Haben die größten Lkw-Hersteller ihre Kunden durch Preisabsprachen geprellt? Dieser Vorwurf steht im Raum und wird derzeit von der Europäischen Union untersucht. Im Visier der Ermittler stehen große Namen wie Daimler, Renault, Volvo und Scania.
Einigen Lkw-Herstellern aus Europa droht eine saftige Kartellstrafe. Die Unternehmen, darunter Daimler, Renault, Volvo und Scania, sollen Preisabsprachen getroffen und außerdem auch neue Emissionsvorschriften gemeinsam verhindert haben. Vor einem Jahr hieß es, die Kartellstrafe könne sich auf rund vier Milliarden Euro belaufen. Die EU-Kartellbehörden können zehn Prozent des betroffenen Umsatzvolumens als Strafe verhängen. Das seien im vorliegenden Fall maximal rund zehn Milliarden Euro. Die bisher höchste Strafe wurde im Jahr 2012 ausgesprochen und lag bei 1,4 Milliarden Euro.
Der Konzern Man dürfte vermutlich straffrei davonkommen. Zwar war die VW-Tochter auch Teil des Kartells, doch das Kartell war erst durch eine Selbstanzeige der Münchener im Jahr 2011 aufgedeckt worden. Dabei ging es um Korruptionsvorwürfe, die hausinternen Ermittler waren im Zuge der Aufarbeitung auf das Kartell gestoßen. Die VW-Tochter profitiert also von der Kronzeugen-Regelung der EU-Kartellbehörden.
Die Lkw-Hersteller legen schon Geld zurück
Die Lkw-Hersteller hätten sich nach Ansicht der EU dahingehend abgesprochen, dass es weder beim Preis noch bei der Lieferzeit ein geeignetes Konkurrenzangebot geben sollte. Konnte ein Stammkunde bei seinem Lieferanten beispielsweise den gewünschten Lastwagen nicht sofort bekommen, sollte er bei den Wettbewerbern ebenfalls nicht fündig werden. Die Absprachen des Kartells sollen nach Angaben der EU von 1999 bis zur Aufdeckung des Kartells im Jahr 2011 gelaufen sein. Daimler, Volvo und Man sollen ihre Beteiligung an Absprachen bereits eingeräumt und der EU-Kommission „umfangreiches Material“ ausgehändigt haben.
Damit können diese Konzerne auf eine mildere Strafe hoffen: „Wer nach dem Kronzeugen als Zweiter oder Dritter Informationen zum Kartell einreicht, kann einen Strafabschlag zwischen 30 und 50 Prozent erwarten“, heißt es dazu beim Handelsblatt. Trotzdem stellen die Hersteller sich auf die hohen Geldstrafen ein: DAF aus den Niederlanden soll bereits 860 Millionen Euro für die Strafzahlung zurückgelegt haben, Daimler habe mindestens 600 Millionen Euro auf die hohe Kante gelegt. Volvos Rücklagen für die Strafzahlung sollen sich immerhin auf 400 Millionen Euro belaufen. Die EU-Kartellbehörden sollen die Strafe in Kürze aussprechen.
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