50 Cent pro Paket – diese weihnachtliche Extragebühr der DHL sorgt in der Branche aktuell für Aufsehen. Händlerinnen und Händler sollen die neuen Kosten im Weihnachtsquartal, im Zeitraum vom 24. November bis 7. Dezember 2025, zahlen – und zwar zusätzlich zum ohnehin gewohnten „Peak-Zuschlag“ in Höhe von 19 Cent je Sendung, der seit einigen Jahren im Endquartal zwischen November und Dezember erhoben wird.

Über die konkrete Höhe wollte die DHL zunächst keine genaue Angabe machen. Dass die neue Extragebühr bei 50 Cent pro Paket liegt, hatte der Branchenverband BVOH berichtet. In Summe würden Unternehmen für DHL-Sendungen über einen Zeitraum von zwei Wochen damit 69 Cent mehr pro Paket zahlen. Dagegen regt sich nun Kritik aus der Branche.

Neuer Zuschlag als Strafgebühr und „echte Belastung“ für KMU

Weil die Sondergebühr der DHL insbesondere für kleine und mittelständische Online-Shops zur finanziellen Bürde und „echten Belastung werden“ kann, fordert etwa der BVOH, die geplante Maßnahme der DHL umgehend zu stoppen, berichtet n-tv. 

Wie eine Strafzahlung mute die Extragebühr demnach an. Statt Unternehmen zu einer Extrazahlung zu verpflichten, solle die DHL eher eigene Strukturen optimieren. Im Zuge der Kritik rückt der Verband konkret auch den viel kritisierten Wettbewerbsdruck aus China in den Fokus. In Peak-Zeiten könne beispielsweise überlegt werden, ob man „die Flut der Temu-Päckchen aus Fernost ein paar Tage ruhen lassen“ und nationale Sendungen entsprechend priorisieren könne.

Diskussionen um Preise, Zustellqualität und Kalkulation 

Auch in den sozialen Netzwerken und Foren sorgt der Vorstoß der DHL für Diskussionen unter den Sellern. Für einige sei DHL als Logistikpartner grundsätzlich zu teuer, ist etwa im SellerForum zu lesen. Andere berichten dort von einer wohlüberlegten Aufteilung des Jahres, wobei je nach Saison, Preis und Angebot zwischen verschiedenen logistischen Dienstleistern gewechselt werde. Eine vermehrte Abwanderung zu DHL-Konkurrenten wird unterdessen auch im Forum Onlinehandel bei Facebook vermutet. 

Breit gefächert sind die Meinungen hingegen unter den OHN-Leserinnen und -Lesern: Einerseits wird der DHL in Kommentaren etwa „marktschädliches“ Verhalten vorgeworfen, was gerade in Anbetracht der monopolähnlichen Stellung des Unternehmens kritisiert wird. Häufig moniert werden zudem potenzielle Mängel beim Transport, der Zustellquote oder auch der Zustellgeschwindigkeit durch die DHL – die entsprechende Qualität lasse sich dem Empfinden nach nicht mit den Zusatzkosten in Einklang bringen. Auch die häufigen Preisänderungen und die daraus resultierenden Schwierigkeiten bei der Kalkulation werden als Schwierigkeiten angeführt.

Immer wieder angebracht wird darüber hinaus der Umstand, dass die DHL speziell in Zeiten riesiger Auftragswellen die Preise erhöht, statt Mengenrabatte zu gewähren. In anderen Branchen sei es unvorstellbar, so der Vorwurf, für gut laufende Geschäfte nochmals Zuschläge zu verlangen.

Nicht alle Branchenakteure gehen allerdings mit solchen Kritikpunkten mit. Manche sehen den Aufschrei auch als „künstlich“ und überzogen: Gerade weil die neue Extragebühr nur in einem Zeitraum von zwei Wochen im Jahr erhoben wird, könne sie gut in der Ganzjahresaufstellung einkalkuliert werden. Aus kaufmännischer Sicht sei dies ein normaler Prozess, der nicht für Schwierigkeiten sorgen dürfe.

Peak-Gebühren als Standard in der Logistik-Branche

Grundsätzlich sind sogenannte „Peak-Gebühren“ in der Logistik keine Neuheit mehr: Geht es in die heiße Phase des Jahres, sind zusätzliche Gebühren für Lagerung, Transport und Zustellung längst zur Normalität geworden. Spätestens zum Black Friday wird mit groß angelegten Rabattaktionen das Weihnachtsgeschäft im Handel massiv angekurbelt. Für die Abfertigung resultierender, horrender Paketmengen benötigen die Paketdienste unter anderem zusätzliches Personal, womit dann auch Preissteigerungen begründet werden.

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