Der andauernde Poststreik hat mancherorts enorme Auswirkungen: Händler kämpfen mit unzufriedenen Kunden, konkurrierende Logistik-Dienstleister sollen teilweise ob der steigenden Nachfrage an die Grenzen ihrer Auslastung gelangen. Nun scheint die Post jedoch einen Weg gefunden zu haben, um die Berge liegengebliebener Sendungen doch ansatzweise bewältigen zu können: Mitarbeiter großer Unternehmen helfen vorübergehend in den Versandzentren aus.
(Bildquelle Letter box Deutsche Post (Germany) : J. Triepke via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)
Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, den die Deutsche Post im Zuge des groß angelegten Austandes seiner Mitarbeiter geht: Um die Fluten der anstehenden und liegengebliebenen Sendungen in den Griff zu bekommen, sollen Geschäftskunden eigene Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Wie die Welt berichtet, hätte bereits „ein halbes Dutzend namhafter Unternehmen“ – darunter Versandhäuser und Versicherungen – Angestellte in nahegelegene Sortierzentren geschickt, um den Poststreik abzuschwächen und „die Streikfolgen abzumildern“.
Vorgehensweise im Poststreik stößt auf breite Kritik
Die Helfer aus den Reihen der Geschäftskunden sind dabei im Einsatz, nicht nur um speziell die Briefe und Pakete für das eigene Unternehmen zu sortieren. Sie kümmern sich auch um fremde Sendungen. „Das ist eine großartige Geste und zeigt die Verbundenheit und Solidarität unserer Kunden“, soll der Post-Betriebschefs für Briefe und Pakete, Uwe Brinks laut Welt den Stand der Dinge kommentiert haben.
Doch es wird auch Kritik an dieser Vorgehensweise laut. Die Kommunikationsgewerkschaft DPV habe sich hinsichtlich des Brief- und Postgeheimnises hingegen mit Besorgnis geäußert: „Die Sicherheit und Vertraulichkeit des Postbetriebes ist in keiner Weise mehr gewährleistet“. Der Poststreik rechtfertige solche Mittel also nicht.
Die Deutsche Post schadet ihrem Image
Auch der Verdi-Fachbereichsleiter aus Nordrhein-Westfalen, Uwe Speckenwirth, äußert Bedenken gegenüber der Hilfestellung im Poststreik: Die Deutsche Post sei lediglich darauf erpicht, Großkunden wie Amazon nicht weiter zu verärgern und gewähre ihnen daher eine Vorzugsbehandlung. Dass Amazon begünstigt werde, schade auch und vor allem mittelständischen Unternehmen, Behörden und Privatkunden. Mit seinem Verhalten laufe die Deutsche Post Gefahr „ein hochgradig leistungsfähiges Zustellnetz und sein gutes Image für ein paar Prozent Rendite mehr zu zerschlagen“.
OnlinehändlerNews hatte bereits darauf verwiesen, dass Amazon-Pakete gerüchtehalber aus den Fluten der liegengebliebenen Pakete herausgepickt werden, um sie rechtzeitig zuzustellen. Der Poststreik zehrt an den Nerven aller Beteiligten und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
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