Weil Paketboten aufgrund der großen Belastung häufig erkranken, fordern Gewerkschaften und Betriebsräte nun einen besseren Schutz.
Die steigenden Paketmengen im Online-Handel und derzeit im Weihnachtsgeschäft belasten die Paketboten enorm. Diese körperliche Belastung zieht auch gesundheitliche Folgen nach sich: Wie Gabriel Javsan, Gesamtbetriebsrat bei DPD, laut Golem kürzlich bei einer Verdi-Gesprächsrunde erklärt habe, erkranken Paketboten vor allem an Skeletterkrankungen. Diese stünden an erster Stelle, gefolgt von psychischen Erkrankungen. Javsan monierte, dass es zwar Festlegungen zum Gesundheitsschutz gebe, diese aber weder eingehalten noch überprüft würden. DPD testet derzeit Exoskelette, um die körperliche Belastung bei der Arbeit im Logistiklager zu reduzieren.
Prekäre Arbeitsbedingungen in der Paketbranche
Hartmut Schul von FedEx berichtete beispielsweise von Fahrern, die ihre Pakete um 6:30 Uhr entgegennehmen und noch um 17:30 Uhr ausliefern – der Arbeitstag ende in solchen Fällen häufig erst um 19 Uhr oder später. Dumpingpreise bei anderen Logistikdienstleistern sorgten für einen hohen Wettbewerbsdruck, erklärte Schul. Heinz Reisen von Hermes bemängelte unterdessen den permanenten-Druck auf seine Kollegen durch Teilzeit und Befristung. 25 bis 50 Prozent der Beschäftigten seien befristet eingestellt, so Reisen.
Verdi fordert ein entschlossenes Vorgehen
Wie der Spiegel berichtet, hat die Gewerkschaft Verdi kürzlich von der neuen Bundesregierung gefordert, entschlossen gegen Ausbeutung und prekäre Arbeitsbedingungen in der Paketbranche vorzugehen. Prekäre Beschäftigung habe in der Branche „ein unerträgliches Maß angenommen“, so die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Sozialversicherungsbetrug, Unterschreitung des Mindestlohns, Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung sowie systematischer Betrug an Angestellten von Subunternehmen, die häufig aus Osteuropa kommen – das sei alles durch Kontrolle des Zolls belegt. Kocsis spricht gar von „Formen der organisierten Kriminalität“.
Besondere Kennzeichnung schwerer Pakete gefordert
Verdi fordert auch eine Kennzeichnung schwerer Pakete sowie eine Begrenzung des zulässigen Gewichts von Paketen auf 20 Kilogramm. So sollen Zusteller vor zunehmender körperlicher Belastung geschützt werden. Zudem fordert die Gewerkschaft Eigenbeschäftigung, Mitbestimmung und Tarifverträge. Dies sei der beste Schutz für Arbeitnehmer, so Verdi. Darüber hinaus soll die Nachunternehmerhaftung auf die gesamte Logistikbranche ausgeweitet und der Zoll gestärkt werden.
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