In der aktuellen Diesel-Diskussion fällt immer wieder der Satz “Fahrverbot für Diesel in deutschen Städten”. Und diese Forderung bereitet vielen Unternehmern Kopfzerbrechen, denn sie werden in ihrer Existenz bedroht. Sie sind auf ihre Kleintransporter angewiesen, um ihre Geschäfte und Filialen in den Innenstädten zu beliefern. Doch fehlt es ihnen an Alternativen, denn das derzeitige Angebot für Elektromobilität in diesem Fahrzeugsegment ist spärlich gesät oder schlichtweg zu teuer.
“Wir Bäcker brauchen Elektroautos als Transporter in der Sprinterklasse - und kein Automobilhersteller baut sie uns,” so lautet die Aussage von Roland Schüren, Geschäftsführer von "Ihr Bäcker Schüren" und Inhaber des Ladeparks Kreuz Hilden zu den Beweggründen. Ganz unter dem Motto “Global denken, lokal handeln”, mit dem der Bäcker sein Geschäft führt, macht sich Roland Schüren für eine bezahlbare Elektromobilität für sich und seine “Leidensgenossen” stark.
Gemeinsam sind sie stark
Er gründete im Januar 2017 die E-Transporter Selbsthilfegruppe auf Facebook. In dieser verfolgt er gemeinsam mit Interessierten das Ziel, eine erschwingliche und für sie zugeschnittene Elektromobilität zu finden und das möglichst noch dieses Jahr. Selbst Nicht-Bäckereiunternehmen waren eingeladen, der Gruppe beizutreten, denn ähnliche Anforderungen gibt es auch in anderen Branchen.
Gänzlich strukturiert gingen sie die Aufgabe an. Als Erstes galt es, 100 Interessensbekundungen zu sammeln, diese in verbindlichen Bestellwünschen zu konkretisieren und anschließend mit einem Großauftrag an Hersteller und Umbaufirmen heranzutreten. Die Resonanz ließ nicht lang auf sich warten, denn bereits zehn Tage nach der Veröffentlichung gab es 100 Anmeldungen. Somit konnten im Februar in einem Konfigurations-Workshop schon die ersten Kriterien für die gewünschten Fahrzeuge festgelegt werden.
Das Ziel schnell erreicht
In einer Ausschreibung unter 51 Herstellern und Umrüstern konnten sich jetzt zwei Unternehmen im Bieterfinale durchsetzen. In Zukunft wird der BV1 (Bakery-Vehicel-1), so der offizielle Arbeitstitel des Fahrzeugs, von Streetscooter und Voltia gebaut. Die Aachener Streetscooter GmbH, Tochterunternehmen der Deutschen Post, wird den Work L auf Normalrahmen- und Niederflur-Fahrgestellen bauen. Zusätzlich ist noch eine weitere spezielle Koffervariante für Bäcker geplant.
Der slowakische Umrüster Voltia widmet sich dem Citroën Jumper. Dieser wird zum E-Transporter umgerüstet und in der Fahrzeugklasse der 2,8 bis 3,5 Tonner antreten. Die Initiative hat es geschafft, dass die mittlerweile acht Modellvarianten des BV1 zur Hälfte das üblichen Preises eines Elektomodells verkauft werden. Und auch der favorisierte Zeitplan wurde geschafft, denn die ersten Modelle werden im Frühjahr 2018 ausgeliefert. Wer von den ausgehandelten Konditionen ebenfalls profitieren möchte, kann noch bis zum 31. August der Gruppe beitreten.
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