Der Kapitän des Frachtschiffs „Ever Given“ wird von der Kanalbehörde für die Blockade des Suezkanals im März verantwortlich gemacht. Äußere Einflüsse schließen die Ermittler aus.
Sechs Tage lang blockierte das Frachtschiff „Ever Given“ im März den Suezkanal, nachdem es in Schräglage geriet und auf Grund lief. Aufgearbeitet ist die Havarie noch immer nicht. Jetzt erhebt die Kanalbehörde schwere Vorwürfe gegen den Kapitän des Schiffs. Bei der Einfahrt in den Kanal drehte sich das Schiff laut Aufzeichnungen nach rechts, der Kapitän wollte es daraufhin zurück in die Mitte lenken. „Er gab zu viele Befehle in sehr kurzer Zeit, etwa acht Befehle in zwölf Minuten, was dem Schiff nicht genug Zeit zur Ausführung lässt. Das Schiff ist sehr groß, und es reagiert langsam“, so Sajid Schaischa, führender Ermittler der Kanalbehörde, laut Spiegel.
Äußere Einflüsse schließt die Behörde mittlerweile aus. Es habe keine technischen Probleme des Schiffs gegeben und auch starker Seitenwind habe nicht zum Unglück geführt, denn zuvor hätten mehrere Frachter mit ähnlicher Ladung und Größe den Kanal problemlos durchquert. Die Ergebnisse der Ermittlungen seien an die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) mit Sitz in London und an die japanischen Eigentümer geschickt worden.
Halbe Milliarde Entschädigung gefordert
Untersucht wird der Fall noch immer von einem Wirtschaftsgericht in der ägyptischen Stadt Ismailia. Die Kanalbehörde hat die „Ever Given“ beschlagnahmen lassen und fordert insgesamt 550 Millionen Dollar (451 Millionen Euro) Entschädigung wegen wirtschaftlicher Verluste, der Freilegung des Frachter und Schäden am Kanal selbst. Die Weiterfahrt will sie erst bei einer Einigung erlauben. Das Gericht hat das Verfahren am Samstag zunächst um drei Wochen vertagt.
Die Folgen der Suezblockade sind weltweit noch immer zu spüren. Der Kanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, ist eine der wichtigsten globalen Handelsrouten. Aufgrund der Blockade stauten sich Hunderte Schiffe auf beiden Seiten, Experten warnten schon damals vor Lieferengpässen. Diese werden sich Monate hinziehen, auch viele deutsche Unternehmen beklagten bereits ausbleibende Ware. Der Baumarkt Hornbach zum Beispiel hatte Waren auf der „Ever Given“, Supermärkte wie Aldi und Lidl mussten länger auf Waren aus Asien warten.
Kommentar schreiben