In Deutschland sind viele Post-Filialstandorte nicht besetzt. Postautomaten halten die wichtigsten Dienstleistungen bereit.
Die DHL Group, die seit Kurzem nicht länger „Deutsche Post“ im Konzernnamen führt, hat neue digitale Postdienstleistung angekündigt: So sollen zu 100 bereits bundesweit vorhandenen sogenannten Poststationen schrittweise 900 weitere hinzukommen. Ziel sei es, dass auf diese Weise mehrere Dienstleistungen, die in Filialen der Deutschen Post angeboten werden, an Automaten ausgeführt werden können.
Der Funktionsumfang der Poststationen ist somit größer als bei Packstationen. Die Services soll es ebenfalls rund um die Uhr geben. Hinzu kommt, dass an den neuen Automaten auch der Verkauf von Brief- und Paketmarken, inklusive Zusatzleistungen wie etwa Einschreiben möglich wird. Zudem können Briefe und Pakete über die Stationen versendet und empfangen werden, teilt der Logistikkonzern mit. Man kann sich die neue Station in etwa als Kombination aus Packstation, Briefkasten und Briefmarkenautomat vorstellen.
Post reagiere auf Nachfrage nach digitalen Lösungen
DHL argumentiert, dass sich die Nachfrage zur Nutzung von postalischen Leistungen, die 24/7 und automatisch abgewickelt werden können, erhöht habe: Mehr als 23 Millionen DHL-Kund:innen würden bereits die Packstation nutzen – die über den Service versandten und empfangenen Sendungsmengen würden kontinuierlich ansteigen. Das Angebot einer digitalen Poststation sei etwa vergleichbar mit Ticket- oder Geldautomaten, die ja inzwischen selbstverständlich zum Alltag gehören.
Die Automaten haben Fächer für Briefe und Pakete. Die Bedienung erfolgt per Touchscreen, es soll aber auch die Möglichkeit für einen Videochat mit dem Kundendienst geben. Brief- und Paketmarken werden bargeldlos verkauft, bezahlt werden könne mit EC-, Visa- oder Master Card sowie mit Apple Pay und Google Pay.
Poststationen sollen Angebote vor Ort ergänzen
Die neuen Automaten gelten als zusätzliches Angebot der „Deutschen Post“, die im Übrigen weiterhin als Marke unter DHL bestehen bleibt und deren Logo auf den Automaten neben dem DHL-Schriftzug zu sehen ist. „Die Poststation ist ein zusätzlicher Service für unsere Kund:innen und ergänzt unsere Angebote vor Ort. Mit unseren Poststationen können wir postalische Leistungen rund um Brief und Paket an attraktiven Standorten Tag und Nacht für unsere Kund:innen anbieten“, erläutert Holger Bartels, Leiter Multikanalvertrieb bei DHL. Derzeit gibt es 25.000 Verkaufsstellen, 12.000 DHL Packstationen sowie etwa 108.400 Briefkästen in Deutschland.
Anfang des Jahres teilte die Bundesnetzagentur mit, dass 140 Pflichtstandorte für Postfilialen im Bundesgebiet nicht besetzt seien. Mitte April waren es 145. Die Post erklärte dies generell mit fehlenden geeigneten Standortmöglichkeiten, etwa im Einzelhandel. Supermärkte oder kleinere Geschäfte würden oft zusätzlich die Postdienstleistungen anbieten, auf dem Land werden diese jedoch seltener. Gesetzlich ist verankert, dass die Post in jeder Gemeinde mit mehr als 2.000 Einwohnern mindestens eine Filiale betreiben müsse. Ob die Poststationen mit der anstehenden Postgesetzesreform künftig die Vorgaben zu dieser gesetzlichen Pflichtpräsenz erfüllen könnten, ist noch nicht klar. Bisher ist dem nicht so.
Neuer „Digitalzwang“?
FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben begrüßte laut Zeit zufolge den Vorstoß der Post. Der Politiker wies aber darauf hin, dass man an alle Personengruppen denken müsse. Nicht jeder könne und/oder wolle Automaten bedienen – und benötige persönlichen Kontakt am Schalter.
Erst im Mai dieses Jahres erhielt die Post vom Digitalcourage e.V. den Negativpreis wegen der großflächigen Umstellung vieler Packstationen, die nunmehr nur noch per Smartphone und Post&DHL-App zu bedienen sind. In diesem Zusammenhang wurde der „Digitalzwang“ kritisiert, vornehmlich, weil für die Nutzung der Dienste ein Kundenkonto nötig ist. Die Nutzung der Poststation ist DHL zufolge zwar kostenfrei, um Pakete und Päckchen an dieser zu empfangen sei aber, ähnlich wie bei der Packstation, eine einmalige Registrierung bei DHL nötig.
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