Logistikunternehmen tüfteln immer wieder an neuen Ideen, um die letzte Meile zu optimieren. DHL überlegt nun, dafür auch Schiffe einzusetzen.
Was beim Warentransport auf der großen Reise funktioniert, könnte doch ebenso im Kleinen klappen: DHL prüft derzeit, einen Teil des Berliner Paketaufkommens mittels Paketschiffen über die Spree zu transportieren, wie die Zeit unter Berufung auf eine Meldung der Deutschen Presseagentur berichtet. Aktuell sollen zu diesem Vorhaben „intensive Gespräche“ mit möglichen Partnern und Behörden laufen. Das Konzept wurde zuvor bereits für Hamburg in Betracht gezogen.
Nachhaltiger Ansatz
Eines der Hauptziele der Pläne wäre es natürlich, den Transport über die Straßen zu entlasten. Das senkt einerseits den CO2-Ausstoß und könnte sich andererseits möglicherweise positiv auf die Lieferzeiten auswirken – denn auf den Wasserrouten gibt es ein deutlich geringeres Stau-Aufkommen.
Wie es in der dpa-Meldung weiter heißt, könnten in Berlin ein oder gar zwei Schiffe zum Einsatz kommen, welche Pakete vom Westhafen oder Treptow aus zu verschiedenen zentralen Anlegestellen weiterbefördern. DHL gab zu diesen konkreten Gerüchten jedoch bisher keine Stellungnahme ab.
Machbarkeitsstudie sieht das Vorhaben kritisch
Das Branchenportal Paketda berichtete bereits im Februar über die DHL-Pläne, auch in Hamburg die städtischen Wasserwege stärker in die Logistik einzubinden. Das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (FCML) hatte dazu bereits eine Machbarkeitsstudie mit eher ernüchterndem Ergebnis durchgeführt.
Demnach würden in Hamburg vor allem die Schleusenöffnungszeiten zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Transportgeschwindigkeit führen. Damit sich der Betrieb einer sogenannten Water Cargo Barge („Wassefracht-Kahn“) überdies wirtschaftlich rentieren würde, müssten mindestens 460 Fahrten pro Jahr zu 1.000 Euro umgesetzt werden. Umfragen unter den KEP-Dienstleistern zeigten jedoch ein deutlich geringeres Interesse, so dass die Studie nur etwa die Hälfte dieser Fahrten als realistisch betrachtet.
Zusätzlich müssten Logistiker im Innenstadtraum auch Brücken berücksichtigen. Schiffe könnten also nur bis zu einer gewissen Höhe beladen werden, was wiederum die Volumeneffizienz beeinträchtigt. Unabhängig von der Bebauung seien manche der Wasserwege streckenweise derart renaturiert, dass eine Durchfahrt mit großen Transportschiffen der Umwelt letztlich eher schaden würde.
Schwimmende Lagerflächen
Die Studie des Fraunhofer-Centers betrachtete zwar in erster Linie Hamburg, doch sind die Kritikpunkte weithin auch für Berlin anwendbar. Was die derzeit laufenden Gespräche also genau hervorbringen, bleibt abzuwarten.
Eine Alternative zum Transport über den Wasserweg könnte stattdessen die Nutzung der Schiffe als zusätzliche Lagerfläche darstellen. Die Schiffe könnten so knappen Lagerflächen an Land entgegenwirken. Ähnliches setzte kürzlich erst UPS im Hafen von New York um, wie Paketda mit einem Tweet des US-Paketdienstes belegte.
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