Selten standen die KEP-Dienstleister so im Fokus der Aufmerksamkeit wie zu Weihnachten 2017. Von einem Kollaps war die Rede. Nun ist Weihnachten vorbei, doch die Probleme der KEP-Dienstleister und vor allem die problematische letzte Meile verschwinden nicht von selbst. Wie die Belieferung von (Innen-)Städten künftig aussehen könnte, hat Hermes nun in einer Grafik dargestellt.
„Und hier brauchen wir die Unterstützung der Kommunen, etwa bei der Bereitstellung von Flächen“ – so Roger Hillen-Pasedag, Bereichsleiter Strategy, Innovation & CR bei Hermes Germany, in der Meldung von Hermes. Damit nimmt Hillen-Pasedag Bezug auf die Forderung des Geschäftsführers von Hermes in Deutschland, Frank Rausch, der bereits Anfang Dezember 2017 diese Forderung in Zusammenhang mit fehlenden Flächen in den urbanen Räumen geäußert hatte. Hintergrund dieser Forderung nach speziellen Flächen ist der Fortschritt auf der letzten Meile. Immer mehr KEP-Dienstleister setzen aufgrund ökologischer Überlegungen auf Lastenräder. Da diese aber ein vergleichsweise geringes Ladevolumen bieten, sind sogenannte Mikro-Depots ausschlaggebende für den Erfolg. So sieht es auch Hillen-Pasedag: „City-Hubs oder Micro Depots, aus denen heraus die Zusteller die Pakete zum Beispiel mit Elektrofahrrädern ausfahren, sind hier eine spannende Option.“
Paketlogistik ist ein Massengeschäft
Aber auch die Entwicklung der Elektromobilität steht bei Hermes hoch im Kurs. Zusammen mit Daimler sollen bis 2020 insgesamt 1.500 E-Fahrzeuge auf die Straße kommen. Doch Hermes zeigt sich schon seit Längerem experimentell. Als alternative Zustellmethode testete die Otto-Tochter die Paket-Roboter von Starship Technologies in Hamburg. Die gemachten Erfahrungen sollen bei der Einschätzung helfen, wie und ob Kunden mit solchen oder ähnlichen Lösungen zurechtkommen. „Der Test mit den Starship-Robotern hat gezeigt, dass der Nutzen für den Endkunden noch zu gering ist, um einen solchen Service als alternative Zustellform regelmäßig zu nutzen. Paketlogistik aber ist ein Massengeschäft. Es braucht also skalierungsfähigere Lösungen auf Basis attraktiverer ‚Customer Journeys‘“, erklärt Hillen-Pasedag.
Gerade im Zusammenhang mit der zunehmend problematischen Zustellung an der Haustür ist das Thema attraktive Customer Journey besonders relevant. Hermes stellt sich deshalb die Frage, wie der Paketstrom insofern effizienter gestaltet werden kann, dass die Zustellung sich möglichst optimal in den Alltag des Konsumenten integrieren lässt. „Wohnort, Einkaufsstätten, Arbeitsplatz, öffentliche Transportknotenpunkte etc. sind zentrale Hotspots in den Bewegungsmustern unserer Kunden – da müssen wir ran“, weiß Hillen-Pasedag. Ihm ist auch bewusst, dass es nicht für alle pauschale Lösungen geben wird. In diesem Zusammenhang wird auch hinterfragt, ob sich die klassische Haustürzustellung als Standardservice noch aufrechterhalten lässt – die verstärkte Lieferungen an PaketShops oder andere Pick-Up Points sind Lösungen, die bei Hermes diskutiert werden.
Roboter, Drohnen, Kofferraum-Zustellung – Trend-Themen haben wenig Relevanz
Ähnlich wie mit den Paket-Robotern verhält es sich auch mit der Lieferung in den Kofferraum von Autos. Für die Zustellung vieler Pakete wird es nach Meinung von Roger Hillen-Pasedag eher eine Sonderform bleiben. Grund dafür ist vor allem die aktuelle Situation bei den „Connected Cars“. Ein wesentlicher Teil der Fahrzeuge, die heute auf den Straßen unterwegs sind, noch nicht connected, doch dies ist zwingend notwendig, wenn die Paketdienstleister den Service anbieten wollen. „Gleichzeitig müssten die Autos dort stehen, wo sie einfach und schnell durch die Paketzusteller erreichbar sind“, führt er weiter aus. „Mein Wagen steht z.B. meistens in einer Tiefgarage, also dort, wo ein Zugang für Paketboten schwer oder gar unmöglich ist. Wenn der Zusteller erstmal eine halbe Stunde durchs Parkhaus laufen muss macht das wenig Sinn.“
Mehr Nutzen verspricht sich Hillen-Pasedag hingegen von mobile Abholstationen, wie sie aktuell in den USA getestet werden. Die Idee sieht vor, dass diese Abholpunkte nicht fest an einem Ort installiert sind, sondern sich zu bestimmten Zeiten des Tages an flexiblen Orten befinden – also dort, wo sich die Kunden bewegen. Das Trend-Thema Drohnen hingegen hat für Hermes keine Relevanz. Zwar verfolgt man die Entwicklungen der Branche, doch derzeit sieht man keine wirklich wirtschaftlichen Anwendungsfälle im eigenen Geschäftsmodell. Der Einsatz von Drohnen bietet sich nach Ansicht des Dienstleisters vor allem in entlegenen Gebieten an. Bei Hermes werden jedoch fast 70 Prozent in urbane Metropolregionen geliefert. „Aktuell ist es nur schwer vorstellbar, wie Drohnen solche Paketmassen bewältigen können“, kommentiert er.
In der nachfolgenden Grafik hat Hermes die unterschiedlichen Möglichkeiten für die letzte Meile noch einmal aufgeschlüsselt.
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