KEP-Dienstleister FedEx hat alle bestehenden Haustarifverträge mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beendet.
Die FedEx Express Germany GmbH hat zum 30. Juni die Mantel- und Entgelttarifverträge mit Verdi fristgerecht gekündigt. Seit dem 1. Juli ist das Unternehmen den Arbeitgeberverbänden Spedition und Logistik beigetreten und strebt regionale Flächentarifverträge an. Dieser Vorgang soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein, man befinde sich derzeit in entsprechenden Gesprächen mit Verdi, wie FedEx dem Logistik Watchblog mitteilte. Über die Änderung wurden alle Mitarbeitenden am 31. März 2021 informiert.
Die Kündigung der Haustarifverträge wirke sich auf laut Verdi auf 1.500 Beschäftigte aus.
FedEx will Tarifstruktur vereinheitlichen
FedEx erklärte, dass sich für die Belegschaft nichts ändere. Die in den Haustarifverträgen vereinbarten Bedingungen sollen auch künftig in den Arbeitsverträgen der Angestellten fortbestehen: „Für die aktuell beschäftigten Kolleg:innen haben jedoch alle in den Haustarifverträgen geregelten Arbeitsbedingungen weiter Gültigkeit. Sie werden auch nach deren Ablauf uneingeschränkt auf arbeitsvertraglicher Ebene weiter gelten“, so FedEx. Der Logistiker wolle die Tarifstrukturen auf diese Weise für alle Mitarbeiter in Deutschland vereinheitlichen.
Verdi kritisiert diese Vorgehensweise: Mit den regional unterschiedlichen Bestimmungen wäre eine Vereinheitlichung nicht gegeben und neue Beschäftigte würden überdies zu schlechteren Bedingungen eingestellt. Als Beispiel nennt Verdi, dass in Nordrhein-Westfalen ein langjähriger Fedex Courier in Tarifgruppe 4 mit Haustarifvertrag bis zu 1.500 Euro mehr verdient als ein Kurier mit dem Flächentarifvertrag in Entgeltgruppe 3. Die Gewerkschaft geht zudem davon aus, dass bisherige Tariflöhne für die bestehende Belegschaft nicht mehr erhöht werden, wie es bei den Haustarifverträgen üblich sei.
Verdi fordert FedEx deshalb auf, durch einen Überleitungs- und Ergänzungstarifvertrag die Bedingungen des Haustarifvertrages im Flächentarifvertrag abzusichern und so eine Teilhabe der Beschäftigten an der Tarifentwicklung zukünftig sicherzustellen.
Tarifvertragskündigung als Folge des Sparplan durch TNT-Übernahme?
Anfang des Jahres hatte FedEx aufgrund der Übernahme des niederländischen KEP-Dienstleisters TNT einen Sparplan verkündet, in Europa sollten bis zu 6.300 Stellen gestrichen werden. Ob hierzu ein Zusammenhang zu den aktuellen Tarifvertragskündigungen bestehe, teilte Fedex nicht mit. Bei TNT gebe es vor allem tariflose Beschäftigte, diese hätten theoretisch von den Tarifverträgen bei FedEx profitieren können, meldete das Portal Paketda Ende Mai. Entsprechende Tarifverhandlungen mit FedEx Anfang des vergangenen Jahres hatte Verdi nach vier Verhandlungsrunden abgebrochen – weil der Arbeitgeber „eine Verschlechterung von wesentlichen Arbeitsbedingungen beabsichtigt“, heißt es im Bericht mit Verweis auf Aussagen der Gewerkschaft. Der Eintritt in die Arbeitgeberverbände und die angestrebte Anwendung der Flächentarifverträge soll es in allen Bundesländern geben, in denen FedEx sowie TNT vertreten sind, teilte der Logistiker hierzu mit.
Darüber hinaus hatte das Unternehmen die Angestellten darüber informiert, „die historisch gewachsene Vielzahl der verschiedenen rechtlichen Einheiten in Deutschland reduzieren zu wollen“. Genauer soll es hierzulande in Zukunft noch maximal zwei operative Gesellschaften geben: FedEx Express Germany Services GmbH (FEGSG) sowie Federal Express Corporation, Deutsche Niederlassung (FEC). Mit all diesen Schritten wolle „FedEx Express seiner Verantwortung als sozial handelnder Arbeitgeber entsprechen sowie seine komplexe Unternehmensstruktur vereinfachen und Bürokratie abbauen.“
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