Auch wenn der großflächige Einsatz von Augmented Reality (AR) im Alltag noch ganz am Anfang steht, könnten sich für die Zukunft einige interessante Perspektiven ergeben. Wie könnte die Technologie zum Beispiel in der Logistik-Branche eingesetzt werden?

Diese Frage hat sich auch DHL gestellt und stellte zusammen mit der Beraterfirma Z Punkt einige Überlegungen an. Die Ergebnisse wurden nun in dem Report „Augmented Reality in Logistics“ veröffentlicht.

DHL definiert Augmented Reality dabei über vier Punkte:

  • Erfassen einer Szene mit einer Kamera
  • Identifizieren der Szene und definieren in welchem Kontext der eingescannte Inhalt erscheinen soll
  • Bearbeiten der Szene
  • Visualisieren der Szene und das gewünschte Zusammenspiel von physischer und virtueller Realität herstellen


Diese Funktionen können heute schon mit vielen Geräten wie zum Beispiel Smartphones ausgeführt werden. Und auch wenn Augmented Reality noch in den Kinderschuhen steckt, sind Teile der Technologie dank Googles Datenbrille heute bereits nutzbar. Die Studie nennt verschiedene bereits existierende oder auch für die Zukunft geplante Geräte, um AR besser nutzbar machen zu können. Da stationäre Da stationäre Geräte für die Logistikbranche eher ungeeignet sind, beschränkt sich das nutzbare Spektrum vor allem auf tragbare Geräte wie Tablets und Smartphones, Head-mounted Displays, die wie eine Art Datenhelm funktionieren und Smart Glasses wie Google Glass – oder weitere Modelle anderer Hersteller, die im Moment noch entwickelt werden.

Mögliche Einsatzgebiete

Heutzutage werden vielerorts die Lieferungen von Mitarbeitern zusammengestellt, die mit riesigen Listen bewaffnet durch die Gänge eines Lagers ziehen, um die Lieferungen zusammenzustellen. Hierbei können viele Fehler unterlaufen, wenn Arbeiter in den Zeilen verrutschen, sich bei den Trackingnummern verlesen und so weiter.

Mit Augmented Reality kann Abhilfe geschaffen werden. So könnten die Picker viel Zeit sparen, wenn sie die Listen direkt auf einem Display vor Augen hätten, diese gleich scannen und dann verladen könnten. So wird zum einen Papier gespart und die Lieferungen können schneller das Lager verlassen. Dass hierbei tatsächlich Fehler minimiert und die Bearbeitungszeiten verkürzt werden können hat das niederländische Unternehmen Active Ants bereits im Mai bewiesen.

Das Unternehmen, das in der E-Commerce-Logistik beschäftigt ist, hatte zwei seiner Picker mit Google Glass und einer speziellen App  ausgestattet. Nach einer Woche stellte sich heraus, dass sich die Fehlerrate der Arbeiter um 12 Prozent verringert und die Geschwindigkeit mit der die Lieferungen zusammengestellt wurden, um 15% verbessert hat. Auch bei der Planung von neuen Warenlagern kann die Technologie helfen, um zum Beispiel das fertig eingerichtete Lager optimieren zu können, bevor Regale und andere Systeme bestellt werden müssen.

Doch nicht nur beim Zusammenstellen der Lieferungen, sondern auch beim Ausliefern kann AR in Zukunft helfen. Neben dem schnelleren Scannen von Paketen kann die neue Technologie dabei helfen Lieferzeiten zu verkürzen, indem sie die Rolle des Navigationssystems übernimmt. Dabei könnte der Fahrer die Richtungsangaben über eine Datenbrille - oder ähnlich wie bei einigen BMW-Modellen heute schon möglich, über ein Display, das auf die Frontscheibe projiziert wird - erhalten.

Neben einer Verbesserung der Liefergeschwindigkeit können Datenbrillen auch dafür sorgen, dass die Waren auch beim richtigen Empfänger abgegeben werden. So könnten die Geräte den Paketboten durch Geschäftsräume leiten und er kann über einen direkten Abgleich mit Kundendatenbanken direkt feststellen, ob er das Paket auch an die richtige Person weiterleitet.

Auch bei technischen Problemen könnte AR in Zukunft helfen. Bleibt ein Lieferfahrzeug wegen einer technischen Panne liegen, so könnte der Fahrer, unterstützt von seiner Datenbrille, selbst versuchen sein Fahrzeug wieder flott zu bekommen, ohne groß an Zeit zu verlieren.

Hilfe auch für Kunden

Neben Unternehmen können aber auch Privatkunden von AR-Systemen profitieren. Wie oft wurde schon gerätselt, welche Paketgröße die richtige ist, wenn etwas verschickt werden soll. Wird dann die falsche Größe besorgt, steht Ärger an, weil die Waren dann nicht passen. Mit entsprechenden Apps, könnten Pakete virtuell auf die Waren projiziert werden, um die Größe der Verpackung besser abschätzen zu können. Solche Apps existieren zwar noch nicht, aber der Paketassistent von DHL könnte als erstes Beispiel für die Möglichkeiten der Augmented Reality für den Versand von Paketen gelten.

Auch wenn Augmented Reality heute noch in den Kinderschuhen steckt, ist es spannend zu sehen, in welche Richtungen sich die Technologie entwickeln und welchen Einfluss sie auf die Abläufe in der Logistik nehmen wird.