Die diesjährige Hauptversammlung der Deutschen Post DHL Group fand aufgrund der aktuellen Corona-Situation virtuell statt. Die Aktionäre beteiligten sich rege mit zahlreichen Fragen.
Auf der Hauptversammlung 2020 trat Konzernchef Frank Appel zunächst mit Gesichtsmaske – in den Konzernfarben – ans Mikro. Dies verdeutlichte wohl auch symbolisch den neuen, coronabedingten Rahmen, in dem die diesjährige Veranstaltung stattfand. Sie wurde ohne physische Präsenz der Aktionäre und ihrer Bevollmächtigten durchgeführt, ausgenommen davon waren die Stimmrechtsvertreter.
„Corona hat unser Leben verändert“, erklärte Appel in seiner Rede vor den Aktionären. „Die Pandemie ist eine der größten Krisen der jüngeren Geschichte. Sie stellt viele Menschen und Unternehmen auf eine harte Probe. Auch in unserem Geschäft spüren wir die Folgen. Doch können wir mit Stolz sagen: Wir haben die Krise bisher gut gemeistert. Sie zeigt, wie robust Deutsche Post DHL Group ist.“ Darüber hinaus betonte der DPDHL-Chef die Bedeutung des Logistikers während der Corona-Pandemie und verglich Logistik mit Strom aus der Steckdose: „Im Normalfall nimmt man Logistik kaum wahr, weil alles läuft. Was wir an Logistik haben, erkennen wir erst in einer solchen Situation.“
Online-Handel wesentlicher Treiber für gute Geschäftszahlen
Gerade mit Blick auf das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres zeigte sich DPDHL sehr zuversichtlich, immerhin war das zweite Quartal sogar das bisher stärkste in der Konzerngeschichte. Der Konzernumsatz stieg um 3,1 Prozent auf 16,0 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 18,6 Prozent auf 912 Millionen Euro. Sowohl die Jahresprognose als auch die mittelfristigen Finanzziele wurden bestätigt: So werde das operative Ergebnis im Jahr 2020 zwischen 3,5 und 3,8 Milliarden Euro betragen. Für das Jahr 2022 wird – abhängig vom Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Erholung – von einem EBIT von rund 4,7 bis zu mehr als 5,3 Milliarden Euro ausgegangen.
Alle fünf Unternehmensbereiche seien in den ersten sechs Monaten von 2020 profitabel gewesen, insgesamt sei der Konzern weiter gewachsen. Grund für das starke Ergebnis war vor allem der Online-Handel. Deshalb setze DHL auch künftig weiter auf seine jüngste Division „eCommerce Solutions“. „Der Online-Handel entwickelt sich momentan fulminant. Das ist kein Zufall. Der Einkauf im Netz erleichtert das Leben der Menschen. Gerade die Krise hat das gezeigt. Auch wir hatten teilweise Mengen wie sonst nur vor Weihnachten. Einiges spricht dafür, dass dieser Anstieg im Online-Handel kein Strohfeuer ist. Viele Erstkunden bleiben dabei“, so der Vorstandsvorsitzende Appel.
Die Strategie 2025, die ebenfalls im Rahmen der Versammlung vorgestellt wurde, orientiere sich neben dem E-Commerce außerdem an den Themen Globalisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit, so Appel. „Das sind Entwicklungen, die angesichts der Krise hoch relevant sind, oder sogar Trends, die sich gerade in Zeiten von Corona sehr beschleunigen“.
DHL-Mitarbeiter sollen Bonuszahlung erhalten
Während im Mai noch keine Rede von einem Corona-Zuschlag für Zusteller war, verkündete der Post-Chef jetzt erneut die Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter. Das Vorhaben hatte DHL bereits im Juli bei der Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen bekanntgegeben. Alle Vollzeitkräfte sollen eine Bonus-Zahlung in Höhe von 300 Euro erhalten – sogar unabhängig davon, wo auf der Welt sie für DHL tätig seien.
An die Anteilseigner würden 1,4 Milliarden Euro ausgeschüttet, mit 1,15 Euro pro Aktie bewege sich die Dividende damit für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 auf dem Niveau des Vorjahres. Stabile Dividenden im aktuellen Umfeld wären aktuell nicht die Regel, betonte der Konzernchef. Die Auszahlung der Dividende ist für den 1. September 2020 vorgesehen.
Melanie Kreis, Mitglied des Vorstands der Deutschen Post AG und zuständig für Finanzen, betonte im Zuge der anschließenden Fragerunde, dass das eigene Finanzsystem stark auf Liquidität ausgelegt sei, was sich in der Krise positiv ausgewirkt habe.
Über 300 Fragen von Aktionären
Typischerweise erhalten Aktionäre in der Hauptversammlung die Möglichkeit, Fragen an den Konzern zu richten. In diesem Jahr habe die Anzahl der Fragen im Vergleich zu früheren Veranstaltungen sehr stark zugenommen. Fast fünf Stunden lang beantworteten die Verantwortlichen Frank Appel, CFO Melanie Kreis, und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Nikolaus von Bomhard die insgesamt über 300 Fragen der Aktionäre, die zuvor schriftlich eingereicht worden waren. Sehr viele kritische Fragen der Aktionäre drehten sich in diesem Jahr um die Klimaziele des Konzerns, das Einstellen der StreetScooter-Produktion, aber auch die Digitalisierungspläne und die Verfügbarkeit der Services sowie aktuelle Ereignisse, wie die Lage der US-Post oder die Rechtslage zur Portoerhöhung wurden kritisch hinterfragt. Ob eine neuerliche Preismaßnahme geplant sei, sagte Appel nicht, man wolle die Kostenentwicklung im Auge behalten.
Wechsel im Aufsichtsrat
Des Weiteren standen personelle Veränderungen auf der Tagesordnung der Hauptversammlung. So kandidierte Roland Oetker, Ehrenpräsident der DSW Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V., altersbedingt nicht erneut und Werner Gatzer, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, legte sein Mandat im Zusammenhang mit der Übernahme eines Aufsichtsratsmandats bei der Deutsche Bahn AG nieder.
Neu in den Aufsichtsrat wurden mit der erforderlichen Mehrheit Lawrence A. Rosen, von 2009 bis 2016 Finanzvorstand der Deutsche Post AG, sowie Dr. Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Vorsitzender des Verwaltungsrates der BaFin, gewählt. Vor allem die Besetzung von Kukies wurde in der Fragerunde besprochen. Dr. Nikolaus von Bomhard bekräftigte, dass – auch wenn die Bundesregierung über die KfW-Banken Anteile an der Deutschen Post habe, Kukies objektiv sei und selbst keinerlei Beteiligung habe, zudem über fundierte Kenntnisse des Finanzmarktes und in der Politik verfüge und insofern den Aufsichtsrat bereichere.
Die nächste Hauptversammlung soll voraussichtlich am 6. Mai 2021 stattfinden.
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