In die Paketsparte der Deutschen Post DHL kehrt keine Ruhe ein. Wie jetzt bekannt wurde, scheint sich die DPDHL vom ehemaligen Bereichsleiter Post - eCommerce - Parcel und Noch-Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes zu trennen. Die Entscheidung soll jetzt der Aufsichtsrat treffen.
Jürgen Gerdes, ehemaliger Leiter des Kernbereichs Post - eCommerce - Parcel (PeP) bei DPDHL, soll nach Medienangaben das Unternehmen verlassen. Eine Entscheidung dazu wird noch am heutigen Dienstag erwartet, wenn der Aufsichtsrat zusammentritt. Wie das Manager Magazin unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, soll Gerdes bei der Aufsichtsratssitzung „von allen Aufgaben entbunden werden und das Unternehmen sofort verlassen.“
Im April noch von Appel gelobt
Die Meldung zum wahrscheinlichen Aus von Jürgen Gerdes kommt dabei ein Stück weit überraschend. Erst im April wurde das neue Vorstandsressort Corporate Incubations ins Leben gerufen – mit Gerdes als neuem Chef. In der neuen Position sollte Gerdes die Entwicklung und erfolgreiche Markteinführung von Serviceangeboten und Kundenlösungen vorantreiben. Im Fokus des neuen Bereichs lag der StreetScooter, der mittlerweile an zwei Standorten gebaut wird. Erst vor zwei Wochen weihte Gerdes feierlich das neue Werk in Düren ein.
Dabei gab es bei der Versetzung im April von Vorstandschef Frank Appel und dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Wulf von Schimmelmann, nur lobende Worte für den 54-jährigen Gerdes. Demnach habe Gerdes „mehr als ein Jahrzehnt sehr erfolgreich die Division Post - eCommerce -Parcel geführt“ und steht bei der DPDHL „sinnbildlich für unternehmerische Tatkraft, innovative Weitsicht und wirtschaftlichen Erfolg.“
PeP – vom Goldesel zum Sorgenkind
So erfolgreich sind die Geschäfte allerdings doch nicht gelaufen. Denn nachdem Gerdes versetzt wurde und Appel die Division Post - eCommerce - Parcel übernommen hatte, wurden erste Gerüchte bekannt, dass es beim Bonner Konzern im Paketbereich gar nicht so gut aussehe. Die WirtschaftsWoche wies darauf hin, dass Appel immer dann Bereiche übernimmt, wenn es dort nicht mehr so gut läuft – er sei eine Art Feuerwehrmann. „Wenn es brennt, springt er ein.“
Man hätte demnach durchaus wissen können, dass es bei der DHL nicht so gut läuft. Dann wurde bekannt, dass der Bereich saniert werden muss. Man startet ein Programm zur Verbesserung der Produktivität und Senkung der indirekten Kosten in der Post - eCommerce - Parcel Division und nimmt dafür ein zusätzliches jährliches Kostenbudget von 100 bis 150 Millionen Euro für betriebliche Maßnahmen in die Hand. Die Hiobsbotschaft: Der Konzern senkt die EBIT-Prognose 2018 für PeP auf 1,1 Milliarden Euro und die gesamte Konzern-EBIT-Prognose auf rund 3,2 Milliarden Euro. Die Aktie des gelben Konzerns brach daraufhin um bis zu acht Prozent ein. Für die Misere macht Vorstandschef Appel nach Angaben von rp-online „Gerdes alleine“ verantwortlich.
Jürgen Gerdes ist seit mehr als 30 Jahren bei Deutsche Post DHL Group und gehört dem Vorstand des Unternehmens seit 2007 an. Gerdes ist Diplom-Verwaltungswirt und Diplom-Kaufmann (Universität Münster). 2017 hat ihm die HHL Leipzig Graduate School of Management die Ehrendoktorwürde verliehen.
Kommentar schreiben