Die Logistikbranche sucht vermehrt nach Lösungen, um CO₂-Emissionen zu reduzieren. Eine Option ist die Verlagerung von Transporten auf die Schiene.
In der Nacht vom 30. zum 31. Mai wurden erstmals Sendungen von DPD Deutschland mit Güterzügen befördert. Die Pakete waren im Zuge eines gerade gestarteten Projekts des Unternehmens zwischen Hamburg und Duisburg unterwegs, meldete zuerst die Deutsche Presseagentur.
Die Bahntransporte sollen als klimafreundliche Variante künftig die per Lkw auf der Straße transportierten Mengen reduzieren. „Unser langfristiges Ziel ist die klimaneutrale Logistik“, sagt Anke Förster, Chief Network Planning and Optimisation Officer bei DPD Deutschland in einer Unternehmensmeldung. „Neben zahlreichen Maßnahmen, die wir bereits im Nahverkehr und auf der letzten Meile umsetzen, liegt unser Fokus auf dem Fernverkehr. Hier spielen alternative Antriebstechnologien auf der Straße ebenso eine Rolle wie die Bahn.“
Zunächst nur wenige Pakete befördert
Aktuell fiel das Transportvolumen auf der Schiene noch vergleichsweise gering aus: Lediglich jeweils zwei Container (Wechselbrücken) mit DPD-Paketen waren zum Projektstart im Güterzug unterwegs. Doch DPD hat größere Pläne: In den nächsten drei Monaten soll das Projekt ausgeweitet werden und weitere Bahnstrecken hinzukommen. Bis Ende 2023 will das Unternehmen fünf Prozent seines nationalen Frachtverkehrs über die Schiene abwickeln.
Für das Projekt kooperiert DPD mit dem Anbieter Kombiverkehr. Dieser stellt sicher, dass nicht ein kompletter Zug mit DPD-Containern bestückt werden muss. Stattdessen können auf bestehenden Routen einzelne Wechselbrücken gebucht werden.
Jeden Abend starten nun fast zeitgleich Güterzüge von Hamburg und Duisburg in entgegengesetzter Richtung, die mit DPD-Wechselbrücken beladen sind. „Die Strecke ist für uns optimal, da sich unsere Depots an beiden Orten unmittelbar in der Nähe zu den Cargoterminals der Bahn befinden“, so Anke Förster. Das Projekt dient jetzt dazu, mehr Erfahrungen für interne Umstrukturierungen zu sammeln. „Ein zusätzliches Verkehrsmittel bedeutet mehr Komplexität, gleichzeitig wollen wir sicherstellen, unsere Serviceversprechen einzuhalten“, erklärt die Verantwortliche.
Klimafreundlicher Transport per Bahn – auch bei DHL
Der CO₂-Ausstoß wird durch die Maßnahme deutlich reduziert: „Jede Wechselbrücke beladen mit DPD-Sendungen wird im Rundlauf zwischen Hamburg und Duisburg rund eine Tonne weniger CO₂ im Vergleich zum reinen Straßentransport emittieren. Dies entspricht einer Einsparung von mehr als 80 Prozent“, erläutert Björn Saschenbrecker aus dem Bereich Vertrieb bei Kombiverkehr. „Der Intermodale Verkehr wird DPD damit ein gutes Stück näher an die Verwirklichung der eigenen Klimaziele bringen.“
DPD entspreche mit dem Projekt auch dem politischen Wunsch, mehr Transporte auf die Schiene zu verlagern. Die Deutsche Post DHL ist dem Paketdienst dabei schon voraus: Perspektivisch will das Unternehmen 20 Prozent der Pakete mit der Deutschen Bahn befördern. Im April 2021 wurden lediglich zwei Prozent der Sendungen auf diesem Wege transportiert, im Herbst des letzten Jahres hatte der Bonner Logistiker aber seine Zusammenarbeit mit der Bahn intensiviert und den Sendungsanteil auf sechs Prozent gesteigert.
Inzwischen können Privatkunden auf ausgewählten Strecken und mit der DHL-Online-Frankierung wählen, ob ihre Sendungen mit der Bahn befördert werden sollen. Auch DPD will seiner Kundschaft langfristig die Wahl bieten, „ob sie ihre Waren auf schnellstmöglichem Transport auf der Straße oder über die größtmögliche Nachhaltigkeit per Bahn erhalten“, sagt Anke Föster.
Organisationen, wie die Allianz pro Schiene und der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), setzen sich zudem seit Längerem dafür ein, mehr Güterverkehr über das Bahnnetz zu realisieren. Wie sie in einer Umfrage Ende des letzten Jahres ermittelten, gebe es vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen noch ein hohes ungenutztes Potenzial, für Warentransporte den Kombinierten Verkehr – also Lkw und Bahn – zu verwenden.
Kommentar schreiben