Wegen des florierenden Online-Handels gibt es auch mehr Verpackungen. Um Müll zu reduzieren, hat das StartUp SendMePack einen eigenen Ansatz entwickelt.
Die Idee der im April 2021 gegründeten Firma ist es, die Logistikbranche nachhaltiger zu denken – etwa in Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft. Das Gründerteam von SendMePack, bestehend aus Philip Bondulich (37) und Michelle Reed (36), setzt sich für die Mehrfachnutzung von Versandkartons ein. Statt die Kartonagen nach einmaliger Anwendung zu entsorgen, sollen sie wieder in Umlauf gebracht werden. „Allein in Deutschland verbrauchen wir jährlich über 4,1 Milliarden Versandkartons - Recycling allein reicht nicht aus, um diesen Ressourcenverbrauch zu stoppen!“, heißt es dazu auf der Firmenwebseite.
Dass es bei der Wiederverwendung von Kartons Verkaufspotenzial gibt, bemerkte Philip Bondulich bereits vor etwa acht Jahren. Damals betreute er im Rahmen seiner eigenen Social-Media-Agentur Soniques einen Kunden, der Waren in gebrauchten Kartons versendete. Daraufhin habe dieser allerdings schlechte Bewertungen erhalten. „Hätte er den Grund – er hat das der Umwelt zuliebe gemacht – auf den Kartons kommuniziert, hätte es keine Kritik gegeben“, erläutert der Co-Gründer auf Nachfrage. Die Kartons von SendMePack sollen deshalb auch ein Statement sein, dass man sich bewusst für Nachhaltigkeit einsetze.
So funktioniert die Mehrfachnutzung der Kartons
Um gebrauchte Kartons zu erhalten, arbeitet das StartUp hauptsächlich mit Logistikpartnern bzw. Fulfillment-Anbietern zusammen: „Ein Fulfiller verschickt für Brands die Waren. Die Brands liefern in Kartons an, der Fulfiller räumt die Kartons aus und packt die Waren ins Regal. Gäbe es uns nicht, würde der Karton jetzt im Müll landen“, erläutert Bondulich auf Nachfrage zum Konzept. SendMePack bereitet solche Kartons wieder auf – befreit sie also beispielsweise von Kleberesten der Etiketten, prüft sie auf Sauberkeit und Stabilität und verpasst ihnen ein frisches Label. Diese aufgewerteten Verpackungen werden dann an Online-Händler, Versandfirmen oder Marken verkauft.
Im Produktportfolio von SendMePack finden sich Versandkartons der Größen S bis XL, zum Preis von 10 bis gut 30 Euro á 20 Stück. Preislich liege man damit im Vergleich zu anderen Anbietern im Mittelfeld, erklärt der Co-Gründer.
- Studie: Jeder Zweite würde mehr für nachhaltige Verpackung zahlen
- Corona-Pandemie: Mehr Verpackungsmüll registriert
- Tchibo, DM und Thalia: Händler und Österreichische Post starten Praxistest mit nachhaltigen Versandverpackungen
- Verpackungsmüll: Kartons von Online-Sendungen weiterhin oft viel zu groß
Auch Privatpersonen sollen zur Kreislaufwirtschaft beitragen
Neben Unternehmen sollen auch private Haushalte zum Umweltschutz beitragen können. Dafür bietet der Verpackungsanbieter personalisierte Labels für 2,50 Euro pro Stück an, die auf Kartons geklebt werden können, die man privat noch einmal wiederverwendet. „Werde selbst zum grünen Vorreiter und mache aus deinen Versandverpackungen, die du Zuhause hast, eigene SendMePacks“ bewirbt das Unternehmen diese Aktion auf der Webseite. Darüber hinaus sind aber auch Karton-Rückgabestationen für Privatkunden angedacht. Diese könnten im Spätsommer eingeführt werden.
Das Team von SendMePack hat derzeit 10 Angestellte in Berlin und Nürnberg. Zukünftig wollen sie weitere Standorte aufbauen, unter anderem, „um der gigantischen Nachfrage gerecht werden zu können“, sagt Bondulich. Um das dafür notwendige Kapital zu erhalten, geht die Firma u. a. in der Vox-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ auf Investorensuche. Hier will das StartUp 200.000 Euro bei einer 25-prozentigen Beteiligung einsammeln.
Kommentar schreiben
Antworten
Ihre Antwort schreiben