösungen stark von der Motivation der Verbraucher abhängig
Für die CO₂-Bilanz seien mehrere Kriterien heranzuziehen. Doch besonders interessant ist, wie oft eine Mehrwegverpackung nach ihrem Gebrauch in der Praxis tatsächlich wieder eingesetzt werde. Diese Lebenszyklen bzw. die Umlaufzahl einer Verpackung lägen in der Praxis für Mehrweg-Versandtaschen, die etwa für Textilien genutzt werden, im (niedrigen) einstelligen Bereich, bei robusten Mehrweg-Boxen für stoßempfindliche Waren bei über 100 Umläufen.
Während Mehrwegverpackungen im B2B-Bereich bereits des Öfteren Anwendung finden, sind sie im Endkundenversand aber bisher wenig vertreten. „Der Erfolg von Mehrwegsystemen wird letztendlich immer von der erreichten Motivation der Verbraucher, die Verpackung zurückzugeben, abhängen“, stellt die Studie heraus. Mehrwegverpackungen müssen nach ihrer Nutzung schließlich wieder ins Mehrwegsystem zurückfinden, wofür es – ganz anders als beim Verwertungszyklus für Wellpappe – aktuell kaum etablierte Prozesse gäbe.
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Drei konkrete Verpackungsfälle untersucht
In der Untersuchung wurden drei Kunststoff-Mehrwegverpackungen drei Wellpappe-Varianten gegenübergestellt. Bei den Mehrweglösungen errechnete sich die CO₂-Bilanz pro Online-Kauf aus dem einmaligen Hin- sowie Rücktransport, der Reinigung sowie der Herstellung im Verhältnis zur Zahl der Wiederverwendungen. Bei Einwegverpackungen aus Wellpappe gingen der Transport, das Sammeln nach dem Gebrauch, die Herstellung und das Recycling in die CO₂-Bilanz ein.
Dabei zeigte sich, dass vor allem für große und schwere Produkte (14 Liter Volumen, 15 Kilogramm schwer) die vergleichsweise höhergewichtigen, robusten Mehrwegboxen gegenüber großen Faltschachteln bei der Bilanz etwas im Nachteil liegen. Für größere flexible Produkte (20l, bis 3 kg) schnitten die Mehrweg-Versandtaschen im Vergleich zu kleineren Faltschachteln besser ab. Für den Transport von kleinen und leichten Waren (6l, bis 3 kg) waren Versandtaschen aus Wellpappen-Rohpapier teils vorteilhaft oder auch gleichwertig gegenüber flexiblen Mehrweg-Taschen. Die untersuchten Anwendungen belegen, dass aus CO₂ -Sicht kein pauschaler Vorteil von Mehrwegverpackungen gegenüber Wellpappen bestehe, so das Fazit.
Mehrweg- und Mehrfachnutzung ist Branchentrend
In der E-Commerce-Branche erfreuen sich Mehrweglösungen in der Praxis zunehmender Beliebtheit. Mehrere Online-Händler, Plattformen und Paketdienste testen den Einsatz von Mehrweglösungen, darunter etwa Otto, Tchibo oder Zalando, aber auch UPS und FedEx. Einige StartUps, etwa aus dem Online-Lebensmittelbereich, verstehen Mehrwegverpackungen als Teil des eigenen Geschäftsmodells. Andere Paketdienstleister fördern zudem auch die Mehrfachanwendung bestehender Kartonagen, darunter etwa GLS oder DPD. Des Weiteren gibt es zunehmend StartUps wie SendMePack oder Repacket, die sich die Aufarbeitung bestehender Kartons auf die Fahnen geschrieben haben.
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Bedeutet für für mich, man müsste jede Verpackung abwiegen und dokumentieren. Gleichzeitig verletzt man gegen die DSGVO, wenn noch Daten auf dem Karton vorhanden sind. Hier trifft blinder Idealismus auf Idiotie.
Durch das Verpackungsgese tz sehe ich mich gezwungen alle eingehenden Kartons (die meistens sowieso beschädigt sind) zu vernichten, anstatt diese nachhaltig wieder zu verwenden. Das Verpackungsgese tz arbeitet ganz klar gegen den Umweltschutz und ist nur eine weitere sinnlose Geldquelle für unnötige Organisationen und dem Staat.
Wenn ich etwas übersehe, bin ich über eine Aufklärung dankbar.
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