Ein selbst entwickeltes Tool soll dem Staatskonzern helfen, dass künftig noch weniger Züge unpünktlich sind.
Im vergangenen Jahr zahlte die Deutsche Bahn fast 100 Millionen Euro Entschädigungssummen für Verspätungen. Ein KI-Programm, das 2022 erstmals zum Einsatz kam, hätte aber bereits 58.000 Verspätungsminuten verhindert. Nun soll die Software, die unter anderem mit künstlicher Intelligenz arbeitet, auf weiteren Strecken eingesetzt werden.
In Stuttgart, München und im Rhein-Main-Raum wird der S-Bahn-Verkehr bereits seit 2021 mit der hauseigenen KI-Software unterstützt. Weitere Metropolen sollen folgen: Noch im kommenden halben Jahr soll auch die S-Bahn Berlin mit dem Tool arbeiten, 2024 könnte die S-Bahn in Hamburg angeschlossen werden. Für dieses Jahr erhofft sich die Bahn bereits, deutschlandweit etwa 90.000 Minuten Verspätung auf diese Weise zu unterbinden, heißt es in der entsprechenden Ankündigung.
Software wird bei Zug-Koordinierung eingesetzt
Das Programm soll den zuständigen Disponent:innen der Bahn helfen, die die Koordinierung der Züge verantworten. Dafür erstellt das KI-Tool einen digitalen Zwilling des entsprechenden Bahnnetzes, für das der oder die Disponent:in zuständig ist. Die KI kann dann in etwa 100-facher Echtzeit den Betrieb simulieren und verschiedene Varianten der Verkehrslage durchspielen. Anschließend meldet das System einen Vorschlag an die Verantwortlichen, die so eingreifen könnten, bevor es zu Engpässen komme. „Dadurch müssen Züge seltener ihre Geschwindigkeit reduzieren oder warten, wenn ein anderer Zug einen Streckenabschnitt blockiert“, erläutert die Bahn. Und dies soll unterm Strich nicht nur für mehr Pünktlichkeit, sondern auch mehr Kapazität im Bahnnetz sorgen.
Bundesweiter Echtzeitfahrplan als Ziel
Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik zufolge wachse das Tool mit seinen Aufgaben. „So arbeiten wir uns Schritt für Schritt an den bundesweiten Echtzeitfahrplan heran“, erklärt sie. Je komplexer die Aufgabe für das Tool ausfalle, desto größer sei dann auch dessen Effekt. Der Echtzeitfahrplan sei ein langfristiges Ziel, so das Unternehmen, er solle „wie eine Art Gehirn zur digitalen Schaltzentrale des deutschen Bahnverkehrs werden“.
Derzeit findet beispielsweise ein Test auf der Strecke zwischen Elmshorn und Sylt statt, in dem das Programm nicht nur im S-Bahn-Netz, sondern mit Mischverkehr – Güter-, Nah- und Fernverkehrszügen – agiert. Hat das Projekt Erfolg, könnte es anschließend Optimierungsvorschläge für die Strecke zwischen Mannheim und Basel vornehmen, die eine besonders hohe Auslastung habe.
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