Mal wieder sind die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn gescheitert, es drohen lange Streiks.
Bahnreisende müssen sich in den kommenden Wochen womöglich auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Nachdem der Konzern vergangene Woche einen wahren Verhandlungsmarathon mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) abgehalten hat, sind die Tarifgespräche nun doch gescheitert. „Die Zentrale Tarifkommission der EVG hat die Verhandlungen am Mittwochabend mit der Deutschen Bahn nach langer und sehr intensiver Diskussion für gescheitert erklärt“, wird die Gewerkschaft bei der Welt zitiert. Die angebotene Lohnerhöhung komme zu spät, sie sei außerdem zu niedrig und die Laufzeit des Vertrages zu lang, begründet die EVG ihre Entscheidung.
Vorwurf: Gewerkschaft sei nicht kompromissbereit
Die Deutsche Bahn hat das Vorgehen der Gewerkschaft inzwischen hart kritisiert. „Die EVG wirft einen fast fertigen Abschluss weg und setzt kurz vor dem Ziel alles auf null. Eine Einigung war zum Greifen nah, 140 Seiten Tariftext sind bereits fertig“, so DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Wir haben intensiv verhandelt, hart gerungen und viele Teileinigungen erzielt. Das ist jetzt alles wieder vom Tisch.“
In dem seit Februar andauernden Tarifkonflikt fordert die EVG eine Lohnerhöhung von mindestens 650 Euro im Monat bzw. zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Dies soll auf ein Jahr lang festgesetzt werden. Die Deutsche Bahn hatte ihrerseits eine Erhöhung von zwölf Prozent in mehreren Stufen in Aussicht gestellt, bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Außerdem sollte eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2.850 Euro gezahlt werden, allerdings auch dies in mehreren Zahlungen.
Streik oder Schlichtung?
Aktuell ist noch offen, wie es in dem Tarifstreit weitergeht. Die für Bahnreisende beste Option wäre eine Schlichtung. Hier würden beide Parteien mit Verhandlungen versuchen, doch noch eine Einigung zu finden. Dafür würde eine Schlichtungskommission, bestehend aus Vertretern der Gewerkschaft und der Deutschen Bahn, sowie unabhängigen Schlichtern eingesetzt werden.
Ein zweites Szenario wären unbefristete Streiks. Dann würden zahlreiche Arbeitsniederlegungen und Zugausfälle genau in die Sommerferien fallen und den Zugverkehr erheblich einschränken. Die EVG sieht darin einen guten Weg, ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. „Neue Streiks können wir so lange nicht ausschließen, bis ein akzeptabler Tarifabschluss vorliegt“, betont EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch bei der Tagesschau.
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