Wie reagiert die DHL auf die logistische Konkurrenz durch den Online-Giganten Amazon? Dieser Frage und anderen interessanten Themen rund um den Konzern und Lieferdienst DHL und die Digitalisierung widmet sich ein Interview der Wirtschaftswoche mit dem DHL-Vorsitzenden Frank Appel. Wir haben die wichtigsten Aussagen für Sie zusammengefasst.
Gerade erst hat die DHL in Singapur ein riesiges Logistikcenter eingeweiht, das modernsten Digitalisierungsbedürfnissen genügt. Deshalb verwundert es nicht, dass auch DHL-Chef Frank Apple zum Thema Digitalisierung befragt wurde. Er rechnet durchaus mit einem Effizienzschub durch die Digitalisierung und führt als Beispiel ein Pilotprojekt mit Datenbrillen – die sogenannten Smart Glasses – ins Feld. Auf einer Brille werden den Mitarbeitern hier Informationen eingeblendet, um schnell das gewünschte Produkt im Lager zu finden, was die Produktivität erhöht. Zudem sieht der DHL-Chef es als Notwendigkeit an, dass eine Produktivitätssteigerung durch neue Technologien ermöglicht wird, um das Wirtschaftswachstum auch wirklich anzutreiben.
Mehr Mitarbeiter notwendig - Same Day sehr interessant
Auch wenn die DHL Kosten senken und die Digitalisierung vorantreiben möchte, rechnet Frank Appel mit einem weiteren personellen Wachstum bei der Deutschen Post. Bis 2020 könnten es 600.000 Mitarbeiter (statt bisher 500.000) sein. Neue Arbeitsplätze sollen insbesondere im Bereich Paketzustellung sowohl in Deutschland als auch in Europa entstehen. Gleichzeitig ist auch ein Ausbau der Paketkästen in Planung. Genaueres möchte Frank Appel jedoch nicht verraten, um nicht der Konkurrenz in die Karten zu spielen.
Auf die Frage nach dem Trend einer immer schnelleren Zustellung hat Frank Appel dies für Käufe definitiv bejaht und auch Same Day Delivery befürwortet, allerdings „eher in der Form, dass man morgen etwas bestellt und es abends geliefert wird.“ Auf die 90-minütige Lieferung durch Amazon angesprochen, nennt Apple eigene Projekte, die ein ähnliches Prinzip verfolgt haben. So liefert die Deutsche Post in Berlin, Hamburg, München, Köln und dem Ruhrgebiet ebenso innerhalb dieser Zeitspanne, sieht hier jedoch eher einen Nischenmarkt als einen logistischen Trend. Der Plan von Amazons 90-minütiger Lieferung mag attraktiv klingen, verschafft jedoch vor allem eines - Aufmerksamkeit. Das hat die Deutsche Post auch mit ihrem Paketcopter erlebt, der laut Appel im Übrigen wesentlich weiter sei als die Amazon-Drohnen, heißt es in der WirtschaftsWoche.
Weltweit ein Maßstab an Zustellqualität - keine Angst vor Amazon
Im Vergleich zu Amazon sieht der DHL-Chef keinen Mangel an Innovationsgeist: „Wir haben als Erste Packstationen aufgestellt, andere kamen damit erst Jahre später. Wir haben als Erste einen Paketkasten angeboten, nicht der Wettbewerb. Und wir haben auch Elektroautos selbst entwickelt. Jetzt produzieren wir sie bereits in Serie.“ Amazon sieht der DHL-Chef als echte Konkurrenz, die jedoch keine Weltneuheit präsentieren würde, denn Lager bauen, Pakete ausliefern - selbst per Flugzeug - all das wäre bereits von anderen Anbietern bekannt. An Selbstvertrauen scheint es der Deutschen Post nicht zu mangeln. „Mit unserem deutschen Paketgeschäft sind wir weltweit ein Maßstab für Zustellqualität. Dieses Feedback erhalten wir übrigens auch von Amazon.“ Ungeachtet dessen könnte Amazon die deutsche Post durchaus vom Paketmarkt drängen, denn im Raum München hat Amazon die Deutsche Post bereits überholt, was die Zahl der Paketlieferungen angeht.
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