Die Logistikimmobilien lassen ihre Energiepotenziale ungenutzt. Eine neue Initiative will das nun ändern. 

Die Logistik hängt ihrem möglichen nachhaltigen Energiepotenzial deutlich hinterher. In den Jahren 2012 bis 2022 wurden Logistikimmobilien mit 50 Millionen Quadratmeter Dachfläche erbaut, 30 Millionen davon eignen sich zur Installation von Photovoltaikanlagen. Dies wird allerdings nur von einem Bruchteil tatsächlich genutzt. Die Initiative „Power of Logistics“ des Themenkreis Logistikimmobilien der Bundesvereinigung Logistik e.V. will das nun ändern und den Fokus auf erneuerbare Energien rücken.

„Wir haben insgesamt rund 400 Millionen Quadratmeter Dachfläche in Deutschland, deren Potenzial wir bestmöglich nutzen sollten. Bis dato wird die Logistikbranche eher mit Verkehrschaos und Luftverschmutzung, denn mit grüner Energie gleichgesetzt. Es ist an der Zeit, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken, denn gerade Kommunen und Gemeinden können von den Überkapazitäten profitieren“, betont Kuno Neumeier, Sprecher des BVL-Themenkreis Logistikimmobilien und CEO der Logivest Gruppe.

Handlungsanleitungen soll Stolpersteine mindern

Mit der Initiative soll Logistikern nicht nur gezeigt werden, wie sich der eigene Strombedarf decken lässt, sondern durch ausgedehnte PV-Anlagen auf Lagerhallen, Windräder in Gewerbeparks, Blockheizkraftwerke und Wasser-Wärmepumpen das Thema Energieautarkie auch für Kommunen und Gemeinden vorangebracht werden kann. Dabei stehen die Themen „Ausbau regenerativer Energien“ sowie „Nutzung von überschüssigen Kapazitäten aus der Logistik“ besonders im Fokus und sollen in Zukunft dazu beitragen, Logistik-Initiativen sowie Stakeholder aus der Logistik- und Logistikimmobilienbranche zusammenzubringen und das Thema Energiewende aktiv anzugehen.

Dafür wurde die wichtigste Hürde, laut Tilo Nahrath, Sprecher der Initiative Power of Logistics und Geschäftsführer der RE.source Projects GmbH, bereits genommen. Noch vor zehn Jahren hatte ein Großteil der Logistikimmobilien nicht die nötigen Voraussetzungen, um Photovoltaik auf den Dachflächen bauen zu lassen. Heute gehört diese statische Vorrüstung jedoch zu den Standards der Logistikimmobilienentwickler. Dennoch stehen Unternehmen noch immer vor Herausforderungen, wenn es um das Thema Installation einer Photovoltaikanlage geht. „Die Herausforderungen liegen in der ganzheitlichen Betrachtung. Von der Netzanbindung über Engpässe bei Installateuren und Komponenten bis hin zu steuerlichen Auswirkungen auf Vermieter. Nicht zu vernachlässigen sind vor allem bürokratische Hürden, die wir glätten möchten. Die Initiative wird Handlungsanleitungen erarbeiten, mit denen die Logistikimmobilie ihren Beitrag zur Energiewende einfach umsetzen kann“, so der Sprecher.

Strom für 800.000 Haushalte

Welche große Potenziale noch brach liegen, zeigen folgende Zahlen, welche aus der entsprechenden Meldung der Initiative „Power of Logistics“ hervorgehen: Auf den Dachflächen der Logistikneubauten von 2012 bis 2022 könnten bis zu 2,5 Terawattstunden Solarstrom erzeugt und in die öffentlichen Netze eingespeist werden. Dies würde den jährlichen Stromverbrauch von rund 800.000 Haushalten decken. „Im Lebenszyklus der Immobilie wird gerade im Betrieb ein Großteil der Energie verbraucht. Durch intelligente Messungen und Ansteuerung der Systeme schlummern hier noch große Potenziale zur Einsparung auf der Verbraucherseite. Wenn wir die Einspeisung erhöhen und den Verbrauch senken, können wir tatsächlich vom Energiekraftwerk Logistikhalle sprechen. Das ist der Ansatz, den wir mit „Power of Logistics“ verfolgen“, betont Richard Schneider, Sprecher der Initiative „Power of Logistics“ und Geschäftsführer der fabrikon GmbH.