Mit dem neuen Innovation Center in Chicago zeigt DHL effizientes und automatisiertes Arbeiten. Es gibt aber noch Baustellen.
Keine Frage, was DHL mit dem neuen Innovation Center in Chicago in den USA auf die Beine gestellt hat, ist beeindruckend. Im Zuge einer Pressereise hat DHL Journalisten aus der ganzen Welt zur Eröffnung eingeladen und in den knapp drei Tagen nicht nur das gezeigt, was DHL aktuell bereits in Sachen Logistik zu bieten hat, sondern auch Projekte für die Zukunft.
Was in einigen Lagern bereits teilweise eingesetzt wird, ist sehenswert. Vor allem aber die Geräte und Projekte, welche im Innovation Center zur Schau gestellt werden, machen deutlich: Geht es um Digitalisierung, Automatisierung und Robotics, befindet sich der Konzern auf dem richtigen Weg.
Tolle Innovationen im Lager, aber ....
Mithilfe von Virtual Reality trainiert die DHL schon jetzt ihre Mitarbeiter, wenn es um die schnelle und effektive Beladung von Zustellfahrzeugen geht. Das ist eine super Sache, denn so können verschiedene Szenarien erprobt werden, ohne den täglichen Betrieb aufhalten zu müssen. Auch die kleinen autonomen Wagen, welche im neuen Innovation Center vorgestellt wurden, dem Arbeiter auf Schritt und Tritt folgen und ihm das Tragen von schweren Paketen abnehmen, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Gemeinsam mit einem StartUp aus den USA hat der Logistiker außerdem ein kleines Gerät entworfen, welches den Mitarbeiter durch eine leichte Vibration darauf aufmerksam macht, wenn er eine ungesunde Bewegung beispielsweise beim Heben eines schweren Paketes ausführt. Damit hilft sich die DHL in erster Linie natürlich selbst, schließlich kosten kranke Mitarbeiter jedes Jahr Unmengen an Summen. Dennoch unterstützt die DHL natürlich auch die Lagerarbeiter dabei, auf ihre Gesundheit zu achten.
Alle diese Projekten haben mich beeindruckt, dennoch kehrte ich mit einem relativ großen „Aber“ von dieser Reise zurück.
... wo bleibt die letzte Meile?
Meines Erachtens wurde die letzte Meile bei all diesen neuen Projekten zu stiefmütterlich behandelt. Mag sein, dass die Probleme der Zusteller in den USA noch nicht diese Ausmaße angenommen haben, wie es hier der Fall ist. Allerdings steigen die Paketmengen jährlich an und die Boten geraten immer mehr unter Druck, alle Sendungen in der vorgegebenen Zeit auszuliefern. Dass die DHL nun Technologien entwickelt, erprobt und einsetzt, welche die Arbeit vor allem in den Lagern und Logistikzentren erleichtert ist toll und wichtig, hilft den Zustellern auf der letzten Meile allerdings auch nicht so viel.
Auch auf konkrete Nachfragen, wie denn diese Probleme angegangen werden und wie sich die DHL die letzte Meile der Zukunft vorstellt, schließlich ging es um die Logistik der Zukunft, gab es nur sehr dünne Aussagen. Matthias Heutger, Global Head of Innovation and Commercial Development bei DHL, sieht dies beispielsweise so: Die Haustürzustellung wird teurer und künftig zum Luxusgut und es wird mehr Paketboxen zum Abholen geben. Das mag wohl alles stimmen, ist in meinen Augen aber wenig innovativ. Vom Verantwortlichen für Innovation bei DHL hätte ich mir ein klein wenig mehr gewünscht.
Sicherlich ist das Thema letzte Meile ein sehr schwieriges und komplexes und ich will nicht behaupten, die DHL macht in dieser Hinsicht überhaupt nichts – Streetscooter, Lastenräder, Zusammenarbeit mit anderen KEP-Dienstleistern sind alles gute Ansätze – allerdings sollte bei all diesen Projekten für die Logistik der Zukunft eines der aktuell größten Problemfelder in diesem Bereich nicht aus den Augen verloren werden.
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